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Nachricht vom 08.11.2007    

Kammer zieht eine positive Bilanz

Die Vollversammlung der Handwerkskammer (HwK) in Koblenz hat eine positive Bilanz bei der Konjunktur- und Ausbildungslage gezogen. Der Kammerhaushalt für 2008 in Höhe von etwa 25 Millionen Euro wurde einstimmig verabschiedet.

karl-heintz scherhag

Koblenz. Die wirtschaftliche Lage des Handwerks, die Perspektiven für den beruflichen Nachwuchs, Beschlüsse zu den vielfältigen Qualifizierungsangeboten für Lehrlinge, Gesellen und Meister sowie der einstimmig verabschiedete Kammerhaushalt für 2008 in Höhe von rund 25 Millionen Euro – das "Parlament des Handwerks" im nördlichen Rheinland-Pfalz, die Vollversammlung der Handwerkskammer Koblenz, behandelte ein umfassendes Themenspektrum.
"Der Handwerksmeister gilt in Europa" - so begrüßte HwK-Präsident Karl-Heinz Scherhag die 32 Arbeitgeber- und 16 Arbeitnehmervertreter unter seinen Handwerkskollegen und nahm damit Bezug auf die höhere Einstufung der Meisterqualifikation in der Berufsanerkennungsrichtlinie der Europäischen Union. "Auf der Stufe 3 ist der Meisterabschluss Diplomen gleichwertig, die in anderen EU-Ländern an Hochschulen erworben werden", sagte Scherhag. Er erinnerte an die intensiven Gespräche, die die HwK im Kontext ihrer Partnerschaftsprojekte mit bulgarischen Regierungskreisen geführt und dadurch den Balkanstaat für die Position des Handwerks gewonnen hatte. Denn: "Für unsere mittelständischen Betriebe in Europa brauchen wir nicht weniger, sondern mehr qualifizierte Aus- und Weiterbildung." Europa setze, anders als die Novelle der deutschen Handwerksordnung aus dem Jahr 2004, das richtige Signal "für mehr Mittelstand durch mehr und höhere berufliche Qualifikationen."
"Berufsausbildung, Fort- und Weiterbildung sind mehr denn je das Gebot der Stunde", verdeutlichte der Kammerpräsident mit Blick auf die demografische Entwicklung. "Die Erwerbsbevölkerung wird in Deutschland altern und schrumpfen, der Wettstreit um qualifizierte Köpfe deutlich zunehmen: Zwischen den Wirtschaftsbereichen, aber auch international. Ausbildung von jungen Menschen etwa aus Mittel- und Südosteuropa in Betrieben hierzulande wird immer wahrscheinlicher," sagte Scherhag.
Zufrieden zeigte sich Scherhag mit der Situation auf dem Lehrstellenmarkt – vom Kammerbezirk bis zur Bundesebene. "Ende Oktober wurde mit 3728 neuen Lehrverträgen der Endstand des Jahres 2006 bereits übertroffen. Damit legen unsere Handwerksbetriebe ein solides Fundament für Fach- und Führungskräfte für die Zukunft. Hier zeigt sich wieder die hohe gesellschaftliche Verantwortung für unsere junge Generation. Diese Ausbildungsleistung ist vor allem Ihr Verdienst. Hierfür spreche ich Ihnen meine Anerkennung und meinen Dank aus," so der Kammerpräsident. Auch die "Chancengarantie" von Kammern und Arbeitsagenturen in Rheinland-Pfalz wertete er als Erfolg: "Mit den seit sechs Jahren niedrigsten Zahlen an unversorgten Lehrstellensuchenden hat das Handwerk seine Selbstverpflichtung als überdurchschnittlicher Ausbilder wieder erfüllt." Bei der Entwicklung der Ausbildungszahlen schlage sich die optimistische Einschätzung der Konjunktur im Handwerk nieder.
"Das Handwerk investiert mit Tatkraft und Zuversicht in seine Betriebe und damit in Beschäftigung", erläuterte der selbstständige Kfz-Meister und fügte hinzu: "Ein Wirtschaftswachstum bleibt nur dann stabil, wenn es alle Betriebe mitnimmt. Insbesondere für die mittelständischen Betriebe müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Und dies heißt vor allem: Entlastung der Betriebe und damit auch der Beschäftigung. Entlastung bei Steuern, Abgaben, Entlastung von unnötiger Bürokratie."
Von der Reform der Unternehmensbesteuerung profitierten auch die Personenunternehmen des Handwerks, aber wie auch bei der jetzt skizzierten Reform der Erbschaftsteuer müsse die Eigenkapitalausstattung noch besser berücksichtigt werden. Eine sinnvolle Ergänzung sieht er in der Ausweitung des Steuerbonus’ auf Handwerksleistungen. Neue Märkte eröffneten sich für das Handwerk auch in der energetischen Gebäudesanierung, der Dorferneuerung und beim Bauen im Bestand – "unterstützt durch einen großen Strauß von Beratung und Weiterbildung der Handwerkskammer für ihre Betriebe."
Dazu gehöre auch die Präsenz "in der Fläche und die Unterstützung der Betriebe auf dem Land", die die HwK mit neuen Bildungs- und Beratungseinrichtungen in Cochem und Wissen sicherstelle und mit der geplanten Ahr-Akademie abrunden werde. "Bei all unseren Überlegungen steht der einzelne Betrieb im Vordergrund. Aufgaben bündeln, Stärken ausbauen und Synergien nutzen. Dies beweisen auch die Kreishandwerkerschaften in unserem Kammerbezirk", führte Scherhag aus und erinnerte an die beschlossene Fusion der beiden Kreishandwerkerschaften Bad Kreuznach und Rhein-Hunsrück zur neuen KHS Rhein-Nahe-Hunsrück.
