Ausgelassene Herrensitzung der "Närrischen Ritter" in Herschbach
Von Wolfgang Rabsch
Die "Närrischen Ritter" hatten allen Grund, sich des Lebens zu erfreuen: Passend zur närrischen Zeit führten sie die 33. Herrensitzung in der Hergispachhalle in Herschbach durch, dazu war die Herrensitzung schon Wochen vorher restlos ausverkauft. Dementsprechend freuten sich über 600 erwartungsvolle "Herren der Schöpfung" auf ein Programm, das bereits im Vorfeld viel versprach und im Nachhinein die Erwartungen über die Maßen erfüllte.
Herschbach. Kurzfristig mussten die "Närrischen Ritter" eine wichtige Entscheidung treffen, denn Hartmut Pfeiffer, der langjährige Sitzungspräsident der "Närrischen Ritter", musste gesundheitsbedingt absagen. In dieser Situation sprang Marius Schenkelberg ein, der witzig und schlagfertig durch die Sitzung führte, als hätte er nie etwas anderes getan. Marius hatte ein ausgewogenes, äußerst unterhaltsames Programm zu moderieren. Es wurde ihm durch das Publikum auch leicht gemacht, denn es herrschte eine überschwängliche Stimmung im Saal.
Da nur Herren sich im Saal tummelten, kam natürlich die leicht frivole, aber ästhetische Ankündigung der jeweiligen Programmpunkte durch "Leonie la Roc´s" bestens an. Vorab: am Ende des Programms krönte Leonie mit einem Striptease in einer überdimensionierten Sektschale ihr äußerst attraktives Erscheinungsbild, das von den anwesenden Herren jubelnd und anerkennend zur Kenntnis genommen wurde.
Normalerweise hat derjenige, der eine Show eröffnet, es schwer, das Interesse des Publikums auf sich zu lenken. Doch Dave Davis, hochdekorierter Comedian (zweifacher Gewinner des Prix-Pantheon und Träger des Deutschen Comedypreises) hatte im Handumdrehen den Saal hinter sich gebracht. In seiner unnachahmlichen Art gelang es ihm leicht, eine Lachsalve nach der anderen zu erzeugen. Der dunkelhäutige Comedian kokettierte oft mit seiner Hautfarbe und erzählte dabei skurrile Geschichten, die er so tagtäglich erlebt. Da blieb kein Auge trocken.
Bei Bruce Kapusta ging es im wahrsten Sinne des Wortes über Tische und Bänke, denn als Alleinunterhalter sucht er immer den Kontakt zum Publikum. Seine Stimme und das Spiel mit seiner Trompete reichen aus, einen ganzen Saal in beste Stimmung zu versetzen. Kölsche Hits (Leev Marie, Trink doch eene mit und andere) sind auch im Westerwald gute Stimmungstreiber.
Das weibliche Geschlecht ist auch bei einer Herrensitzung auf der Bühne begehrt und herzlich willkommen. Entsprechend begeistert wurde der fulminante Auftritt der "Sugar Girls" aus Euskirchen gefeiert. Unter dem Motto "Wie ein Blitz, wir bringen den Himmel zum Leuchten", zauberten die Mädels eine wundervolle Choreografie nach der anderen aus dem Hut. Großer Beifall und eine stürmisch geforderte Zugabe waren die Folgen des Auftritts.
