Kreissynode traf wichtige Entscheidungen für die Zukunft
Die Synode des Evangelischen Kirchenkreises votierte einstimming dafür, dass das Diakonische Werk eine Einrichtung des Kirchenkreises bleibt. Ebenfalls einstimmig wurde die neue Satzung verabschiedet. Auf der Tagesordnung standen wichtige Zukunftsthemen, wie die Entwicklung der Kindertagesstätten. Auch der Haushalt 2012 wurde verabschiedet, eine Erhöhung der kreiskirchlichen Umlage genehmigt.
Kreis Altenkirchen. "Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig." Das Wort aus dem Korintherbrief des Apostels Paulus zog sich nicht nur als "roter Faden" durch den Bericht von Superintendentin Andrea Aufderheide bei der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Altenkirchen, die am Wochenende in Hamm tagte, sondern wurde auch in den vielfältigen Diskussionen zu verschiedensten Zukunftsfragen verortet.
"Natürlich lässt sich auch hier die sich auf allen Organisationsebenen verändernde Bedingungslage unserer Gemeinden, der sich anpassenden kreiskirchlichen Strukturen und der um gesamtverträgliche Lösungsansätze ringenden Landeskirche weder verdrängen noch schönreden", unterstrich die Superintendentin, doch wollte sie das abgelaufene Jahr mit dem paulinischen Bewusstsein bedenken "dass ein ‚Tiefgang der Gnade Gottes’ nur dort zum Ereignis werden kann, wo wir Ohnmacht und Schwäche wahrnehmen und annehmen, bei uns selbst und bei anderen. Nur dann wird Gottes Kraft wirksam."
"Gottes Kraft spürbar machen" wolle der Kirchenkreis - so die Superintendentin in ihrem Bericht – auch mit dem Ausbau kreiskirchlicher Stellen (Krankenhaus, Berufsbildende Schulen und Arbeit mit behinderten Menschen), die in 2011 gestemmt wurden.
"Das sind Zukunftsinvestitionen in Aufgabengebiete, die die Menschen dort stärken, wo ihre Gemeinschaft mit uns alltäglich in Frage steht", hob die Theologin hervor.
Zukunftsweisend – so die Entscheidung der Synode – soll auch die diakonische Arbeit in der Region werden. Einstimmig votierte sie dafür, dass das Diakonische Werk auch künftig eine Einrichtung des Kirchenkreises bleibt – und nicht wie andernorts als eigenständiger Verein agiert.
"Wir verstehen Diakonie als Wesenäußerung von Kirche", unterstrich die Superintendentin. Allerdings – so das Ansinnen des Kirchenkreises die über 30 Jahre alte Satzung des Diakonischen Werkes zu reformieren – soll eine neue Leitungsstruktur dafür sorgen, dass deutlicher wie bisher die die Ebene der Aufsicht von der Ebene des operativen Geschäfts getrennt wird.
Einstimmig wurde die neue Satzung von den rund 70 Delegierten aus den 16 Kirchengemeinden und den kreiskirchlichen Arbeitsbereichen verabschiedet. Danach wird künftig ein dreiköpfiger geschäftsführender Ausschuss die laufenden Geschäfte des Diakonischen Werkes verantwortlich führen. Ihm gehören – so ein ebenfalls einstimmiges Votum der Kreissynode – als Vorsitzender Pfarrer Marcus Tesch (Wissen) sowie Wolfgang Bay (Weyerbusch) und Jörg Federrath (Betzdorf) an.
Ein „Arbeitskreis für Gemeindediakonie“ löst den bisherigen Diakonie-Ausschuss des Kirchenkreises ab und sorgt – personell ausgestattet von den Kirchengemeinden – dafür, dass die diakonische Vor-Ort-Arbeit der Gemeinden auch weiterhin unterstützt und gefördert wird.
Ihren Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung wollen die evangelischen Gemeinden und der Kirchenkreis künftig "klarer" leisten. Schon seit vielen Jahren beziehen sie alle gemeinsam – neben der Eigen-Produktion von Solar-Strom auf Kirchendächern und Verwaltungsgebäuden – Öko-Strom. Da es bei den Anbietern von Ökostrom unterschiedliche Qualitäten gibt, hat der Umweltausschuss des Kirchenkreises herausgearbeitet und empfahl der Synode, sich beim Stromkauf künftig an solchen Anbietern zu orientieren, die den Strom selbst erzeugen/direkt vermarkten und den Bau neuer Ökostromanlagen selber fördern. Umdeklarierten ‚Egalstrom’ will man – so der einstimmige Synodenbeschluss - künftig meiden.
