Altenkirchener Stadthalle: Sanierung würde 11,81 Millionen Euro netto kosten
Es ist der Abschluss der ersten Etappe auf dem Weg hin, die Zukunft der Altenkirchener Stadthalle final zu klären. Eine Machbarkeitsstudie für eine mögliche Sanierung inklusive Untergeschoss weist Kosten in Höhe von 11,81 Millionen Euro (netto) aus. Die „gute Stube“ ist derzeit wegen einer Asbestbelastung der Lüftungsklappen komplett geschlossen.
Altenkirchen. Da wird gewiss der ein oder andere Kommunalpolitiker mal kräftig geschluckt haben, als ihm diese Zahl präsentiert wurde. Eine Sanierung der Altenkirchener Stadthalle, die seit dem 31. Juli 2021 wegen asbestbelasteter Lüftungsklappen komplett geschlossen ist, kostet inklusive Reparatur des Untergeschosses mit Kegelbahnen und Bierstube 11,81 Millionen Euro (netto). So lautet das Ergebnis der Bestandsaufnahme des Architektenbüros Fries (Vallendar), das eine Machbarkeitsstudie für eine gründliche Aufarbeitung vorgelegt hat. Als nächster Schritt muss ein Wirtschaftlichkeitsvergleich folgen, der Sanierung sowie Abriss und Neubau an gleicher oder anderer Stelle monetär gegenüberstellt. Vor diesem Hintergrund gab der Stadtrat in seiner Zusammenkunft am späten Donnerstagnachmittag (14. Dezember) der Verwaltung einstimmig grünes Licht, die „weitere Vorgehensweise zur Durchführung eines Wirtschaftlichkeitsvergleichs mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion ADD abzustimmen. Der Stadtbürgermeister wird ermächtigt, im Einvernehmen mit seinen Beigeordneten und den Vorsitzenden der Ratsfraktionen den Auftrag für die Durchführung eines Wirtschaftlichkeitsvergleichs zu vergeben“.
Praxis- und Büroräume im Erdgeschoss?
Die Überlegungen der Fachleute vom Rhein sehen eine Verlegung der ehemals „richtigen“ Küche aus dem Erdgeschoss auf die Saalebene vor (dann nur noch eine Caterer-Küche, also nicht zum Selbstkochen, sondern nur zum Erwärmen von Speisen), so dass es für Büro- und Praxisräume umgenutzt werden könnte. Darüber hinaus beinhaltet das Konzept eine vollumfängliche Generalsanierung des Objektes insbesondere unter energetischen Gesichtspunkten der kompletten Gebäudehülle als auch der Anlagentechnik. In der Gesamtsumme ist die Instandsetzung des Untergeschosses enthalten. Ein Umbau der beiden Kinosäle sowie der Bierstube zu zusätzlichen Eventflächen macht in dem Gesamtpaket 1,52 Millionen Euro aus. Der Ansatz verfolgt eine Ertüchtigung des Objektes zu einem KfW-Effizienzgebäude 40. Bei einem solchen besteht aktuell die Möglichkeit, Fördermittel bei der KfW-Bank in Höhe von 1,42 Millionen Euro zu beantragen. Weitere Dämmarbeiten im Untergeschoss könnten diesen Betrag bei überschaubaren Mehrkosten auf über 2 Millionen Euro anwachsen lassen. Zudem sind sowohl für die Sanierung als auch für einen Neubau weitere Fördermöglichkeiten im Rahmen der Stadtsanierungsmittel oder aus Investitionsstockmitteln des Landes gegeben. Diese Kosten wurden ermittelt – Sanierung und Umbau der Saalebene inklusive Zwischengeschoss und öffentlicher Flächen im Erdgeschoss inklusive Fassade, Dach, Küchenverlegung und Gebäudetechnik 7,18 Millionen Euro; Sanierung und Umbau des Erdgeschosses zu Büro- und Praxisflächen inklusive Fassade und Gebäudetechnik 1,78 Millionen Euro; notwendige minimale Sanierung des Untergeschosses inklusive Fassade und Gebäudetechnik 0,96 Millionen Euro; vollumfängliche Sanierung des Untergeschosses weitere 1,52 Millionen Euro; Außenanlagen 0,37 Millionen Euro.
