Auch vor Altenkirchener Kreishaus: Flagge erinnert an Chinas Unterdrückung in Tibet
"Flagge zeigen für Tibet!" ist eine bundesweite Kampagne der Tibet Initiative Deutschland. Seit 1996 ruft sie, so die eigene Homepage, Städte, Gemeinden und Landkreise auf, rund um den 10. März – dem Jahrestag des tibetischen Volksaufstands von 1959 – an Rathäusern tibetische Flaggen zu hissen. Auch im Kreis Altenkirchen wehte und weht das Banner an exponierten Stellen.
Altenkirchen. Gemeinsam ein Zeichen der Solidarität mit der tibetischen Bevölkerung, die seit 1949 von China unterdrückt wird, zu setzen, ist das Ziel: Die Tibet Initiative Deutschland macht seit 1996 jedes Jahr mit dem Hissen der Flagge des asiatischen Landes auf den Aufstand des Volkes aufmerksam, das am Südrand des Himalaya-Gebirges lebt und das sich gegen die kommunistische Regierung der Volksrepublik China im März 1959 erhob. Obgleich eine tibetische Regierung bis 1959 bestand, war das Land seit der Invasion durch die Volksbefreiungsarmee im Jahr 1950 de facto unter chinesischer Herrschaft. Auch im AK-Land – unter anderem vor dem Kreishaus in Altenkirchen – wehte und weht die markante Fahne und erinnerte an den 65. Jahrestag der Niederschlagung des massiven Protestes mit geschätzten rund 89.000 Toten. Seit der chinesischen Herrschaft sollen rund 1,2 Millionen Tibeter ums Leben gekommen sein. „Die Tibetfreunde Westerwald unterstützen seit ihrer Gründung im Jahr 2008 diese Kampagne und zeigen Flagge. Dafür sage ich allen ein riesengroßes Dankeschön“, hieß es im Grußwort von Sabine Bätzing-Lichtenthäler von den Tibetfreunden Westerwald, die nicht teilnehmen konnte und das Marein Osten-Sacken stellvertretend vor dem großen Portal der Kreisverwaltung kundtat, „auch mir ist das Engagement für Tibet und für das tibetische Volk ein echtes Herzensanliegen. Wir haben das große Glück, in einem Land zu leben, in dem wir uns frei bewegen, politisch einsetzen und unsere Meinung frei äußern dürfen.“ Mit diesen Privilegien vor Augen müsse es, „so finde ich, unsere Aufgabe sein, uns für die Menschen einzusetzen, die das nicht können. Wir dürfen deshalb nicht aufhören, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf Tibet zu lenken, den Tibetern unsere Stimme zu leihen und ihnen ein Gesicht zu geben.“
Symbol für Freiheit und Unantastbarkeit
„Wir beginnen mit dem Hissen der tibetischen Flagge an der Kreisverwaltung Altenkirchen. Landrat Dr. Peter Enders als auch sein Vorgänger, Michael Lieber, unterstützen das Engagement für Tibet seit Jahren und zeigen sich solidarisch mit dem tibetischen Volk“, zitierte Osten-Sacken weiter. In vielen Gemeinden und Städten im Westerwald wehe die bunte Fahne Tibets. Sie gelte als Symbol für die Freiheit und Unantastbarkeit Tibets. Wer in Tibet diese Flagge besitze oder gar öffentlich zeige, werde von den chinesischen Machthabern streng bestraft. „Wir in Deutschland können, dürfen und müssen die Flagge immer wieder zeigen – ganz besonders heute! Ich wünsche mir, dass es für die Menschen in Tibet gelingt, eine friedliche Lösung, die ihr Selbstbestimmungsrecht gewährleistet und die ihre Menschenrechte achtet, zu finden“, selbstverständlich bedürfe es dafür auch entsprechender Handlungen in der Politik. Osten-Sacken: „Eines sollten wir aber dennoch nicht vergessen: Der Appell für ein friedliches und gewaltfreies Miteinander der Menschen richtet sich nicht allein an Regierungen und Parlamente, Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen. Entscheidend ist und bleibt immer die individuelle Bereitschaft jedes Einzelnen zu friedlicher Kommunikation auf der Basis von Verständnis, Toleranz und Gewaltfreiheit. Dafür sollten alle Menschen kämpfen – überall in der Welt! Sie und wir alle setzen damit ein Zeichen für Menschenrechte und Selbstbestimmung in Tibet. Und deshalb sind die Tibetfreunde auch heute wieder unterwegs.“