Uwe, der Fußballgott
Dann folgte Uwe, der Kreisligatrainer, der mit seinen Prollsprüchen die Männerherzen höherschlagen ließ. Er selbst beschreibt sich folgendermaßen: "Ich bin der griechische Gott, der immer Klartext redet – mein Name ist TACHELES!". Sein zweiter Spruch lautete: "Durst ist schlimmer als ´nen verlorener Zweikampf". Er selbst ist Trainer der Kreisliga Mannschaft 07, seine Gurkentruppe belegt seit Jahren immer den letzten Tabellenplatz. Im Original Ruhrpottdialekt zog er den Fußball insgesamt durch den Kakao. Zuerst spaltete er das Publikum, indem er fragte, wer Fan von Schalke 04, dem HSV, Bayern München, oder dem 1. FC Köln sei. Während die Fans der genannten Vereine jubelten, wurden sie vom Rest gnadenlos ausgebuht. An die HSV-Fans gewandt meinte Uwe: "Beim letzten Heimspiel des HSV erhält jeder Zuschauer einen mit Helium gefüllten Luftballon, den er nach dem Spiel loslassen soll, damit er auch sieht, wie es ist, wenn etwas aufsteigt". Uwe hätte auch mit Calli Calmund gesprochen, der ja von etwa 200 Kilogramm Lebensgewicht erheblich abgespeckt hat. Calli hätte bei den ersten zehn Kilogramm ein Gefühl gehabt, als sei von einem Panzer das Nummernschild abgefallen. Das Saison-Ziel von Bayern München würde "Kane (kein) Titel" lauten. Auch Uwe durfte die Bühne nicht ohne Zugabe verlassen.
Die "Westerwaldsterne" aus Uckerath begeisterten, wie in jedem Jahr, mit einem unglaublich athletischen Schautanz, der an Synchronität und Athletik kaum zu überbieten war. Atemberaubende Flugeinlagen, wobei die Mädchen fast die Hallendecke berührten, wechselten sich mit geschmeidigen Tanzeinlagen ab. Dafür wurde die Gruppe ausgiebig gefeiert und so ließen sie sich schwer atmend, von einer Zugabe überzeugen.
Das "Trompetenkorps Eefelkank" und die "Mennekrather" rockten Herschbach
Das "Trompeterkorps Eefelkank" wurde von Marius Schenkelberg als "Rock im Big Band Gewand" angekündigt. Diese Prophezeiung war nicht übertrieben, da die Formation nur mit Trompeten, Posaunen und einem Schlagzeug Karnevalshits und Hardrock zelebrierte. Der Saal tobte. Ihnen folgte die Band "Mennekrather", die voll auf Rock gesetzt hatte. Bei "Highway to Hell" drohte der Saal zu explodieren, niemand hielt es mehr auf seinen Sitzen, es wurde lauthals gegröl ... äh ... gesungen und getanzt.
Die Herrensitzung endete mit dem eingangs beschriebenen Sektbad von Leonie, das zweifelsfrei als ein Höhepunkt der Herrensitzung im Gedächtnis hängen bleibt.
Zufriedene "Närrische Ritter"
Insgesamt kann der Veranstaltung, dank der Organisatoren, ohne Wenn und Aber bescheinigt werden, dass die zeitgemäße Anpassung an eine moderne Karnevalsveranstaltung vollauf gelungen war. Auch in Bezug auf Qualität fand eine positive Veränderung statt, weg von dem früheren antiquierten, leicht schmuddeligen Image. Die gesamte Veranstaltung fand bei den Besuchern eine nahezu makellose Resonanz, alle äußerten sich restlos begeistert. Vertreter der "Närrischen Ritter" waren sich am Ende einig, dass der neu eingeschlagene Weg auch in den nächsten Jahren fortgesetzt werden soll.
Närrischer Fahrplan der KG Herschbach 1912 e.V.:
Samstag, 3. Februar Herschber Ortsfastnacht (Beginn: 20.11 Uhr)
Sonntag, 11. Februar Kindersitzung (Beginn: 15.11 Uhr)
Montag, 12. Februar Rosenmontagszug mit anschließendem Prinzenball (Beginn: 14.11 Uhr)
Gruppen für den Rosenmontagszug können sich anmelden per E-Mail an b.schenkelberg@kabelmail.de. Bei der Anmeldung sollten Ansprechpartner, Telefonnummer, Thema der Gruppe und Zahl der Teilnehmer genannt werden. (Wolfgang Rabsch)
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