Altenkirchener Frauen-Tennisturnier: Avdeeva siegt – Mihai: Lizenz verlängert
Das elfte Tennisturnier "Burg-Wächter Ladies Open" in Altenkirchen ist Geschichte. Und die Russin Julia Avdeeva wurde mit ihrem 6:4, 6:4-Finalsieg über Alison van Uytvanck (Belgien) ein Teil dieser. Inzwischen herrscht Klarheit über die Zukunft des Wettbewerbs, denn der nunmehr abgelaufene dreijährige Vertrag mit dem Tennis-Weltverband (ITF) über eine 60.000-US-Dollar-Konkurrenz wurde um drei weitere Jahre verlängert.
Altenkirchen. Nach dem verwandelten Matchball sind allerorten zufriedene Gesichter zu sehen: bei Julia Avdeeva aus Russland, die das Finale des elften Tennisturniers „Burg-Wächter Ladies Open“ in Altenkirchen am Sonntagnachmittag (18. Februar) für sich entschied, bei der mit 4:6, 4:6 unterlegenen Alison van Uytvanck (Belgien), die nicht damit gerechnet hatte, überhaupt ins Endspiel einzuziehen, bei Turnierdirektor Razvan Mihai, der sich über einen rundherum gelungenen Wettbewerb freuen konnte und inzwischen weiß, dass er drei weitere Jahre Turniere mit einer 60.000-US-Dollar-Dotierung auf die Beine stellen darf. Und last but not least bei den vielen Zuschauern, die im Verlauf der acht Spieltage vielfach hochklassigen Sport (Mihai: „Niveau teils wie bei den Australian Open im Achtelfinale“) geboten bekamen. Am Montagnachmittag (12. Februar) hatte van Uytvanck noch kopfschüttelnd bei der Auslosung gesessen. Diese ergab, dass sie gleich in der ersten Runde auf die dänische Titelverteidigerin Clara Tauson treffen würde. Eigentlich hatte sie sich ein vermeintlich einfacheres Los zum Neustart ihrer Karriere gewünscht. Sechs Tage später sah die Welt für sie nach vier Siegen (natürlich auch gegen Tauson) und einem Verlust doch viel rosiger aus. Nach den ersten Gedanken, die wohl um den Endspielverlust gekreist waren, freute sich die 29-Jährige über das Erreichte. „Mein größter Erfolg war, dass mein Körper mitgespielt hat“, nahm van Uytvanck eine erste Wertung der gerade erlebten 88 Minuten vor. Eine hartnäckige Rückenverletzung hatte die ehmals 38. der Weltrangliste über Monate hinweg zum sportlichen Nichtstun verurteilt. Um wieder in Tritt zu kommen, hatte sie von Mihai eine Wildcard bekommen, die ihr den Weg durch die Qualifikation ersparte. „Dafür danke ich Razvan“ und erkannte fast im gleichen Atemzug den Erfolg Avdeevas an. „Sie war einfach die stärkere, die bessere Spielerin. Sie hat einen Bombenaufschlag“, lobte van Uytvanck, die vielfach beim Service ihrer Widersacherin auf verlorenem Posten stand.
