Pressemitteilung vom 04.03.2024
Kriminalstatistik 2023: Kriminalität in Rheinland-Pfalz erreicht vorpandemisches Niveau
Nach den pandemiebedingten Tiefstständen der vergangenen Jahre zeigt die polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2023 eine Rückkehr zur Normalität. Die Kriminalitätsrate in Rheinland-Pfalz liegt derzeit auf dem vorpandemischen Niveau.
Mainz/Region. Die Auswirkungen der Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens haben zu einem historischen Rückgang der Kriminalitätsrate geführt. Doch seit 2022 steigen die Zahlen wieder an, bedingt durch weniger Beschränkungen und somit mehr Möglichkeiten für Straftaten. Im Jahr 2023 registrierte die Polizei insgesamt 255.972 Straftaten in Rheinland-Pfalz. Dies stellt einen Anstieg von 14.193 Fällen oder 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr dar.
Bald 10.000 Polizisten in Rheinland-Pfalz
Mit dem Anstieg der Fallzahlen stieg auch die Häufigkeitsziffer, das heißt die Zahl der Fälle pro 100.000 Einwohner, von 5.888 im Jahr 2022 auf 6.154 im Jahr 2023. Dies entspricht einem Anstieg von 266 Fällen oder 4,5 Prozent. Trotz des leichten Anstiegs der Gesamtkriminalität bleibt die Aufklärungsquote konstant bei 64,5 Prozent.
Innenminister Michael Ebling betont, dass Rheinland-Pfalz trotz dieser Entwicklung ein sicheres Bundesland bleibe. Der Innenminister stellte kürzlich den Entwurf eines neuen Polizeigesetzes vor, das gute Rahmenbedingungen für die zukünftige Polizeiarbeit schaffen soll. Zudem wird die Zahl der Polizeibeamten in diesem Jahr auf 10.000 erhöht, so viele wie noch nie zuvor.
Delikte von Mitbürgern mit deutschem Pass und ohne deutschen Pass
Die Kriminalstatistik zeigt auch, dass der vermehrte Zustrom von Geflüchteten und die steigende Gesamtbevölkerungszahl in Rheinland-Pfalz Einfluss auf die Entwicklung der Fallzahlen haben. Ebling plädiert dafür, diesen Aspekt differenziert zu betrachten und nicht zu vereinfachen oder politisch zu instrumentalisieren.
Im Jahr 2023 wurden insgesamt 116.626 Tatverdächtige registriert, eine Zunahme von 8.177 gegenüber dem Vorjahr. Ohne ausländerrechtliche Verstöße waren es 104.587 Tatverdächtige. Fast drei Viertel (74,7 Prozent) der Tatverdächtigen sind Männer. Die Zahl der nicht deutschen Tatverdächtigen stieg um 18,9 Prozent auf 43.628.
Ebling weist darauf hin, dass diese Zunahme im Wesentlichen auf ausländerrechtliche Verstöße zurückzuführen ist, passend zur steigenden Zahl an Zuwanderern. Zu den Hauptdelikten zählen Ladendiebstahl, Schwarzfahren, Körperverletzung und Rauschgiftdelikte. Der Minister betont, dass man die Gründe dafür gesamtgesellschaftlich angehen müsse, gleichwohl Straftaten konsequent verfolgt würden.
Sprengungen von Geldautomaten
Trotz eines leichten Rückgangs bei den Geldautomatensprengungen in Rheinland-Pfalz rechnet das Landeskriminalamt (LKA) auch 2024 mit weiteren Sprengungen. "Wir nehmen das sehr ernst und koordinieren die Ermittlungen zentral beim LKA mit hoher Priorität", so LKA-Präsident Mario Germano. Es müsse gelingen, die Beute unbrauchbar zu machen, etwa durch Färbesysteme. Das LKA unterstütze die Banken mit der Gefährdungsbewertung, doch die Umsetzung müsse durch die Banken erfolgen. Weil die Täter häufig aus dem europäischen Ausland kämen, um bei uns die Automaten zu sprengen, sei eine Vernetzung der internationalen Zusammenarbeit ein wichtiger Ansatz in der Bekämpfungsstrategie, sagte Germano.
Kinderpornographie
Bei den kinderpornografischen Fällen gab es einen Zuwachs um 377 auf 2.444 (+18,2 Prozent). Jugendpornografie ist in 474 Fällen erfasst. Das stellt eine Steigerung von 24 Fällen dar. Diese Zunahmen resultieren insbesondere aus über Social Media und Messenger-Diensten verbreiteten kinder- und jugendpornographischen Inhalten. Oft erfolgt die Verbreitung unbedacht, etwa durch Schüler. Daher ist Aufklärung hier besonders wichtig. "Eine Anpassung des Straftatbestands ist derzeit Teil einer juristischen Debatte. Ich halte es für sinnvoll, hier rechtlich nachzuschärfen", stellte Ebling klar. Konkret müsse sich beispielsweise das unbedachte Vorgehen einer Lehrerin aus dem Westerwald, die sich nun vor Gericht verantworten muss, von dem eines pädophilen Straftäters juristisch unterscheiden.
Rohheitsdelikte
Die Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit sind ebenfalls leicht gestiegen. Die Steigerung liegt bei 1.631 Fällen oder 3,7 Prozent, was zu einer Gesamtfallzahl von 46.076 führt. Hauptgründe für die Steigerung liegen in einer Zunahme der Körperverletzungen. Hier gab es ein Plus von 804 oder 2,8 Prozent auf 29.397 Fälle. Der Wert der Körperverletzungen liegt allerdings noch immer unter dem Wert des Jahres 2019, statistisch gesehen dem Vor-Pandemiejahr. Auch die Bedrohungen schlagen mit einer Zunahme von 418 Fällen (4,3 Prozent) auf 10.110 Fälle zu Buche. 9.171 der Körperverletzungen (31,2 Prozent) standen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt. Die meisten Opfer in diesem Kontext entstehen durch Körperverletzungsdelikte und Bedrohungen.
Diebstähle
Diebstähle haben mit 62.707 Fällen ein vergleichbares Niveau zum Jahr 2019 (62.195 Fälle) und damit zur Vor-Pandemie-Phase erreicht. "Bei der Aufklärungsquote liegen wir aber mit 35,7 Prozent auf dem Höchststand der letzten zehn Jahre", betonte Ebling.
Internetkriminalität
Cybercrime ist ein Deliktfeld, das im Laufe der letzten Jahre an Bedeutung gewonnen hat. Die Fallzahlen sind im Vergleich zu anderen Deliktsgruppen noch vergleichsweise gering, der angerichtete Schaden kann jedoch immens sein. Zur sogenannten Cybercrime gehören Delikte wie Computersabotage, Datenveränderung, das Ausspähen oder Abfangen von Daten und viele andere Tatbestände. Ein Beispiel dafür ist der Cyberangriff im Rhein-Hunsrück-Kreis im vergangenen Oktober. Auch andere Schulen, Firmen und Verwaltungen waren bereits betroffen. Im Jahr 2023 stiegen die Fallzahlen um 716 (+19,6 Prozent) auf 4.376. Häufigstes Delikt ist der Computerbetrug mit 3.937 Fällen. "Dem treten wir mit der Schaffung von Cybercrime-Kommissariaten im Rahmen des Projekts Kribe 5.0 entgegen", hob der Minister abschließend hervor. (PM/Red)
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