"Klartext" gab es auch bei einer Synodenentscheidung rund um den Sonntagsbeschluss, den die Synode im Vorjahr getroffen hat. Weiterhin will man sich – möglichst im ökumenischen Miteinander – für einen segensreichen Sonntagsschutz einsetzen. Um aber auch dem Selbstanspruch als "Kirche vor Ort - nahe bei den Menschen" gerecht zu werden, sollen kirchliche Aktionen, etwa beim Kreisheimattag und anderen besonderen Gelegenheiten, auch dann möglich sein, wenn diese mit einem verkaufsoffenen Sonntag verknüpft sind.
"Die jetzige in ökonomischer Hinsicht zumindest in Deutschland immer noch herrschende ‚Schönwetterlage’ kann rasch von einem üblen Sturmtief hinweggeweht werden", mahnte der Vorsitzende des kreiskirchlichen Finanzausschusses, Pfarrer Jürgen Volk (Hilgenroth) die Synodalen, weiter auf ihre soliden Wegen zu bleiben "Unsere Einnahmen sind von vielen Faktoren abhängig, die wir als kirchliche Haushalter nicht beeinflussen können". Der Ausschuss-Vorsitzende sieht angesichts der Geschehnisse auf den internationalen Finanzmärkten auch Gefahren für langfristig angelegten Gelder, die Gemeinden über magere Jahre hinweghelfen sollen. "Wir täten als Kirche jedoch gut daran, weniger auf die zukunftsichernde Wirkung zurückgelegten Kapitals zu vertrauen, sondern vielmehr auf die Menschen, die gemeinsam Kirche sind", mahnte der Theologe.
Unsicherheiten auf der Einnahmen-Seite, gleichzeitig aber langfristige Verpflichtungen – etwa im Personalbereich oder im Gebäudeunterhalt – hatte auch Superintendentin Andrea Aufderheide in ihrem Bericht an die Synode als permanente Herausforderungen für die Kirchengemeinden benannt. Bemerkenswert war für die Superintendentin in diesem Zusammenhang, dass immer stärker Gemeindemitglieder bereit seien in Eigenleistung für ihre Kirchengemeinde aktiv zu werden.
Einstimmig verabschiedete die Synode den Haushalt 2012 in Höhe von rund 6,415 Millionen Euro, billigte dessen Ausgleich durch Rücklagen-Entnahme und genehmigte eine notwendige Erhöhung der kreiskirchlichen Umlage.
Herausfordert werden sieben der 16 Evangelischen Kirchengemeinden im Kreis durch die stetige Weiterentwicklung im Bereich der von ihnen getragenen Kindertagesstätten. Ob man sich diesen Herausforderungen künftig weiterhin einzeln oder im Verbund stellen wird, soll bei der Frühjahrssynode im Juni 2012 in Daaden geklärt werden. Die Synodalen erbaten bis dahin von ihrem Kindergarten-Fachausschuss entsprechende Entscheidungshilfen und Finanzpläne.
Um langfristige Zukunftsperspektiven für den Kirchenkreis und seine Gemeinden zu entwickeln und die handelnden Akteure auf allen Ebenen zu vernetzen, wurde 2008 von der Kreissynode ein „Säulenmodell“ entwickelt. Seither bedient sich die Synode bei Entscheidungsprozessen an Arbeitsergebnissen der „Säulen“ und des daraus entstandenen Strukturausschusses. Nun soll es nach einstimmigem Votum der Kreissynode nach drei Jahren eine Evaluation dieses Modells geben. Kürzlich zusammengetragene Umfragenergebnisse sollen in diese Arbeit einfließen.
Weitere Zukunfts-Themen der zweitägigen Kreissynode im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Hamm waren neben landeskirchliche Vorgaben im Bereich der Personalplanung, die Partnerschaften mit dem ehemaligen Kirchenkreis Gransee in Brandenburg, der nach zwei Fusionen innerhalb der vergangenen Jahre nun im Kirchenkreis "Oberes Havelland" aufgegangen ist und die Lebenssituation der Partner im afrikanischen Muku (Kongo) angesichts der dort bevorstehenden Wahlen.
Begonnen hatte die Synode mit einem Abendmahlsgottesdienst in der Evangelischen Kirche in Hamm. Synodenprediger war diesmal Pfarrer Bernd Melchert (Mehren/Schöneberg), der angesichts der vielen Herausforderungen synodaler Entscheidungen appellierte: "Nur wenn wir uns bewusst machen, dass wir angenommen sind von Jesus, dass er unser ‚Fundament’ ist, nur dann können wir Veränderungen im Leben unserer Gemeinden dankbar annehmen und auch segensreich gestalten". Musikalisch wurde der Gottesdienst von Kantor Achim Runge (Hamm) ausgestaltet. PES.
Lokales: Hamm & Umgebung
Jetzt Fan der AK-Kurier.de Lokalausgabe Hamm auf Facebook werden!