Forderung: Noch mindestens 30 Jahre nutzbar
„Wir wollten drei Fragen beantworten lassen: Ist die Stadthalle sanierbar, sind Schadstoffe enthalten und was kostet eine Sanierung?“, erklärte Stadtbürgermeister Ralf Lindenpütz, „wir wollten zunächst aber nicht bewerten lassen, was uns der Reparaturstau kostet.“ Sie solle so saniert werden, dass sie noch mindestens 30 Jahre nutzbar sei. Lindenpütz, der sich ganz klar für eine Stadthalle (am alten Standort oder wo auch immer) aussprach, wies parallel darauf hin, dass jede Variante immer gewisse finanzielle Aufwendungen nach sich ziehe, „wenn wir das nicht beachten, lügen wir uns die Tasche.“ Heijo Höfer (SPD) regte für den Fall eines Neubaus an, grundsätzlich einen Ideenwettbewerb zu starten „und zwar nicht am Schluss. Wir dürfen nicht an etwas hängen, wofür wir schon Kosten aufgewendet haben“. Zudem stellte er die durchaus hohen Unterhaltungskosten für die Wartung von derzeit geplanten vier Aufzügen heraus, „wir dürfen nicht diesen Denkfehler von einer schön brauchbaren Halle in der Stadt machen.“ Peter Müller (Bündnisgrüne) verlieh dem nächsten Schritt, die Auseinandersetzung mit dem Wirtschaftlichkeitsvergleich, das Prädikat „sehr entscheidend“. Er sprach im Falle eines Neubaus die Vorgabe aus, ein „gutes zukunftsfähiges Bauwerk zu errichten“. Die Stadträte von vor 50 Jahren hätten diesen dreistöckigen Klotz gewollt, schaute Walter Wentzien (FWG) zurück, es sei einer der größten Fehler gewesen, den „diese Leute gemacht haben. Wir sollten uns nicht wieder so ein Ding an den Hals hängen, wie es da steht“.
Platz für bis zu 500 Menschen
Thomas Roos (FDP) merkte an, dass „wir eine Vorfestlegung nicht hatten.“ Das Verfahren werde ergeben, dass „wir eine Entscheidung treffen können“. Quer durch die Reihe der Fraktionen stand außer Zweifel, dass die Stadt einen überdachten Veranstaltungsbereich mit Platz für zwischen 450 und 500 Menschen inklusive der erforderlichen Funktionsräume und vor allem barrierefrei (womit die alte nicht dienen kann) benötigt. Das unterstrich Dr. Kristianna Becker (CDU): „Wir brauchen eine Halle in gewisser Größe. Aber wir müssen uns auch fragen, was wir uns leisten können.“ Ulrich Konter, Fachbereichsleiter Infrastruktur, Umwelt und Bauen der Verbandsgemeindeverwaltung Altenkirchen-Flammersfeld, wies darauf hin, dass ein Neubau an einer anderen Stelle bedeute, aus dem abgegrentzen Bereich des Stadtsanierungsprogramms und damit aus der Zuschussfähigkeit herauszugehen bzw. herauszufallen, somit andere Fördertöpfe anzapfen zu müssen. Die Machbarkeitsstudie habe der Nutzbarmachung gedient. Lindenpütz sprach als „Antwort“ auf Wentziens Darstellung schließlich von „einem vermeidbaren Fehler, wenn es denn ein Fehler war“. Für ihn ist „die Lage der Stadthalle top, die Halle ist vermarktbar, wir haben Bedarf beispielsweise an Büroräumen“.
