Unvergessliches Konzert: "Heritage" entfesselte das Kulturwerk in Wissen
Von Wolfgang Rabsch
An einem Abend der Superlative eroberte die Projektband "Heritage" das Kulturwerk in Wissen und brachte es zum Beben. Der fast dreistündige Auftritt war voller Energie, Leidenschaft und erstaunlicher musikalischer Darbietungen.
Wissen. Wo fängt man an, wenn man von einem Abend der absoluten Spitzenklasse berichten soll? Sind es die Stimmen des vollkommen begeisterten Publikums, sind es die eigenen Emotionen, oder würdigt man die Band, die schier Unmögliches dem Publikum schenkte? Dann fällt die Entscheidung doch relativ leicht, es war die Projektband "Heritage", die das Kulturwerk in Wissen komplett vereinnahmte und teilweise zum Beben brachte. Das Konzert von "Heritage" kann nur mit Superlativen beschrieben werden, denn niemand konnte bei dem fast dreistündigen Konzert ein Haar in der Suppe finden.
Die Bandmitglieder stammen überwiegend aus dem nördlichen Teil des Kreises Altenkirchen (Wissen, Betzdorf, Kirchen, Alsdorf) und dem angrenzenden Siegerland. Alle Musiker haben die Rockmusik im Blut, sind selbst in bekannten regionalen Bands musikalisch tätig und haben sich in der Projektband "Heritage" zu einem großen Ganzen vereint. Sie spielen nur ein Konzert in jedem Jahr, nämlich kurz vor dem Jahreswechsel in Wissen im Kulturwerk.
Ehrung für verstorbene Musikgrößen
Mit ihrem Konzert ehren sie Popgrößen, die im zurückliegenden Jahr verstorben sind, sich aber im Rockgeschäft als Solist oder Mitglied einer Band unsterblich gemacht haben. "Unsterblich" ist ein großes Wort, man kann sich unsterblich verlieben, das bedeutet, dass eine Liebe über den Tod hinaus dauert. Viele Künstler haben sich in dem Sinne "unsterblich" gemacht, Picasso und Rembrandt als Maler, Goethe als Dichter und Literat, Beethoven und Wagner in der klassischen Musik. Sie alle haben mit ihren Werken und ihrer Kunst, über Jahrhunderte ihre Anhänger begeistert und der Zuspruch dauert bis heute an. So etwas kann getrost als "unsterblich" bezeichnet werden.
Um nichts anderes geht es in der Rock– und Popmusik: Während bestimmte Genres, wie zum Beispiel Techno, relativ kurz eine Modeerscheinung sind, ist die Musik des Rock und Pop beispielgebend für einen Musikstil, der generationenübergreifend Menschen immer noch begeistert. Da viele Fans des Rock mit der Musik groß geworden ist, besteht über deren Tod hinaus eine starke Symbiose, die sich aus Emotionen, Erinnerungen und der Musik zusammensetzt.
Ein Highlight im Westerwald
So, nun aber endlich zum Konzert: man kann nur denjenigen gratulieren, die sich rechtzeitig Tickets für das Konzert gesichert hatten, denn das Kulturwerk war bis auf den letzten Platz restlos ausverkauft. Wissen ist sozusagen das Epizentrum von "Heritage", da wie bereits eingangs erwähnt, alle Musiker aus dem näheren und weiteren Umfeld von Wissen stammen, sie hatten sozusagen ein Heimspiel.
Bereits ab dem ersten Song von den "Foo Fighters" (Learn to fly), mit dem der Drummer der Band, Tayler Hawkins, geehrt wurde, der im Alter von 50 Jahren urplötzlich verstarb, brachen alle Dämme und der größte Teil des Publikums scherte sich nicht mehr um ihre Sitzplätze. Bernd Gudernatsch, Moderator, Sänger und Bassist, führte wieder unterhaltsam und mit vielen Informationen für den Verstorbenen gespickt, durch das Konzert. Zum Tod von Taylor Hawkins meinte er lediglich, dass der am Ende seines Lebens leider wohl etwas ungesund gelebt hätte.
Die Crème de la Crème der Rockmusik wurde geehrt
Da bei diesem Konzert eine Vielzahl Musiker geehrt wurden, können an dieser Stelle lediglich der Name der Band und der Verstorbene, beziehungsweise der Name des Solisten genannt werden: Stranglers (Jet Black), Depeche Mode (Andrew Fletcher), Hawkwind (Nik Turner), Crosby, Stills, Nash und Young (David Crosby), Yardbirds (Jeff Beck), Fleetwood Mac (Christie McVie), Doobie Brothers (John Hartmann), Bon Jovi (Alec John Such), REO Speedwagon (Gregg Philbin) und die Pointer Sisters (Anita Pointer). Die Welthits dieser Gruppen brachten das Kulturwerk in Wallung.
Doch der eigentliche Höhepunkt, der das zuvor Erlebte noch toppte, nahte, als Tina Turner die Ehre erwiesen wurde. Als die drei Sängerinnen von "Heritage" Tinas Superhit "Simply the best" in einer fast zehnminütigen Performance regelrecht zelebrierten, drohte das Kulturwerk zu explodieren, zumal das Publikum den 800-fachen Backgroundchor bildete, die Halle befand sich wie in einem Rausch.
Eine faustdicke Überraschung hatte "Heritage" als allerletztes in petto, als sie zusammen mit dem Männergesangverein (MGV) "Sangeslust" Birken-Honigsessen, von "Vangelis" dessen Hymne "Conquest of Paradise" zelebrierten, die teilweise so klang, als würde ein gregorianischer Mönchschor singen. Der Jubelorkan, mit dem "Heritage" verabschiedet wurde, kann mit Worten kaum beschrieben werden, man muss es erlebt haben.
Ganz am Ende dieses Artikels noch ein Bonmot von Bernd Gudernatsch, der charmant, witzig, informativ und unterhaltsam durch das Programm führte, als er eine Rocknummer von "Hawkwind" ansagte: "Normalerweise müsste ich jetzt mit nacktem Oberkörper auf der Bühne stehen, doch in meinem Alter und mit meiner Figur, entblößte ich mir nur noch bei meinem Hausarzt, wenn ich dort zur Routineuntersuchung gehe".
Die Akteure von "Heritage"
Bernd Gudernatsch (Moderation, Bass, Vocals), Joi Dreisbach (Vocals), JoJo Weber ( Gitarre, Vocals), Armin Lübke (Keys), Micha Böcher (Keys), Jörg Schenk (Gitarre), Matthias Mille (Gitarre), Ralf Friedrich (Gitarre), Lothar Jung ( Bass, Gitarre, Vocals), Gillermo Banz (Drums), Moritz Mann (Percussion), Melanie Bernhardt (Vocals), Kerstin Kargel (Vocals) Kerstin Wittenius ( Vocals), Boris Knikl (Saxofon). Technik: Dominik Braun (Ton), Rosi Quast (Beleuchtung, Licht), Thomas Klimisch (Videoprogrammierung)
(Wolfgang Rabsch)
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