Rathaus Altenkirchen: Ahnengalerie der ehemaligen Chefs fast komplett seit 1817
Seit über 200 Jahren gibt es Gebietskörperschaften mit der Stadt Altenkirchen im Zentrum. War es zunächst eine Bürgermeisterei und dann ein Amt, ist es nunmehr eine Verbandsgemeinde (seit 2020 fusioniert mit der Verbandsgemeinde Flammersfeld). In mühevoller Recherchearbeit wurden fast alle „Chefs“ seit 1817 ermittelt.
Altenkirchen. Ahnenforschung kann eine immens spannende Angelegenheit sein. Die, die Fred Jüngerich als Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Altenkirchen-Flammersfeld initiiert hatte, ließ sich unter dem Strich beinahe zu 100 Prozent als erfolgreich bewerten. Das Ergebnis ziert Teile zweier Wände des kleinen Sitzungssaals im Altenkirchener Rathaus. Waren bislang schon Regenten des ehemaligen Amtes und der VG Altenkirchen seit 1951 jeweils per abgelichtetem Konterfei verewigt, nämlich Dr. Emil Haas, Karlheinz Klöckner, Heijo Höfer und Heinz Düber (erster Beigeordneter), kamen drei weitere per Foto hinzu. Ludwig Blank, Christian Rörig und Wilhelm Franken (erster Amtsbeigeordneter) ergänzen das bekannte Quartett. Auf einer Schautafel sind darüber hinaus die Namen derjenigen Herren aufgelistet, die seit 1817 - unmittelbar nach dem Wiener Kongress - mal ganz kurz, mal kurz, mal lang und mal ganz lang das Sagen in der Bürgermeisterei Altenkirchen, im Amt Altenkirchen und in der VG Altenkirchen hatten. Hin und wieder tun sich winzige zeitliche Lücken auf, weil die mühevolle Recherchearbeit von Jüngerich, zudem auch der letzte Bürgermeister der VG Altenkirchen, Jacek Swiderski als Leiter des Kreisarchivs und des ehemaligen gymnasialen Geschichtslehrers Dr. Eberhard Blohm, der unter anderem die Online-Stadtchronik von Altenkirchen „Akdia“ ins Leben gerufen hat und diese nach wie vor betreut, fruchtlos geblieben war.
Protokoll- und Beschlussbücher gewälzt
Inspiriert von gleich gelagerten Präsentationen im Flammersfelder Rathaus mit Friedrich Wilhelm Raiffeisen an der Spitze (und ebenfalls mit fotografischen Lücken in der zeitlichen Abfolge) als auch im Weißenthurmer Verwaltungssitz, hatte sich Jüngerich ans Werk gemacht. „Das ist interessant, da muss man sich einmal mit befassen“, zog er seine persönlichen Schlüsse aus dem Gesehenen, wohl wissend, dass die Ahnengalerie eine Etage unter seinem Büro bei Haas endete. So wurden alsbald Protokoll- und Beschlussbücher, die teils im Kreisarchiv und teils in der Verbandsgemeindeverwaltung lagern, gewälzt, wurde „Akdia“ als wichtige Quelle genutzt. Je tiefer Jüngerich in die Vergangenheit eintauchte, umso bemerkenswerter stufte er die Leistung „dieser Männer zu ihrer Zeit damals“ ein. Die Aufgabenstellung sei mit Sicherheit schwieriger als heute gewesen. „Wir jammern auf hohem Niveau. Ich bin überzeugt, dass einige ganz andere Probleme hatten, denn es ging auch ums Überleben“, erklärte er, „für mich war es wichtig, die Geschichte aufzuarbeiten als Zeichen der Wertschätzung, der Leistung meiner Vorgänger und ihrer Ratsleute.“
Material in einem Ordner gebündelt
Zunächst als ein Projekt der Auszubildenden der Verbandsgemeindeverwaltung gestartet, wurde sehr viel Material in Textform zusammengetragen. Ergänzt von den Darstellungen, die Blohm verfasst hatte, ließen sich die gesammelten Erkenntnisse aufgrund des großen Umfangs nicht in komprimierter Form zur Schau stellen, so dass sie in einem Ordner eine Bleibe fanden und der Weg der fotografischen Ergänzung gepaart mit der tabellarischen Auflistung für die Erweiterung der optischen Darstellung gewählt wurde. „Bei der Recherche kommt man, wenn man sich die Zeit dafür nimmt, ganz schnell an eine einfache und natürliche Grenze, das ist die Schrift, nämlich Sütterlin“, berichtete Jüngerich, der sich selbst als ein bisschen firm in dieser Schriftform weiß, „weil ich sie durch meinen Opa und meine Oma kenne“. Die Autoren der Beiträge in den Protokollbüchern seien, von der Art und Weise, Sütterlin zu nutzen, eher Künstler gewesen. Er zolle diesen „Leuten Respekt, wie sie damals gearbeitet haben“. In einem Atemzug dankte Jüngerich Swiderski für die Hilfe beim Verstehen, denn ohne „Sie hätte ich vieles nicht lesen können. Grundsätzlich wäre dieses hier ohne Sie beide nicht möglich gewesen“, schob er eine pauschale Anerkennung nach, in die er auch Blohm und seine Vorzimmerdame Barbara Bauer für deren unermüdlichen Transport der Protokoll- und Beschlussbücher treppauf und treppab einschloss.
