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Nachricht vom 14.02.2024    

Leserbrief zum DRK Krankenhaus Altenkirchen: "Wozu Insolvenz, wenn Geld keine Rolle spielt?"

LESERMEINUNG | Spielt bei der Insolvenz der DRK-Trägergesellschaft "Geld keine Rolle"? Sandra Ihme aus Altenkirchen, Vertreterin der Bürgerinitiative "Gute Gesundheitsversorgung im Raiffeisenland", wundert sich in einem Leserbrief über fehlende Empathie, "Socialwashing" und "Taschenspielertricks" beim Verschieben von Personal.

LESERBRIEF. "'Geld spielt keine Rolle' ist eine erstaunliche Aussage eines Geschäftsführers der insolventen DRK gGmbH Rheinland-Pfalz. Dies besonders, wenn diese Aussage gemacht wird auf Vorhalt, ob es nicht wirtschaftlich unsinnig sei, mit Steuermitteln erstellte und relativ neue OPs in Altenkirchen abzubauen und in Umkleideräume umzubauen, gleichzeitig aber die Schaffung neuer OPs in Hachenburg angekündigt werden. Da stellt sich die berechtigte Frage nach der Notwendigkeit eines Insolvenzverfahrens, wenn Geld keine Rolle spielt.

Weiteres Futter erhält diese Skepsis durch die aus der Insolvenzmasse der insolventen Gesellschaft zu zahlenden Kosten. Hier stehen Gerichtskosten (prognostiziert 365.000 Euro), Sachwalterkosten (rund 4.350.000 Euro), Beratungskosten, die für das vorläufige Insolvenzverfahren (vom 08.08.2023 bis Insolvenzeröffnung am 01.11.2023) auf 4.500.000 Euro geschätzt wurden und die Kosten für den Gläubigerausschuss mit rund 100.000 Euro zu Buche. Diese Zahlen stammen im Übrigen vom Sachwalter. Daneben wurden mit den Chefärzten Vereinbarungen über Treueprämien getroffen, wenn sie - trotz Insolvenz - das "sinkende Schiff" nicht verlassen.

"Wenig empathisch"
Wenig emphatisch ist in diesem Zusammenhang, wenn der kaufmännische Direktor des Hauses Altenkirchen-Hachenburg mit seinem neuen Dienstwagen vorfährt, während die Aussage 'Geld spielt keine Rolle' allerdings vor einem verdienten und innovativen Handwerker Halt macht, dem selbiger kaufmännischer Direktor bei der Einstellung eine lebenslange Arbeitsstelle vorhergesagt hatte. So viel zur Halbwertzeit der Aussagen des kaufmännischen Direktors.

Damit in den eigenen Reihen des Managements keine solchen Kollateralschäden entstehen, war es natürlich sehr viel sinnvoller, die Insolvenz in Eigenverwaltung zu beantragen, damit nicht ein unabhängiger Insolvenzverwalter auf die Idee käme, das Angebot eines externen Investors anzunehmen, der für alle fünf Kliniken ein Angebot unterbreitet hatte. Bei Übernahme durch einen externen Träger wären die hochdotierten Jobs aus der Führungsetage in Gefahr geraten (inklusive Aufsichtsrat). Auch hier war wieder Geld vorhanden, das aus der Insolvenzmasse der 'Investorenprozess' von der eigens beauftragten Borchers & Kollegen Managementberatung GmbH für die insolvente Gesellschaft betreut wurde.

'Socialwashing' als Image-Politur?
Um den mit dem Gesamtbetriebsrat verhandelten Interessenausgleich und Sozialplan für die Öffentlichkeit unter einen strahlenden Stern zu stellen, wurde für das 'Socialwashing' (in Anlehnung an den Begriff des Greenwashing) - auch hier spielt Geld wieder keine Rolle - eigens die PR-Firma Consilum Rechtskommunikations GmbH beauftragt. Eine Firma, die auf ihrer Internetseite unter anderem damit wirbt '(…) die Reputation unserer Mandanten zu schützen und ihren Ruf zu verbessern'. Sicherlich eine dringende Maßnahme, war die notwendige Außendarstellung des Trägers in Bezug auf seine hiesigen Kliniken in der Vergangenheit allenfalls als rudimentär zu bezeichnen, betrachtet man zum Beispiel die Presseoffensive der Siegener Kliniken in den Printmedien. Auf solche Maßnahmen hätte ein funktionierendes Management aufseiten des Trägers auch kommen können.



