Die Geschichte der Kreditvergabe: Erfolge und Wegbereiter
RATGEBER | Eine kleine jüdische Gemeinde im heutigen Italien entwarf das Grundkonzept für die Kreditvergabe. Sie nutzten das geliehene Geld, um Handelsvorhaben abzuwickeln. Es gab zu dieser Zeit Händler, denen das Geld ausging und sie ihre Tätigkeit nicht fortsetzen konnten. In den Jahrhunderten zuvor stellten Unternehmer ihre Tätigkeit ein und bettelten oder ließen sich von Angehörigen versorgen.
Kreditvergabe für den Wirtschaftskreislauf
Privatpersonen waren zu diesem Zeitpunkt weit entfernt, von der Erlaubnis, sich offiziell Geld zu leihen. Untereinander halfen sich manche aus, die in finanzieller Not gerieten. Häufig handelte es sich dabei um eine Güterlieferung oder Brot und Wein als Speise und Trank, damit die Ärmsten nicht hungerten. Seit Geld an Bedeutung gewann, war es vorbei mit dem Warenausgleich. Wer mit seiner Selbstständigkeit nicht mehr über die Runden kam, ging zum Verwalter öffentlicher Finanzen und bat um eine temporäre Unterstützung. Mit der Methode stabilisierten die Erfinder des klassischen Kredits den Wirtschaftskreislauf.
Dänen wurden auf das System aufmerksam, welches sich in Rom und anderen Städten in Südeuropa verbreitete und erarbeiteten ein eigenes Konzept. Sie vergaben Kredite, damit Menschen Baumaterial erwarben und Häuser fertigten. Bestandsbauten wurden ebenso mit Darlehen finanziert, weil sich viele keine Immobilie mit einer Einmalzahlung leisten konnten. Primär profitierten Unternehmen in Fenno-Skandinavien von der Idee, weil sie fortan in der Lage waren, ihre Betriebe zu vergrößern. Einige benötigten neue Werk- und andere Lagerhallen.
Kreditvergabe an private Bürger
Im 18. Jahrhundert begannen Kreditgeber, Privatkunden zu bedienen. Sie entwickelten ein nachhaltiges und innovatives Konzept. Weder das Wort eines Kreditnehmers reichte aus, noch waren Kreditnehmer gezwungen, ihr Haus als Gegenleistung zu verpfänden. Banken nutzten das Einkommen als Grundlage zur Kreditberechnung. Von einer direkten Kreditvergabe durch Investoren waren die Finanzinstitute zu diesem Zeitpunkt weit entfernt. Aus den neuen Vorgaben wurden zwangsläufig Menschen ausgeschlossen, die keiner Arbeit nachkamen und kein Einkommen erzielten. Ihre Vermögenswerte wurden sekundär, was ihre Lage verschlechterte.
Gut gestellt war derjenige, der sich von seinem Einkommen durch seine Arbeitsleistung seinen Lebensunterhalt leisten konnte, ihm jedoch Gelder fehlten, um Investitionen oder Einkäufe zu tätigen. Das Grundprinzip der Kreditvergabe hat sich in den laufenden Jahrzehnten manifestiert und gilt heute als ein etabliertes Standardverfahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Kriterien zur Kreditvergabe angepasst, fortan gewannen Auskunfteien an Bedeutung. Bereits seit 1927 gibt es die wohl in Deutschland bekannteste Wirtschaftsauskunftei mit der Auskunftei für Kreditsicherung Schufa in Berlin. Sie sammelt Daten von Bundesbürgern und bewertet ihre Bonität oder Kreditwürdigkeit und stellt diese in Form eines Scores dar. Es bleibt bis heute ein Geheimnis, welche Parameter die Auskunftei für das Verfahren verwendet. Bekannt ist das nur den staatlichen Kontrollorganen.
Revolution des Kreditmarkts im neuen Jahrtausend
Durch die Bewertungen sind einige Bürger nicht mehr in der Lage einen Kredit bei einer Bank aufzunehmen. Schulden sind nicht der einzige Grund, Kreditanträge abzulehnen. Wer nicht verschuldet ist und kein Einkommen erzielt, gilt als unwürdig. Banken sind an keine festen Regeln gebunden, sie entscheiden nach eigenen Maßstäben, mit welchen Verbrauchern sie Kreditverträge abschließen. Der Gesetzgeber weist darauf hin, dass allen der Zugang zur Kreditvergabe grundsätzlich gewährt werden muss. Der Umstand, dass einige aufgrund bestimmter Faktoren kein Geld leihen können, brachte andere auf innovative Ideen, die den Kreditmarkt revolutionierten.