74 Asse in fünf Matches
Womit das Thema der gesamten Woche aus Avdeevas Sicht erwähnt wurde. 74 Asse gesamt (11 im Finale), die teils 200 km/h erreichten, und 30 Doppelfehler in fünf Partien spiegelten das große Plus der 1,85 Meter großen Modellathletin wieder. Darüber hinaus spielte sie sowohl ihre Vor- als auch ihre Rückhand mit außergewöhnlicher Power. Nur ganz selten setzte sie Bälle ein, die als Slice geschlagen wurden, um ein wenig aus brenzligen Situationen, in denen sie unter Druck geraten war, herauszukommen. Selbst am Netz fühlte sie sich bisweilen nicht unwohl. „Ich liebe es, in Deutschland zu spielen. Das ist mein zweiter Turniersieg hier in diesem Land“, gab sie anschließend zu Protokoll (nach Hamburg im Oktober des zurückliegenden Jahres), ehe sie die Mitglieder des Physioteams für deren Arbeit mit einem dicken Lob bedachte. Denn eine getapte rechte Schulter legte den Beweis für mindestens einen Besuch in den Räumen in der Nähe der „Hall of Fame des deutschen Sports“ ab. Zudem freute sich Avdeeva, dass „ich diese Woche mit meinem Trainer Dmitry Palenow teilen durfte“. 75 Weltranglistenpunkte und ein Preisgeld in Höhe von 9142 US-Dollar waren der verdiente Lohn für ihre Auftritte
Klares Statement für die Open
Dass die Lizenz zur Ausrichtung noch vor dem Turnierende - nämlich am Freitag, dem Viertelfinaltag - verlängert wurde, spricht ganz klar für die Open und das Team um Mihai. Schon mehrfach hatten die Oberen der weltumspannenden Organisation mit Sitz in London betont, dass sie sehr zufrieden mit dem Geschehen im und rund um den „Burg-Wächter Matchpoint“ seien. Andrew Moss, der sich verantwortlich um die Strategie der ITF kümmert und auch schon während den Matches mehrmals Gast auf der Glockenspitze – teils nur für einen Tag – war, untermauerte die Bedeutung: „So ein Turnier Anfang des Jahres im Herzen Europas mitten in Deutschland zu haben, ist fantastisch.“ In die gleiche Kerbe schlug George Donnelly, der die ITF-Welttouren lenkt: „Das Turnier W75 Altenkirchen wurde in das Turnieranerkennungsprogramm aufgenommen und als eine unserer führenden Veranstaltungen in Bezug auf die Turnierstandards anerkannt.“
Lob aus den Verbänden
Abgesehen von den also geklärten wirtschaftlichen Aspekten, sprachen die sportlichen gleichwohl eine deutliche Sprache: „Fortsetzen“, musste die Parole heißen, die gewiss unterstützt wurde von dem ausgezeichneten, so gut wie konkurrenzlosen Zeitpunkt des Turniers meistens in der zweiten Februar-Woche. „Der Termin ist gerade für unseren Nachwuchs Gold wert. Ich bin sehr froh, dass es die ,Burg-Wächter Ladies Open’ schon lange gibt“, meinte Barbara Rittner als Chef-Bundestrainerin des Deutschen Tennis Bundes (DTB). Auch Funktionäre stimmten in das hohe Lied des Turniers, das bereits zwei Auszeichnungen in den Jahren 2018 und 2023 einheimsen konnte, mit ein. „Die ,Burg-Wächter Ladies Open’ sind eines der größten ITF-Damenturniere in Deutschland und damit ein absolutes Highlight im Turnierkalender und in der Region“, betonte Dietloff von Arnim, DTB-Präsident, der sich am Finaltag einen weiteren Eindruck vor Ort verschaffte: „Selbstverständlich bin ich gerne hierher gekommen. Es ist immer ein tolles Turnier. Ihr macht einen Riesenjob in der Woche.“ Und Jan Hanelt, Präsident des Tennisverbandes Rheinland-Pfalz und ebenfalls unter den Zuschauern, hatte bereits im Vorfeld eine Beurteilung abgegeben: „Dieses Turnier ist für mich so einzigartig durch die hohe Qualität des Sports und die schon vielfach angesprochene Wohlfühlatmosphäre.“ Aus diesen Meinungen ließ sich durchaus schließen, dass die Verbände nicht unglücklich über die Fortsetzung sind. Lediglich Ulrich Klaus, Präsident des Tennisverbandes Rheinland, zeigte einen aus seiner Sicht winzigen Nachteil auf: „Das Turnier ist eine sehr gute Werbung für den Tennissport in der Region und darüber hinaus. Leider hat das Turnier eine Kategorie erreicht, an der keine rheinländische Spielerin eine reelle Chance auf eine Teilnahme hat.“ (vh)
Die Ergebnisse von Sonntag
Einzel, Finale: Julia Avdeeva (-) - Alison van Uytvanck (Belgien) 6:4, 6:4.
Doppel, Finale: Maja Chwalinska/Jesika Maleckova (Polen/Tschechien) - Julia Lohoff/Conny Perrin (Deutschland/Schweiz/1) 6:4, 7:5.
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