SWR1 "PopHistory" begeisterte im Kulturwerk in Wissen
Von Wolfgang Rabsch
Wenn Dominik Weiterhagen, der Chef des Kulturwerks in Wissen, eine Veranstaltung ankündigt und diese innerhalb kurzer Zeit restlos ausverkauft ist, dann muss es sich um etwas ganz Besonderes handeln. Die Rede ist von der SWR1-Band "PopHistory", die seit Jahren quer durch Rheinland-Pfalz "tingelt", um den vielen Fans hautnah Hits und Stories von großen Stars der Pop-Musik nahe zu bringen.
Wissen. Da SWR1 sich selbst als Oldiesender bezeichnet, ist naheliegend, dass die Hits, die in der Show interpretiert werden, fast ausschließlich aus den 60er- bis 80er-Jahren stammen. Entsprechend dem Musikstil setzte sich in Wissen das Publikum zusammen. Überwiegend "Grauschädel" mit Partnern, die noch einmal ihre Glücksgefühle aufleben lassen wollten, die sie vor 40, 50, oder sogar 60 Jahren, auch dank der Musik, erlebt hatten.
Im Kulturwerk herrschte eine hervorragende Stimmung, die mit der Vorfreude auf das kommende Geschehen zu erklären ist. Das Konzept der Show, weltberühmte Hits von absoluten Superstars des Pops, fast 1 zu 1 zu interpretieren und dabei teils unglaubliche Geschichten und Anekdoten von ebendiesen Stars zu erfahren, ging voll auf.
Für diesen Part war Bernd Rosinus, der Musikchef von SWR1 zuständig, der leicht und locker, teils haarsträubende Storys und Anekdoten zum Besten gab, die einer breiten Öffentlichkeit bis dato nicht bekannt waren.
Weltstars und Geschichten ohne Ende
Die Setlist der Show hatte es in sich, gespickt mit Namen der absoluten Crème de la Crème der Popmusik: Tina Turner, Van Morrison, Cher, Spandau Ballet, Depeche Mode, Elvis Presley, Rolling Stones, um nur einige zu nennen.
Van Morrison zum Beispiel, wollte unbedingt den Vertrag mit seiner damaligen Plattenfirma auflösen, doch die Manager stellten sich quer und machten zur Bedingung, dass er noch 31 Songs für die Plattenfirma schreiben müsse. Daraufhin habe sich Van Morrison in sein Haus zurückgezogen, eine Flasche irischen Whiskeys in sich gekippt und vollkommen lustlos nacheinander 31 Songs geschrieben. Die Songs dauerten alle lediglich etwas über eine Minute, denn ab 61 Sekunden zählt ein Song als geschrieben. Garniert wurde die Story durch den Welthit "Brown eyed girl".
Von Cher wusste Rosinus zu berichten, dass sie richtig Cherilyn Sarkisian heißt und am Anfang ihrer Karriere unter dem Künstlernamen Bonni Jo Mason aufgetreten sei. Abenteuerlich war die Geschichte, als es ihr gelang, beim Live Aid Konzert in Philadelphia, sich mithilfe von Phil Collins auf die Bühne zu "schmuggeln" und in vorderster Front im Chor mitzusingen, obwohl sie keine Einladung zu dem Konzert besaß.
Von Cher stammt auch der legendäre Ausspruch, angesprochen auf ihre vielen Liebhaber: "Ich habe meinen guten Ruf früh verloren, habe ihn aber nie wieder gefunden". Tom Cruise hätte zu ihren drei besten Liebhabern gezählt. Von Cher spielte "PopHistory" ihren Welthit "Love and understanding".
Bernd Rosinus erklärte auch, welche Story sich hinter dem Superhit "Angel" von Robbie Williams verbirgt. Mit Ray Harman, einem irischen Musiker, wäre Robbie in einem Pub in Dublin versackt. Sie wären dann auf die Idee gekommen, ein wenig planlos zu musizieren und das auf einem einfachen Kassettenrekorder aufzunehmen. Dabei wäre das Lied "Angel" entstanden, das zum Inhalt hat: "Immer, wenn ein Neugeborenes stirbt, wird ein neuer Engel geboren". Als Robbie das Band seinem Produzenten vorspielte, hatte der den richtigen Riecher und ahnte, dass "Angel" großen Erfolg haben könnte. Der Song wurde tatsächlich ein Millionenseller. Robbie Williams war als Komponist auf dem Cover angegeben, was ja so nicht stimmte. Für 7.500 Euro wurden schließlich die Rechte an dem Song von Ray Harman abgekauft.
Kylie Minogue hatte mit ihren Hits "I should be so Lucky" und "The Loco-Motion" riesigen Erfolg, wurde jedoch wegen ihrer etwas piepsigen Stimme als "singender Wellensittich" verspottet. Immerhin galt sie als Erfinderin des sogenannten Bubblegum-Pops. Um einen Imagewechsel vorzunehmen, wandte sie sich niveauvollerer Musik zu und konnte mit Nick Cave und dem großen Erfolg von "Where the wild roses grow" diesen Genrewechsel vollziehen.
Eine Show, die glücklich machte
Dies sind nur einige Geschichten hinter den Welthits der Superstars, alle zu erwähnen, wäre ein abendfüllendes Programm. Die Show war auch eine kleine Hommage an Tina Turner, deren Lebenswerk unter schwierigen Bedingungen, vor allem durch die von Gewalt geprägte Ehe mit ihrem Mann Ike verursacht, Rosinus ausführlich würdigte. Als die Band bei den Zugaben in einer Longversion Tinas Monsterhit "Simply the Best" anstimmte, hielt es im Kulturwerk niemand mehr auf seinen Sitzen. Das Publikum danke der Band und Bernd Rosinus mit einem wahren Beifallsorkan, den sich die Künstler redlich verdient hatten. Nach fast zweieinhalb Stunden Show konnte ein sehr zufriedenes Publikum das Kulturwerk mit guten Gefühlen verlassen. (Wolfgang Rabsch)
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