Zusammenschluss engagierter Menschen
Die Tibetfreunde Westerwald haben sich nach eigenen Angaben 2008 auf Initiative von Bätzing-Lichtenthäler gegründet. „Wir sind kein Verein, sondern ein Zusammenschluss von engagierten Menschen aus der Region. Wir treffen uns alle zwei Monate, jeweils am ersten Samstag in geraden Monaten um 10 Uhr“, heißt es auf der Homepage, die nächste Zusammenkunft ist am Samstag, 6. April, im Café Hehl in Altenkirchen. Die Ansätze und Ziele werden so definiert: „Wir treffen uns aus Respekt für das tibetische Volk und seinen Kampf gegen Unterdrückung und Ausbeutung. Wir treffen uns, um für das Recht des tibetischen Volkes auf Freiheit und Selbstbestimmung einzutreten. Wir treffen uns aus Protest gegen die Verletzungen des Völkerrechts und der Menschenrechte in Tibet. Wir treffen uns in der Sehnsucht nach Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit in Tibet. Durch Aktionen und Veranstaltungen machen wir auf die Völker- und Menschenrechtsverletzungen in Tibet aufmerksam.“ Die Tibetfreunde Westerwald kooperieren vor allem mit International Campaign for Tibet, Tibet Initiative Deutschland und dem VTD (Verein der Tibeter in Deutschland).
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Die jüngere Geschichte des Konflikts
Die Bundeszentrale für politische Bildung analysiert auf ihrer Homepage die Situation in Tibet: „Der heutige Konflikt hat direkt mit der Gründung der Volksrepublik China 1949 begonnen und der kurz darauffolgenden Ankündigung Mao Zedongs, auch Tibet zu ,befreien’. 1950/51 drang die Volksbefreiungsarmee bis nach Lhasa vor. Im Mai 1951 unterzeichneten Repräsentanten der tibetischen und chinesischen Regierung das ,17-Punkte-Abkommen zur friedlichen Befreiung Tibets’, das die Souveränität Chinas über die tibetischen Gebiete, die Stationierung von Truppen bei gleichzeitiger Anerkennung einer regionalen politischen Autonomie und der Klerusherrschaft festschreibt. Der Dalai Lama hatte das Dokument per Telegramm anerkannt. Später bezeichnete er, wie auch andere Teile der exiltibetischen Gemeinde, die Unterzeichnung als ,mit Waffengewalt erzwungen’. Wachsende Unzufriedenheit der Tibeter angesichts zunehmender sozialer und politischer Kontrolle Pekings führte schließlich zu einer offenen Revolte. Bei dem größten Aufstand am 10. März 1959 in Lhasa kamen vermutlich Tausende ums Leben. Der Dalai Lama, ein großer Teil seiner Administration sowie rund 80.000 Tibeter flohen nach Indien. 1965 gründete die chinesische Regierung in dem ehemaligen Einflussgebiet des Dalai Lama die Autonome Region Tibet. Im Zuge der Reform- und Öffnungspolitik 1978/79 erlaubte Peking religiöse Aktivitäten im Rahmen politischer Kontrolle (u.a. erzwungene Verleugnung der Autorität des Dalai Lama durch Geistliche). … Menschenrechtsorganisationen beschuldigen Peking, ihn entführt und eingesperrt zu haben. In der Auseinandersetzung um die Statusfrage Tibets interpretieren beide Seiten die Geschichte der Region unterschiedlich. Die tibetische Exilregierung in Dharamshala verweist auf die Unabhängigkeitserklärung des 13. Dalai Lama nach dem Fall der Qing-Dynastie 1911. Eine Anerkennung durch andere Staaten erfolgte damals nicht. Aufgrund der inneren Unruhen in China durch Kriege war Tibet von 1911 bis 1949 de facto unabhängig. China betont jedoch, dass die tibetischen Gebiete bereits während der Yuan-Dynastie (1279 bis 1368) in das chinesische Staatsgebiet eingegliedert worden seien, und diese Zugehörigkeit sei nie durch eine andere politische Souveränität unterbrochen worden.“ (vh)
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