Aber zurück zum Socialwashing. Um dem selbstgegebenen Leitbild sich auch nur zu nähern, muss die DRK gGmbH Rheinland-Pfalz viel investieren. Dort ist zu lesen: "Dabei fördern wir selbstständiges und eigenverantwortliches Denken und Handeln. Leistung wird anerkannt und gewürdigt. Gegenseitige Information, Kommunikation und konstruktive Kritik schaffen Offenheit, Vertrauen und ein gesundes Arbeitsklima."

Um diesem Leitbild nahezukommen, wäre wohl eher die Führungsregie auszutauschen oder für Monate in ein Schweigekloster zu schicken, um die Gelegenheit der Selbstreinigung zu geben. Eine kritische Angestellte auf Widerruf von der Beschäftigung freizustellen, ist eine weitere Entfernung von den eigenen Leitbildern. Die Kommunikation steckt immer noch in den Kinderschuhen. So will man zwar die Frage des sagenumwobenen Sterns des 1-i-Klinikums mit Personen des Hauses diskutieren, vergisst dabei aber hierzu - den von Gesetz berufenen - örtlichen Betriebsrat. Es ist halt einfacher, mit denen zu reden, die pflegeleicht sind.

Taschenspielertricks in der Personalpolitik
Socialwashing betreibt der Träger auch dort, wo der Öffentlichkeit als Erfolg verkauft werden soll, dass nur wenige Kündigungen ausgesprochen werden. Haben in den Monaten der Ungewissheit viele Mitarbeiter am Standort Altenkirchen selbst gekündigt, sind die mit dem Gesamtbetriebsrat ausgetüftelten Versetzungen von Altenkirchen (wohin auch immer) 'Taschenspielertricks'.

Wer aus den verschiedensten persönlichen Gründen einer solchen Versetzung nicht nachkommen kann, hat den schwarzen Peter selbst zu kündigen und die damit verbundenen Konsequenzen (zum Beispiel Verhängung einer Sperrfrist beim ALG-I) zu tragen. Dass diese Versetzungen keinen Altruismus des Trägers darstellt, zeigt, dass es sich um auf dem Arbeitsmarkt schwer zu bekommendes Personal handelt, mit dem in den anderen Häusern der DRK gGmbH Rheinland-Pfalz die Lücken geschlossen werden sollen, um den gesetzlichen Vorgaben der Personaluntergrenzen überhaupt nachzukommen.

In diesem Zusammenhang hatte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende in einer Pressemitteilung seine Freude über diesen Umstand zum Ausdruck gebracht. Eben jener GBR-Vorsitzende, der sich für die Sicherung von rund 2.500 Arbeitsplätzen feiern lässt, die, bei genauer Betrachtung ('Geld spielt keine Rolle'), nie zur Disposition standen, bis auf den beabsichtigten Kahlschlag in Altenkirchen. Immerhin hat dieser GBR-Vorsitzende aus den Verhandlungen mit dem DRK so viel gelernt, dass man munkelt, er habe sich vor der Unterschrift unter den Interessensausgleich und den Sozialplan die mündliche Zusicherung eines Sitzes im Aufsichtsrat schriftlich geben lassen.

Vielleicht kann er die Fahrten zu den Sitzungen des Aufsichtsrats gemeinsam mit Herrn Landrat Dr. Peter Enders antreten, um den CO2-Fußabdruck nicht unnötig zu vergrößern und sich berichten zu lassen, dass der Landrat übrigens im Altenkirchener Krankenhaus geboren ist, in dieser Stadt auch Abitur gemacht hat und... Mehr wollen wir an dieser Stelle nicht verraten, schließlich ist eine solche Fahrt nach Mainz relativ lang."

Sandra Ihme, Altenkirchen, für die Bürgerinitiative "Gute Gesundheitsversorgung im Raiffeisenland"


Mehr dazu:   Insolvenz DRK Trägergesellschaft   Lesermeinung  
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