Kino im Mai 2011 geschlossen
Die Stadthalle Altenkirchen wurde am 31. Juli 2021 zunächst dauerhaft geschlossen. Damit endete ihre gut 37 Jahre währende Nutzung, die am 14. April 1984 mit der Einweihung begonnen hatte. An gleicher Stelle hatte die erste Version gestanden, die 1924 in Betrieb gegangen war und dem Neubau hatte weichen müssen. Lediglich das Büro des Stadtbürgermeisters in Parterre war bis vor wenige Wochen noch geöffnet, inzwischen ist das neue „Chef“-Domizil im ehemaligen Postgebäude in der Bahnhofstraße hergerichtet. Der aktuelle Standort gilt zudem als eher unglücklich wegen fehlender ausreichender (Bus)Parkmöglichkeiten. Finanziell bringt die Schließung eine Einsparung von rund 120.000 Euro pro Jahr (Stand Juli 2021). Noch unter Matthias Gibhardt, der als Stadtbürgermeister zum 31. Mai 2021 zurückgetreten war, war eine Liste der Veranstaltungen der zurückliegenden 20 Jahre erstellt worden - mit dem Ergebnis, dass über die Zeit die Nutzung der Stadthalle ähnlich, aber nach und nach reduzierter erfolgt war. In diesem Zusammenhang hatte er damals über ein Sanierungskonzept aus dem Jahr 2010 berichtet, für das schon 2,5 Millionen Euro veranschlagt worden waren. Die beiden Kinos im Untergeschoss waren bereits Ende Mai 2011 geschlossen worden, Bierstube und Kegelbahnen folgten am 30. Juni 2012.
„Spiegelzelt“ zieht um
Das Kultur-/Jugendkulturbüro Haus Felsenkeller, Organisator der meisten Kulturevents schlechthin rund um die Kreisstadt, zieht mit dem „Spiegelzelt 2024“ vom Schlossplatz in den Burgwächter Matchpoint im SRS-Sportpark auf den Glockenspitze um und integriert dessen Veranstaltungen in die des „Kultur-Salons“. Als Grund für die „Umsiedelung“ wurden finanzielle und organisatorische Gründe genannt. Der Stadtrat, so das einstimmige Votum, bewilligte einen Zuschuss in Höhe von 10.000 Euro für das Projekt. Darüber hinaus wurden weitere finanzielle Unterstützungen in Richtung Kultur ohne Widerspruch gebilligt: Bei der Durchführung der Veranstaltungsserie „Kultur-Salon“ tritt die Stadt Altenkirchen als Kooperationspartner auf und schießt für „sechs konkret benannte Kooperationsveranstaltungen“ 22.000 Euro und zusätzlich zum „Spiegelzelt“ bei. Parallel wurde der Dauerbeschluss vom 28. Februar 2018 aufgehoben, der eine jährliche Unterstützungszahlung von 2000 Euro für das allgemeine Kulturprogramm des Kultur-/Jugendkulturbüros beinhaltet hatte. Des weiteren erhält es einen um 20 Prozent erhöhten Betriebsmittelzuschuss von 3600 Euro (in 2023 waren es 3000 Euro), nachdem ein Plus auf 7000 Euro ersucht worden war. Auf 2116 Euro beläuft sich erneut der Betriebsmittelzuschuss für den Verein Haus Felsenkeller Soziokulturelles Zentrum.
Zuschüsse fürs Tennisturnier und den SV
Das Frauentennis-Turnier „BW Ladies Open“ (früher: „AK Ladies Open“), das mit 60.000 US-Dollar dotiert ist, bei dem es um Weltranglistenpunkte geht und das vom 12. bis 18. Februar des kommenden Jahres zum elften Mal im Burgwächter Matchpoint (Vier-Platz-Tennishalle) im SRS-Sportpark auf der Glockenspitze ausgespielt wird, erhält aus der Stadtkasse 3000 Euro (bislang 2500 Euro), wie einstimmig bei vier Enthaltungen festgezurrt wurde, obwohl der Förderantrag auf 3500 Euro gelautet hatte. Der Schützenverein (SV) Leuzbach-Bergenhausen darf sich ebenfalls freuen: 3500 Euro „schenkt“ die Stadt, um den 100. Geburtstag des Klubs im kommenden Jahr zu unterstützen. Auch gegen diesen Schritt regte sich kein Widerstand. (vh)
Lokales: Altenkirchen & Umgebung
Jetzt Fan der AK-Kurier.de Lokalausgabe Altenkirchen-Flammersfeld auf Facebook werden!