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Nachricht vom 14.02.2024    

Altenkirchener Frauen-Tennisturnier: Von einem Duo, das zum festen Inventar zählt

Sie gehören zusammen wie Ebbe und Flut oder wie Pech und Schwefel, sind fast immer gemeinsam unterwegs und zählen in Altenkirchen inzwischen zum "festen Inventar". Barbara Rittner und ihr Hund Amarone sind immer da, wo Tennis gespielt wird, wo Talente geformt werden, damit sie auf den großen Weltbühnen des inzwischen nicht immer mehr rein weißen Sports bestehen können.

Barbara Rittners Vierbeiner ist in der Welt des Tennissports bekannt wie ein „bunter Hund“. (Foto: vh)

Altenkirchen. Langsam füllt sich der Raum, in Windeseile werden weitere Stühle herbeigeschafft, um jedem Interessenten eine Sitzmöglichkeit bieten zu können. Für einen „Teilnehmer“ indes braucht es keinen Platz auf einem Quartett von Beinen, denn er ist auf seinen eigenen vier unterwegs. „Frauchen“ hat ihn ganz einfach vom Arm auf den Boden gesetzt, so dass er sich schnüffelnder Weise mit der Umgebung vertraut machen kann. Überall, wo die Arbeit Barbara Rittner hinführt, ist auch ihr treuer Geselle, Hündin Amarone, mit von der Partie. Die Chef-Bundestrainerin der tennisspielenden Frauen und Teenager ist bekannt dafür, so gut wie nie „unten ohne“ unterwegs zu sein. Es wundert also nicht, dass bei der Auslosung der Spielpaarungen des Hauptfeldes der elften Auflage der „Burg-Wächter Ladies Open“ in Altenkirchen niemand mehr ganz groß Notiz von dem kleinen Zeitgenossen nimmt, denn seine Anwesenheit ist gelebte Praxis an und auf deutschen als auch internationalen Courts. So stört sich niemand an Rittners "Kompagnon", hin und wieder schmunzelt jemand, wenn der Jack-Russell-Terrier an dem einem oder anderen Schuh der Zuhörer mal intensiver schnuppert, oder gegrault wird, wenn er mal ein wenig länger an einem Stuhl verharrt. Die 50-Jährige und ihr Vertrauter sind vom Weltranglistenturnier in der Kreisstadt, das mit 60.000 US-Dollar dotiert ist und am nächsten Sonntag mit dem Finale endet, gar nicht mehr wegzudenken - und immer gut gerüstet mit „Leine und Kotbeutel“ für den Fall der Fälle.

„Goldene Generation“: Nachfolgerinnen gesucht
Für Rittner ist es nur ein Katzensprung von Köln, wo sie lebt, bis in den Westerwald und auf die Glockenspitze, die beinahe höchste Erhebung Altenkirchens. Sie sei „super gerne“ hier, betont sie, alles sei so familiär, und sie alle seien mit Herzblut bei der Sache, lobt Rittner die „perfekten Bedingungen“ und das Team um Turnierdirektor Razvan Mihai, das einen „fantastischen Job“ mache. Die Stippvisite ist aber mehr als nur die reine Bewertung des Wettbewerbs. Rittner möchte den Nachwuchs in Augenschein nehmen, ihn in einem kurzen Lehrgang weiter voranbringen auf dem Weg in die Höhen, in die deutsche Tennisfrauen seit geraumer Zeit nicht mehr vorgestoßen sind, seit die „goldene Generation“ mit Angelique Kerber, Julia Görges oder Andrea Petkovic wegen Babypause oder Rücktritt jeweils dieser Sphäre den Rücken kehren musste. Die Aufgabe mutet wie eine Weltreise an im Gegensatz zum Kurztrip vom Rhein an die Wied. Zurzeit rangiert nur eine Akteurin im Bereich der 50er-Plätze auf der Weltrangliste. Das ist Tatjana Maria genau auf dieser Position, wobei sie schon 36 Jahre alt ist. Dann folgen nur zwei auf Plätzen bis 100: die 28-jährige Tamara Korpatsch (78) und die 35 Jahre alte Laura Siegemund (90). Die „Heimat“ der 24-jährigen Jule Niemeyer, schon oft als die Nachwuchshoffnung schlechthin deklariert, ist die 131. Stelle. Ella Seidel, die 18-Jährige, die auch in Altenkirchen aufschlägt, kommt fast als Jüngste daher und ist nur sechs Plätze hinter Eva Lys (22) unterwegs, deren Heimat die 152 ist und die 2020 die Beste der Open war. Zum Kreis der möglichen Nachfolgerinnen für Kerber & Co. gehört gleichfalls Linkshänderin Noma Noha Akugue, 195 in der Welt und inzwischen Ex-Teilnehmerin bei einem von nur noch zwei Turnieren unterm Dach in Deutschland. Sie befinde sich in einer „schwierigen Phase“, urteilt Rittner über Noha Akugue, „es geht nicht richtig nach oben.“ Dennoch ist sie überzeugt, dass „Noma ihren Weg machen wird“. Wann, das lässt die 20-Jährige auf dem Center Court indes erneut offen. Mit 6:4, 0:6, 3:6 zieht sie bereits in Runde eins am Dienstagabend gegen die Belgierin Magali Kempen den Kürzeren, obwohl unter anderem Rittner und Petkovic teils lautstark ihr den Rücken stärken.