Dem Land Rheinland-Pfalz bot der Kammerpräsident eine intensive Mitarbeit bei der Entwicklung einer neuen "Haupt-Schule" an. "Für sie muss es einen klaren Bildungsauftrag für den Übergang Schule - Ausbildung geben. Differenzierte Förderung und Hinführung zu Beruf und Berufsbildung, aber auch längere gemeinsame Unterrichtszeiten der Schüler in der Sekundarstufe sind einige weitere Kernpunkte unseres Konzepts," sagte Scherhag. Das Handwerk erkenne in der durch das Bildungsministerium vorgelegten neuen Schulstruktur für Rheinland-Pfalz Gemeinsamkeiten. Aber: "Die Vermengung von Haupt- und Realschule zu einer Realschule erster und zweiter Klasse sowie die Ausrichtung der neuen Realschule auf die Fachhochschulreife sind für uns noch erklärungs- und diskussionsbedürftig."
Auch der Vizepräsident für die Arbeitnehmerseite, Kfz-Meister Ulrich Ferber, stellte Bildungsfragen in den Mittelpunkt seiner Ausführungen und begrüßte die EU-Entscheidung zugunsten der Meisterqualifikation. "Nun gilt es umso mehr, um den Erhalt und die Stärkung des großen Befähigungsnachweises zu kämpfen und auch die politischen Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre auf diesem Gebiet zu korrigieren," so Ferber. Die positive Entwicklung bei den Ausbildungsplätzen ordnete er unter anderem der Ausweitung außerbetrieblicher Angebote zu. Dadurch dürfe aber das Duale System von Schule und Betrieb nicht unterlaufen werden, das "eins der Erfolgsrezepte des Handwerks ist." "Die Ausbildung von Fachkräften im eigenen Betrieb lohnt sich immer. Jungen Menschen den Start ins Berufsleben zu ermöglichen, ist nicht nur für die Jugendlichen, sondern auch für die Unternehmen von Bedeutung: Ausbildung sichert den zukünftigen Fachkräftebedarf und schafft motivierte, im eigenen Betrieb erprobte Mitarbeiter", sagte Ferber. Im weiteren setzte sich Ferber mit der EU-Dienstleistungsrichtlinie auseinander: "Einzelne Branchen sind von ihr ausgenommen, wenn sie von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse sind. Unterschiedliches Recht am gleichen Arbeitsort wird in Zukunft also durchaus möglich sein. Vieles wird nun davon abhängen, was die Bundesregierung aus der Richtlinie macht. Das Handwerk muss alles dafür tun, dass es klare Regelungen im Sinne unserer Betriebe und der Beschäftigten gibt."
Die Vollversammlung befasste sich auch mit aktuellen Entwicklungen und Schwerpunkten der Arbeit im Kammerbezirk Koblenz. Die Anzahl der Mitgliedsbetriebe zum 31. Oktober stieg um 354 auf 18905. Anders als in den zurückliegenden Jahren entfällt das Gros der Zunahme wieder auf die zulassungspflichtigen Handwerke der Anlage A zur Handwerksordnung (HwO), für deren Ausübung die Meisterqualifikation die Regel ist. Eine Hauptaufgabe für die Zukunft werde der Generationswechsel sein, denn gut zwei Drittel aller Betriebsinhaber sind älter als 50 Jahre.
Für den Rechnungsprüfungsausschuss bescheinigte Maler- und Lackierermeister Ulrich Bomm der Kammer einen sparsamen und klugen Umgang mit den Finanzmitteln und eine einwandfreie Buchhaltung. Einstimmig entlastete die Vollversammlung sowohl den Vorstand als auch die Geschäftsführung. Ebenfalls ohne Gegenstimme wurden Ergänzungen der Beitragsordnung und des Gebührenverzeichnisses sowie der Haushalt verabschiedet. Der Kammerbeitrag wird 2008 der allgemeinen Kostensteigerung angepasst.
Die Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter des Handwerks nahmen weiterhin die Beschlussvorlagen für die Rahmenlehrpläne der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung in mehreren Handwerksberufen sowie für die neue Gesellen-, Abschluss- und Umschulungsprüfungsordnung einstimmig an, die der Berufsbildungsausschuss der Kammer vorgelegt hatte. Des Weiteren nahm die Vollversammlung die Neubestellung der Gesellen- und Abschlussprüfungsausschüsse vor. Schließlich erklärte das höchste Kammergremium auch sein Einverständnis mit der Beleihung der Handwerkskammer Koblenz mit Aufgaben nach der Gewerbeordnung.
Nach der Genehmigung durch das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz und der Veröffentlichung im amtlichen Mitteilungsorgan der HwK, Deutsches Handwerksblatt, treten die Beschlüsse der Vollversammlung in Kraft.
Informationen zur Vollversammlung bei der HwK-Pressestelle, Telefon 0261/398 161, Telefax 0261/398 996, presse@hwk-koblenz.de, www.hwk-koblenz.de.
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Foto: Präsident Karl-Heinz Scherhag sprach zum "Parlament des Handwerks".



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