Leserbrief zum geplanten Flüchtlingscontainer in Isert: "Intelligentere Möglichkeiten?"
LESERMEINUNG | In die Gemarkung von Isert soll ein Containercamp für geflüchtete Menschen kommen, junge Männer zwischen 20 und 40 Jahren sollen einziehen. Dagegen machen sich in Isert und Eichelhardt Bedenken breit, die die Einwohner kürzlich auf einer Einwohnerversammlung teilten. Kuriere-Leserin Erika Uber mahnt in einem Leserbrief, sich auf die Chance zu besinnen, Menschen mit ihren Geschichten kennenzulernen.
Die Kuriere hatten über die Einwohnerversammlung zum Thema Flüchtlingscamp in Isert bereits berichtet.
LESERBRIEF. "Menschen, deren Leben in ihrem Heimatland bedroht ist und die vor Gewalt fliehen und oft einen gefährlichen Fluchtweg hinter sich bringen, haben ein (Menschen-)Recht auf Asyl. Weder sind die geflüchteten Männer, die zu uns kommen, von 'Natur', Kultur oder Religion aus Vergewaltiger, Frauenmissachter oder -belästiger noch per se respektlos gegenüber der Polizei. Mit den rund 30 männlichen Flüchtlingen, die in Schöneberg (400 Einwohner) 2015 und Folgejahre mitten im Dorf untergebracht waren, haben wir Nachbarn gute Erfahrungen gemacht. Anfängliche Ängste und Vorbehalte schwanden schnell bei persönlichen Kontakten.
Für einen für alle Seiten guten Verlauf braucht es allerdings gute Voraussetzungen: Das zahlenmäßige Verhältnis von Dorfbewohnern und Aufzunehmenden muss angemessen sein. Die Unterbringung sollte so sein, dass ein Kontakt zwischen alten und neuen Nachbarn möglich ist. Wenn das geplante Lager außerhalb des Dorfes liegt, wird man immer von "denen da drüben" sprechen. Die Chance für die Dorfbewohner, Menschen mit ihren Geschichten kennenzulernen, ist so kaum gegeben. Und wenn man sich nicht kennt, bleiben Vorurteile und Ängste.
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Warterei macht mürbe
Und was machen die Geflüchteten in diesem Camp? 'Es geht nicht um Integration', wird VG-Bürgermeister Jüngerich zitiert. Erfahrungsgemäß warten Asylsuchende wochen- oft monatelang, bevor ihr Asylgesuch bearbeitet wird. Was sollen sie in dieser Zeit machen? Kein Sprachkurs, keine Arbeit. Wenn's gut läuft, gibt es Kontakte mit freundlichen Menschen aus der Umgebung, die ihnen die Bürokratie, das Gesundheitswesen et cetera erklären. Ansonsten: den Tag irgendwie rumkriegen; mit dem Bus nach Eichelhardt oder Altenkirchen - wo 'der Bär tanzt'? Die Tage mit Warterei verbringen, macht mürbe, depressiv, eventuell aggressiv.
Statistisch werden die meisten Asylsuchenden irgendwann anerkannt und sollen sich dann möglichst schnell integrieren, eine Arbeit aufnehmen, einen Sprachkurs besuchen. Und dann wundert man sich, dass das nicht vorher geschehen ist. Wenn ich durch die Dörfer gehe, sehe ich manchen Leerstand. Ich glaube, es gibt noch Kapazitäten und intelligentere Möglichkeiten der Unterbringung."
Erika Uber, Birken-Honigsessen
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