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Nachricht vom 12.03.2024    

Wissen: "Hellwach sein"-Stolperstein für Liebmann Hony verlegt

Von Katharina Behner

Lange Zeit musste die Verlegung des Stolpersteins für den 1942 nach Theresienstadt deportierten und dort ermordeten Geschäftsmann Liebmann Hony vor seinem ehemaligen Wohnhaus in Wissen warten. Die Verlegung wurde nun in Verbindung des Jahrestages der Bombardierung Wissens im doppelten Gedenken nachgeholt. Der Bezug zur Gegenwart könnte nicht passender sein.

Würdig, feinfühlig und bedacht wurde der Stolperstein zum Gedenken an Liebmann Hony während einer Gedenkfeier in der Rathausstraße 33 verlegt. (Fotos: KathaBe)

Wissen. Stolpersteine sind Mahnmale gegen das Vergessen, die der Künstler Gunter Demnig im Jahr 1992 ins Leben rief. Es sind Gedenksteine, die an Menschen erinnern, die im Nationalsozialismus verfolgt, deportiert, ermordet und nicht zuletzt in den Suizid getrieben wurden.

Nun endlich hat es auch der Stolperstein des verfolgten jüdischen Wissener Mitbürgers Liebmann Hony geschafft, seinen endgültigen Platz zu bekommen: Genau dort, wo Hony zuletzt in Freiheit lebte. Genau dort, wo der Stolperstein im Jahr 2011, als weitere Stolpersteine im Wisserland verlegt wurden, nicht verlegt werden konnte. Denn der Eigentümer hatte die Verlegung ohne weitere Begründung auf seinem Gehweg-Grundstück abgelehnt. (Über die Verlegung der sechs weiteren Stolpersteine berichtete der AK-Kurier und ist auf der Webseite nachzulesen.)

Obwohl Stolpersteine normal vor dem letzten frei gewählten Wohnort der Verfolgten eingelassen werden, musste der Stolperstein für Hony auf der gegenüberliegenden Straßenseite vorliebnehmen. Mit dem Bau der neuen Rathausstraße wurde das Mahnmal dort entfernt und von der Stadt sorgsam aufbewahrt.

Nicht irgendwo, sondern viel zu oft vor der eigenen Haustür
Derweil befindet sich der Gehweg im Eigentum der Stadt und damit gibt es keine Hinderungsgründe mehr dafür, dass er seinen Platz genau dort bekommt "wo er hingehört, mitten in den Gehweg der Rathausstraße 33", hob Bürgermeister Berno Neuhoff anlässlich der Verlegung und Gedenkstunde am Montag (11. März) hervor. Eine "lokale Erinnerungskultur" solle Sorge dafür tragen, nicht zu vergessen, dass die Verfolgung von Menschen in totalitären Systemen nicht irgendwo, "sondern auch hier bei uns vor der Haustüre in Wissen" stattfand. Damit "ihr Schicksal nicht vergebens war", sei das Lebendighalten von Einzelschicksalen um so bedeutender.

Zum mahnenden und erinnernden Anlass hatten sich eine Vielzahl von Menschen eingefunden. Darunter Fraktionsvorsitzende und Beigeordnete der demokratischen Parteien des Stadt- und Verbandsgemeinderates sowie Ratsmitglieder. Ebenso Vertreter verschiedener Wissenener Institutionen sowie der ehemalige Bürgermeister Michael Wagener nebst Ehrenbürger Ulrich Brucherseifer und Vertretern der katholischen und evangelischen Glaubensgemeinschaften. Dazu kamen viele Einwohner, die sich des Gedenkens und der gerade heute mehr als wichtig mahnenden Erinnerung anschlossen. Es sollte eine Gedenkveranstaltung im doppelten Sinne werden.

Würdig eingelassen - Es gilt "hellwach" zu sein und zu bleiben
Mit würdigen Worten und passender musikalischer Untermalung von Simone Bröhl mit Klezmer-Musik (jüdischer Volksmusik) wurde der Stolperstein eingelassen. Dazu zitierte Neuhoff neben Textzeilen aus Heimatjahrbüchern auch Textpassagen von Liebmann Honys Sohn Siegfried Hony, um die Geschichte des ins KZ Theresienstadt deportierten Honys und das "kleine jüdische Leben in Wissen" näherzubringen.



Gleichzeitig spielt der 11. März für die Stadt Wissen eine bedeutende Rolle. War es doch der Tag vor 79 Jahren (11. März 1945), an dem die Stadt durch Bombardierung teils dem Erdboden gleichgemacht wurde. So galt es der vielen Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft und insbesondere konkret im Sinne der lokalen Erinnerungskultur der vielen unschuldigen Menschen zu gedenken, die während der Bombardierung sterben mussten.

Den Blick auf die Geschichte des Walzwerks mit seiner Zwangsarbeitervergangenheit gerichtet, rief Neuhoff dazu auf, immer "hellwach" für die die Dinge zu sein, die in Deutschland und in der Welt geschehen. Es gelte täglich vor Ort im Alltag für die Werte der Freiheit und der freiheitlich demokratischen Grundordnung einzustehen.

Dabei machte Neuhoff deutlich, dass aus der Vergangenheit augenscheinlich nicht viel gelernt worden sei: Das Bundesamt für Verfassungsschutz verzeichnet in den letzten Jahren insgesamt eine Zunahme von rechtsextremistischen Straf- und Gewalttaten.

Kranzniederlegung an der Bornscheidt
Im Anschluss an die Verlegung des Stolpersteins fand am Gedenkstein zum ehemaligen Zwangsarbeiterlager an der Bornscheidt ein Friedensgebet mit Kranzniederlegung im Gedenken aller Opfer von Krieg und Gewalt sowie der Bombardierung Wissens am 11. März 1945 statt. Zum Zwangsarbeiterlager und das Kriegsende in Wissen berichteten der AK-Kurier hier.

Heimatforscher Bruno Wagner erläuterte die Situation rund um die Zwangsarbeiter, die im Walzwerk für die Kriegsindustrie unter unmenschlichen Gegebenheiten - geschuldet der Ideologie des Nationalsozialismus - ihr Leben ließen und arbeiteten. "Es gilt, das historische Gedächtnis wachzuhalten", so Wagner. Pfarrer Markus Tech als auch Pfarrer Martin Kürten schlossen passen zum Anlass mit den Themen "Hoffnung" und "Nie wieder Krieg" an.

Weiter Informationen zu Liebmann Hony sind unter anderem im Heimatjahrbuch des Kreises Altenkirchen 1975/1978 sowie in der Neubearbeitung von 1982 der "Chronik der Verbandsgemeinde und Stadt Wissen" zu finden.

Seitens der Stadt Wissen ist geplant, unter Einbezug verschiedener Institutionen und Schulen, jährlich am 11. März eine Gedenkfeier im Sinne der "lokalen Erinnerungskultur" zu etablieren. 2025 jährt sich die Bombardierung Wissens sowie das Ende des Zweiten Weltkrieges zum 80. Mal. (KathaBe)



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