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Es fehlen viele Akten
Swiderski erwähnte viele Schwierigkeiten, die bei den Nachforschungen aufgetreten waren. So führte er das Nichtvorhandensein von Namen auf den Rückseiten alter Fotos, Probleme mit den Quellenlagen, die Informationsarmut im 19. Jahrhundert im Allgemeinen an. Auch sei es schwergefallen zu eruieren, was die Würdenträger vor und nach ihren Amtszeiten jeweils gemacht hätten. „Es fehlen viele Akten“, lautete eine weitere Erkenntnis Swiderskis nach Abschluss des Projekts, das sei wohl dem Fakt geschuldet, dass andere Generationen Schriftstücken gegenüber ein anderes Verhältnis gehabt hätten. Er betonte, dass es teils wirklich nicht möglich gewesen sei, mehr über diese Leute zu erfahren, die „die Geschicke gelenkt haben“.
Nennt die Namen!
Bürgermeisterei Altenkirchen: Johann Friedrich Imhäußer 24. Januar 1817 - 14. September 1820 (gleichzeitig Todestag); Casper Heinrich Nörrenberg 1820 – mindestens 1826; Peter Bidgenbach 9. Oktober 1845 - 1846 (kommissarisch); Eduard Kedesdy 12. September 1846 - 23. August 1847 (kommissarisch) und 24. August 1847 - 1852; Friedrich (Ludwig) Lietzmann 15. September 1852 - Dezember 1885; Michael Weber 8. Januar 1886 - März 1902; Julius Emil Max Schmidt 28. Juni 1902 - Dezember 1919; Wilhelm Dieckmann (Beigeordneter) Vertretungszeit Januar 1920 - April 1920; Ludwig Blank 1. Mai 1920 - 25. Juni 1920 (kommissarisch), 26. Juni 1920 - 30. November 1945 (Bürgermeisterei und Amt); weitere Amtsbürgermeister: Paul Nolden Februar 1946 - März 1946 (kommissarisch); Friedrich Schneider April 1946 - November 1946; Christian Rörig 2. Dezember 1946 - 28. Februar 1947 (kommissarisch) und 1. März 1947 – 31. Mai 1950; Wilhelm Franken (erster Amtsbeigeordneter) Vertretungszeit 1. Juni 1950 - 23. Dezember 1950; Dr. Emil Haas 23. Dezember 1950 - 31. Juli 1971 (Amt und Verbandsgemeinde); Verbandsgemeindebürgermeister: Karlheinz Klöckner 1. August 1971 - 29. Februar 1992; Heinz-Joachim (Heijo) Höfer 1. März 1992 - 30. November 2016; Heinz Düber (erster Beigeordneter) Vertretungszeit 1. Dezember 2016 - 31. Dezember 2017; noch nachzutragen ist: Fred Jüngerich 1. Januar 2018 - 31. Dezember 2019 (letzter Bürgermeister der VG Altenkirchen); Bürgermeister der fusionierten Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld: Fred Jüngerich 1. Jaunar 2020 - ????. (vh)
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