Mitte des ersten Jahrzehnts im neuen Jahrtausend bildeten sich die ersten Plattformen für die Vergabe von Darlehen. Als Vorreiter gilt smava, die Anlegern eine neue Anlage ermöglichten. Investoren konnten Kreditanfragen bedienen. Anfragende begründeten ihren Kreditbedarf und legten ihre Sicherheiten dar. Wer sich einmal Geld lieh, die Bedingungen einhielt, wurde positiv bewertet und konnte sich weiteres Geld leihen. Die Investoren erhielten ihren Gewinn durch die Gebühren, die Kreditnehmer zahlen. Einerseits wurde mit der Kreditart ein neues Risiko eröffnet, andererseits wurde die Kredithöhe für Neukunden begrenzt, um Betrug im großen Stil zu unterbinden.
Menschen, die sich bei keiner Bank oder Sparkasse Geld leihen konnten, wurden von privaten Geldgebern bedient. Daraus ergab sich für die bisherigen Kreditgeber eine neue Konkurrenzsituation. Sie lockerten die Bedingungen für die Kreditvergabe, um Kunden zu binden. Gelockt wurden neue Verbraucher mit einem Tiefzins, der anfangs den Banken Verluste bescherte. Kreditplattformen und Vermittler gingen einen Schritt weiter und es brauchte Zeit, bis die Europäische Union der Praxis zumindest in Teilen einen Riegel vorschob.
Kredit ohne Schufa aus dem Ausland
Wer bereits mehrere Kredite tilgte und von der Vergabe eines Darlehens ausgeschlossen wurde, suchten im Ausland nach neuen Kreditgebern. Kaum eine Kreditart wie der "Schweizer Kredit" oder "Kredit ohne Schufa" wurde so häufig in den allgemeinen Medien behandelt. Plötzlich musste niemand mehr zur Hausbank oder Sparkasse, um einen Kreditantrag zu stellen. Kredite wurden online vergeben und Investoren aus der Schweiz und Liechtenstein servierten die Gelder auf dem Silbertablett nach Deutschland. Im Gegenzug verlangten sie von den Kreditnehmern hohe Zinsen. Die ersten Finanzexperten rieten von der Kreditaufnahme ab. Es glich dem Prinzip des Privatdarlehens, bei dem die Kreditnehmer unangenehmen Besuch erhielten, die ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkamen.
Immer wieder war von unseriösen Praktiken zu hören. Banken, die die Kredite bereitstellten an windige Investoren, die ihrerseits das Geld an Personen aus dem Ausland verliehen, gerieten zunehmend in die Kritik. Der Europäische Gerichtshof kam nach Jahren zu dem Urteil, dass die Kreditverträge nichtig seien. Heute bedeutet der "Kredit ohne Schufa", dass bei einer Kreditvergabe die Schufa nicht über den Vorgang informiert wird.
Einführung von Mikrokrediten
Kreditplattformen erlauben den potenziellen Kreditnehmern, Kreditgeber online zu vergleichen. Beim Vergleich müssen sie darauf achten, dass nur die Kreditgeber und Kreditprodukte angezeigt werden, mit denen die Plattform arbeitet. Das bedeutet, es gibt weitere Kreditgeber, die selbst zu recherchieren sind, um umfangreich die Angebote zu vergleichen. Zahlreiche dieser Dienstleister listen Mikro-Kreditanbieter auf, die geringe Kreditbeträge zu marktüblichen Konditionen für einen kurzen Zeitraum verleihen. Mit der Schaffung der Kreditart werden Personen begünstigt, die Rechnungen ausgleichen oder Anschaffungen tätigen wollen und Zeiten zwischen zwei Einkommensperioden überbrücken müssen.
Die Voraussetzungen für die Vergabe sind geringer als bei einem Konsumkredit mit einem höheren Kreditvolumen. In der Regel handelt es sich um einige Hundert Euro. Kreditnehmer müssen ein Mindesteinkommen nachweisen, was viele mit einer Halbtagstätigkeit erzielen. Ausgenommen sind Einkünfte staatlicher Leistungen wie Arbeitslosengeld, Aufstockungszulage oder das Kindergeld, welches ausschließlich der Versorgung minderjähriger Kinder gilt. Die Bonität ist sekundär, es erfolgt nicht immer eine Abfrage des Scores bei einer Auskunftei für Kreditsicherung.
Vielzahl der Kreditarten
Neben gewerblichen Kreditgebern verleiht auch der Staat über die Kreditbank für Wiederaufbau Kredite. Es gibt für verschiedene Branchen und Fachbereiche eine Vielzahl an Kreditarten. Die Vergabekriterien entwickeln sich, einige werden wegfallen, andere hinzukommen. Es gibt ein großes Interesse, so vielen Menschen wie möglich den Zugang zur Kreditaufnahme zu gewähren. Die Geschichte zeigt, dass die Kreditvergabe kein Teufelswerkzeug ist, sondern der Erhaltung des Wirtschaftskreislaufes dient. (prm)