Berufsbild des Erziehers in der Gesellschaft nach vorne bringen
Ein Tagespraktikum absolvierte MdL Thorsten Wehner (SPD) in der Kindertagesstätte "Arche" in Altenkirchen. Dazu hatte die Gewerkschaft ver.di eingeladen, um auf die Situation in den Kindertagesstätten aufmerksam zu machen. Das Berufsbild erfordere deutlich mehr Akzeptanz in der Gesellschaft, auch vor dem Hintergrund, dass es kaum männliche Berufseinsteiger gebe.
Altenkirchen. Einen Eindruck von den vielfältigen Aufgaben der Erzieherinnen und Erzieher erhielt jetzt der Landtagsabgeordnete Thorsten Wehner bei einem Besuch der evangelischen Kindertagesstätte „Arche“ in Altenkirchen. Der SPD-Politiker hatte sich an einer landesweiten Aktion von ver.di beteiligt und einen ganzen Tag an der Arbeit in der Kindertagesstätte teilgenommen. Alle Landtagsabgeordneten in Rheinland-Pfalz waren von der Gewerkschaft zu einem Tagespraktikum in einer Kindertagesstätte eingeladen worden.
Die „Arche“ in Altenkirchen bietet seit ihrem Bestehen am neuen Standort im Jahr 1992 eine Ganztagsbetreuung an und verfügt über insgesamt 97 Plätze, davon 30 Ganztagsplätze für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren, 12 Plätze für Schulkinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren sowie 6 Plätze für Kinder unter drei Jahren in einer geöffneten Regelgruppe.
Die Leiterin der Kindertagesstätte Christa Hülpüsch erläuterte das ganzheitliche Konzept der Einrichtung, welches neben der Erfüllung der Erziehungs- und Bildungsempfehlungen des Landes Rheinland-Pfalz im Besonderen auf die Entwicklung der kreativen und musikalischen Fähigkeiten der Kinder ausgelegt ist. Wichtig ist den Mitarbeitern der Arche auch der Kontakt zum Umfeld der Kita, so finden z.B. regelmäßige Besuche der Kinder und Erzieherinnen im benachbarten Altenpflegeheim, Theodor-Fliedner-Haus, statt. Im Rahmen eines Musikprojektes, in dem die Kinder mit viel Freude traditionelles Liedgut (Volkslieder) einstudieren, trifft man sich mit den Senioren und Seniorinnen des Theodor-Fliedner-Hauses in regelmäßigen Abständen zum gemeinschaftlichen Singen.
Die Erzieherinnen machten auf die umfangreichen Dokumentationsaufgaben aufmerksam, „denn optimale Förderung bedeutet auch, Entwicklungsfortschritte und -potentiale festzuhalten und sie mit den Eltern rückzukoppeln“, so Helene Klein. „Dies nimmt mittlerweile erhebliche Zeit in Anspruch, die uns aber bei der Betreuung der Kinder fehlt“, ergänzte Christa Hülpüsch.
Im anschließenden Gespräch mit den Beschäftigten, Elternvertretern, Trägern und Vertretern von ver.di bedankte sich Thorsten Wehner für den umfassenden Einblick in den Tagesablauf dieser Einrichtung. Es sei ausdrücklicher Wille der SPD-geführten Landesregierung in Rheinland-Pfalz, dass möglichst alle Kinder schon früh von Bildungs- und Erziehungsangeboten in den Kindergärten profitieren können. Der Ausbau der Ganztagsbetreuung und Sprachförderprogramme, nicht nur für Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund, seien dabei wichtige Bausteine.
Einig waren sich alle Beteiligten, dass das Land mit der Einführung des Anspruchs auf einen beitragsfreien Kindergartenplatz für Kinder ab zwei Jahren einen wesentlichen Beitrag zu mehr Chancengleichheit im Bildungssystem sowie eine wichtige Unterstützung für Familien geleistet habe.
Die beitragsfreien Kita-Jahre seien ohne Zweifel von großer Bedeutung für eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gerade auch für junge Mütter. Auf der anderen Seite müsse man aber die damit verbundenen Mehrbelastungen für die Pädagoginnen und Pädagogen in den Kindertagesstätten sehen, so Christa Hülpüsch. „Die Verweildauer in den Kindertagesstätten hat sich verlängert. Die Aufgaben für die Pädagoginnen und Pädagogen sind gestiegen bei unveränderten Gruppengrößen, und das vor dem Hintergrund von geringen Veränderungen beim Personalschlüssel und Gehalt.“ Die Leiterin der Einrichtung wünschte sich deshalb mehr Zeit zur Vor- und Nachbereitung der pädagogischen Arbeit. „Wir wollen eine gute Arbeit für die Kinder machen. Dafür benötigen wir aber entsprechende Rahmenbedingungen und auch mehr Personal“, pflichtete Helene Klein ihrer Kollegin bei.
Thorsten Wehner erkannte an, dass die Ansprüche im pädagogischen Bereich gestiegen seien, heißt es in der Pressemitteilung. Die Erzieherinnen und Erziehern stehen dadurch vor großen Herausforderungen. Es gelte, das Berufsbild des Erziehers in der Gesellschaft nach vorne zu bringen und die Attraktivität zu steigern. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass nur wenige männliche Berufseinsteiger diesen Beruf wählen.
„Hier müssen wir uns mehr anstrengen. Das ist aber nicht nur eine Aufgabe von Politik, sondern eine gesamtgesellschaftliche Verpflichtung“, betonte Wehner. Angesichts des demografischen Wandels und des spürbar werdenden Mangels an qualifizierten Arbeitskräften werde sich langfristig auch jede Bildungsinvestition im Kita-Bereich auszahlen.
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