Werbung

Nachricht vom 06.03.2024    

Zivilprozess im Fall Luise: Was droht den Täterinnen?

Von Jennifer Patt

Der Mord an der 12-jährigen Luise hat nicht nur ihre Familie, sondern auch die gesamte Gemeinschaft schwer erschüttert. Die Vorstellung, dass zwei junge Mädchen, gerade einmal im Alter von 12 und 13 Jahren, für diesen grausamen Akt verantwortlich sein sollen, erscheint vielen Menschen unfassbar. Doch nun müssen sich die beiden vor einem Zivilgericht verantworten und sich den Konsequenzen ihres Handelns stellen.

Luise wurde im März 2023 in Freudenberg getötet. (Foto: Jennifer Patt)

Freudenberg/Koblenz. Der Tod von Luise jährt sich, die Kuriere hatten berichtet. Die entscheidende Frage im Fall Luise: Was droht den minderjährigen Täterinnen? Ein Blick in das Zivilverfahren offenbart eine hochkomplexe juristische Auseinandersetzung. Die Eltern von Luise und ein weiteres Familienmitglied haben am 27. November 2023 eine Klage gegen die beiden Mädchen eingereicht. In dieser Klage fordern sie nicht nur eine finanzielle Entschädigung für ihr unermessliches Leid, sondern auch die Anerkennung dessen, was sie durchmachen mussten, sowie die Gewissheit, dass alle zukünftigen Kosten, die mit dem Verlust ihrer Tochter verbunden sind, abgedeckt werden. Die Kläger streben eine Entschädigung von mindestens 50.000 Euro für jeden Elternteil und mindestens 30.000 Euro für jedes Familienmitglied als Hinterbliebenengeld an. Diese Summen sollen nicht nur den finanziellen Schaden decken, sondern vor allem auch das immense Leid und den Verlust widerspiegeln, den sie durch den Mord an ihrer geliebten Tochter erfahren haben.

Derzeit befindet sich das Verfahren noch im schriftlichen Vorverfahren gemäß § 276 Zivilprozessordnung (ZPO). Während eine der Beschuldigten erklärt hat, keine Verteidigungsanzeige abgeben zu wollen, hat die zweite Beschuldigte die Abweisung der Klage beantragt. Dabei bestreitet sie nicht ihre Beteiligung an der Tat, sondern vielmehr die von den Klägern behauptete Dauer des Leidens von Luise sowie die Forderungen bezüglich des Schmerzensgelds und Hinterbliebenengelds.



Im Zivilverfahren spielt Strafunmündigkeit keine Rolle
Ein Termin für eine mündliche Verhandlung wurde bisher noch nicht festgelegt. Doch selbst wenn die beiden Mädchen verurteilt werden, wirft dies die Frage auf, wie sie das geforderte Geld aufbringen sollen. Auch wenn sie zum Zeitpunkt der Tat minderjährig waren, sind ihre Eltern grundsätzlich nicht für ihre Schulden verantwortlich.

Eine weitere wichtige Überlegung betrifft die Strafunmündigkeit der Mädchen zum Zeitpunkt der Tat. Im Zivilverfahren spielt dies keine Rolle, sondern vielmehr, ob sie die notwendige Einsicht in die Verantwortung für ihre Handlungen hatten.

Warum der Prozess vor dem Landgericht in Koblenz stattfindet und nicht vor einem Gericht in Nordrhein-Westfalen, wo die Tat begangen wurde, liegt daran, dass laut der Klageschrift die Tat auch im Bezirk des Landgerichts Koblenz stattfand. Das Gericht in Koblenz ist deshalb zuständig. Diese Zuständigkeit ist grundsätzlich bindend und kann nur in Ausnahmefällen geändert werden. Der Ausgang des Prozesses liegt noch in der Zukunft, und das Gericht wird über die angemessenen Konsequenzen entscheiden. Doch unabhängig von den juristischen Entwicklungen wird der Verlust von Luise für ihre Familie unauslöschlich sein. Ihr Tod hinterlässt eine schmerzhafte Lücke, die mit keiner Strafe gefüllt werden kann. Während die Justiz ihren Weg geht, werden die Hinterbliebenen mit ihrem Schmerz weiterleben und nach einem Weg suchen, diesen zu bewältigen. (JP)



Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Kreatives Treiben in Betzdorf: Der "Crea(k)tivkreis" lädt zum Basar

Betzdorf. Das "Weihnachtshaus" des Crea(k)tivkreises öffnet seine Türen am Dienstag, 26. November, im ehemaligen Geschäft ...

Winterliche Bedingungen führen zu vier Verkehrsunfällen im Kreis Altenkirchen

Kreis Altenkirchen. Im Zeitraum von Mittwoch (20. November) 16 Uhr bis Donnerstag (21. November) 13 Uhr waren die winterlichen ...

Klimaschutz mit starken Wurzeln: VR-Banken setzen auf nachhaltiges Engagement

Dattenberg. Mit der bundesweiten Klima-Initiative "Morgen kann kommen" bündeln die Genossenschaftsbanken ihre Klimaschutzaktivitäten ...

Öffentlichkeitsfahndung: Vermisster 10-Jähriger aus Bad Neuenahr

Bonn/Bad Neuenahr. Die Bonner Polizei ist auf der Suche nach einem vermissten 10-jährigen Jungen aus Bad Neuenahr, der seit ...

Kinderklinik Siegen ehrt langjährige Mitarbeiter

Siegen. Dagmar Klingauf, Martina Muesse und Antina Ohrendorf wurden für beeindruckende 45 Jahren Dienstzeit prämiert, acht ...

Mehr als nur Action und Streben nach dem Kick

Kreis Neuwied. Als aktuelles Gemeinschaftsprojekt wird ab 2025 eine neue Ausbildung zur Erlebnispädagogin/zum Erlebnispädagogen ...

Weitere Artikel


Für Maßnahmen rund um den Wolf: Neue Außenstelle des KLUWO in Dierdorf geplant

"Damit trägt das Land dem vermehrten Vorkommen des Wolfs in unserer heimischen Region Rechnung", freut sich Sabine Bätzing-Lichtenthäler ...

Faustballer des VfL Kirchen fiebern der Mitteldeutschen Meisterschaft entgegen

Kirchen. Die Teilnehmer haben sich über die Landesmeisterschaften in insgesamt sieben Turnverbänden für den Wettkampf in ...

Westerwälder Rezepte - Vollkornnudeln mit Gemüse-Sahnesoße

Dierdorf. Spiralförmige Nudeln nehmen besonders viel sahnige Soße auf, Sie können jedoch auch jede andere Nudelsorte verwenden. ...

Georg-Wilhelm Kipper zum stellvertretenden Landesvorsitzenden der Senioren-Union gewählt

Region. Mit 77 von 82 gültigen Stimmen wurde Kipper in der Töngeshalle in Mainz-Ebersheim zum stellvertretenden Landesvorsitzenden ...

Kriminalstatistik 2023: Kriminalitätsentwicklung in der Polizeidirektion Neuwied leicht gestiegen

Neuwied. Nach Angaben der Polizeidirektion wurden im Polizeipräsidium Koblenz im Jahr 2023 insgesamt 71.346 Straftaten registriert, ...

Flammersfelder Luftfahrtexperte Heermann: MH370-Rätsel nach Entführung für Suizid?

Flammersfeld. „Good Night Malaysian 370“ sind die letzten Worte aus dem Cockpit des Fluges, der am 8. März 2014 in Kuala ...

Werbung