„Ein Abbild der Gesellschaft“
Trotz aller Widrigkeiten sieht Rittner durchaus „Potenzial bei den Jüngeren“. Sie weiß aber auch, dass bei den Spielerinnen sehr viel Druck dahinter stehe. Allgemein hat Rittner ein grundsätzliches Problem ausgemacht, warum es immer größerer Anstrengungen bedarf, Spitzenpositionen in der Weltrangliste zu erreichen. „Wir sehen ein Abbild der Gesellschaft“, analysiert sie, „es werden immer weniger, die bereit sind, sich zu quälen. Einige halten nicht durch, weil sie nicht bereit sind, sich Strukturen zu geben.“ Es brauche ein „bisschen Zeit“, bleibt Rittner optimistisch, dass vielleicht in nicht allzu ferner Zukunft eine Spielerin sich wieder weit, weit oben etablieren kann. Deswegen ist für sie auch ein Turnier der Größenordnung wie in Altenkirchen so wichtig. Jungen Spielerinnen werde die Möglichkeit gegeben, zumindest in der Qualifikation sich mit der Atmosphäre einmal vertraut zu machen, erste Erfahrungen zu sammeln. Und wenn alles nichts helfe, „kann der DTB mich entlassen. Dann wird alles besser“.

In Krefeld geboren
1973 in Krefeld geboren, zählt Rittner in den 15 Jahren ihrer aktiven Karriere von 1989 bis 2004 zu den besten deutschen Spielerinnen. Sie tritt 29-mal für das deutsche Fed-Cup-Team an, auch beim 2:1-Finalsieg gegen Spanien gemeinsam mit Steffi Graf und Anke Huber. Am 1. Februar 1993 erreicht sie mit Position 24 ihre beste Platzierung in der WTA-Weltrangliste. Rittner gewinnt im Einzel zwei Turniere: 1992 das Vorbereitungsturnier für die US Open in Schenectady (US-Bundesstaat New York) und 2001 das Sandplatzturnier in Antwerpen. Sie steht weitere dreimal im Finale eines Turniers und holt sich dazu noch drei Doppeltitel. Zu ihren Erfolgen zählen auch ein Wimbledon-Titel im Juniorinnen-Einzel sowie im Juniorinnen-Doppel bei den Australian Open im Jahr 1991. Ihr letztes Einzel auf der Tour spielt Rittner 2004 in der zweiten Qualifikationsrunde der US Open. Sie ist inzwischen bei Tennisübertragungen des Senders Eurosport regelmäßig als Kommentatorin tätig und hat ihr eigenes Segment mit „First Serve Rittner". Von 2005 bis 2017 ist sie Kapitänin des Fed-Cup-Teams und seit 2009 die erste Chef-Bundestrainerin des Deutschen Tennis-Bundes (DTB). (vh)

Die Ergebnisse von Mittwoch

Einzel, erste Runde: Kathinka von Deichmann (Liechtenstein) - Silvia Ambrosio (Italien) 7:6 (7:3), 6:0, Vivian Wolff (USA) - Martyna Kubka (Polen) 6:4, 4:6, 6:4, Maja Chwalinska (Polen) - Angelina Wirges (Deutschland) 6:3, 6:0, Marina Bassols Ribera (Spanien/3) - Iva Primorac (Kroatien) 7:5, 7:6 (7:5), Berfu Cengiz (Türkei) - Stephanie Wagner (Deutschland) 4:6, 7:6 (7:4), 6:2, Kathleen Kanev (Deutschland) - Susan Bandecchi (Schweiz) 6:1, 7:6 (7:3), Sinja Kraus (Österreich/8) - Urszula Radwanska (Polen) 4:6, 7:5, 6:2, Celine Naef (Schweiz/7) - Anna Rogers (USA) 7:6 (7:3), 6:1, Nastasja Schunk (Deutschland) - Emily Appleton (England) 6:4, 6:2, Julia Avdeeva (-) - Polina Kudermetova (-/6) 6:4, 6:4, Océane Dodin (Frankreich/1) - Julia Stusek (Deutschland) 6:3, 7:6 (7:5).

Doppel, Viertelfinale: Silvia Ambrosio/Lena Papadakis (Italien/Deutschland) - Kathleen Kanev/Alice Robbe (Deutschland/Frankreich) 6:1, 6:2, Julia Lohoff/Conny Perrin (Deutschland/Schweiz/1) - Susan Bandecchi/Marina Bassols Ribera (Schweiz/Spanien) 6:3, 6:3.



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