Altenkirchener Boxvergleich: Rheinland-Staffel besiegt Saarland-Auswahl mit 14:10
Die große Sporthalle auf der Altenkirchener Glockenspitze entwickelt sich langsam, aber sicher zu einem beliebten Schauplatz für Boxwettkämpfe. Vor einem knappen halben Jahr die Rheinland-Meisterschaften, nun ein Vergleich zweier Verbände kann es womöglich schon im September den nächsten Aufgalopp von Faustkämpfern geben.
Altenkirchen. Ein bisschen Wehmut ist am späten Samstagnachmittag (6. April) wohl auch im Spiel gewesen, als Igor Borisov (Altenkirchen) mit Klängen seiner Geige das von einem Band zugespielte Stück „Conquest of paradise“ (Eroberung des Paradieses) des 2022 verstorbenen Komponisten Vangelis begleitete. Die älteren unter den rund 250 fairen Zuschauern in der Altenkirchener Sporthalle auf der Glockenspitze erinnerten sich vielleicht dank des Stückes aus griechischer Feder an jene Zeit, in der „Gentleman-Boxer“ Henry Maske zu diesem Song jeweils die proppevollen Arenen betrat, um seinen Weltmeistertitel (erfolgreich) zu verteidigen. Nun, in ihren Karrieren so weit fortgeschritten waren jene Amateurboxer noch nicht, die für die Staffeln des Boxverbandes Rheinland (BVR) und der Saarländischen Box-Union (SBU) in einem Vergleichsturnier jeweils die Fäuste kreuzten. Nach 14 Auseinandersetzungen (acht kamen in die Wertung) lagen die „Hausherren“ mit 14:10 vorne. Für das Highlight aus sportlicher Sicht sorgten Artur Alymov (Siegburger Boxclub) und Thaer Miaari (KG Saarlouis/Fraulautern) in einer Auseinandersetzung der männlichen Junioren mit den Geburtsjahren 2008 und 2009, die Alymov mit 2:1-Richterstimmen für sich entschied. Selbst Ringsprecher Ralf Treitz war angetan von diesem Duell und nannte es einfach bloß „geil“. Dabei hatten beide Akteure nur diesen einen Gang gekannt, nämlich den nach vorne, und sich meistens intensiv im Infight bemüht, auf den Zetteln der drei Punktrichter das jeweils bessere Ende für sich zu haben. Seltenst waren taktische Disziplin und das Verlegen auf die Distanz das Maß aller Dinge gewesen. Geboxt wurde nicht in den üblichen Klassen des Deutschen Boxsport-Verbandes zwischen Halbfliegen- und Superschwergewicht, sondern die Paarungen waren aufgrund von Geburtsjahr und Körpergewicht zusammengestellt, auch die Dauer einer Runde (geboxt wurden jeweils drei) war entsprechend des Alters unterschiedlich festgesetzt worden. Mit viel Applaus bedacht wurden zum einen alle Sportler, denn Treitz hatte als Motto „Dem Sieger die Ehre, dem Verlierer die Anerkennung“ ausgegeben, und zum anderen auch „Nummerngirl“ Julia Jatzek, eine aktive Boxerin des Box-Rings Westerwald (BRWW), die jeweils per großer Tafel die jeweilige Runde eines jeden Fights ankündigte, was natürlich in gewisser Weise auch ein gutes Training war. Zudem stellte Treitz einen nächsten Kampftag/Kampfabend in Altenkirchen für den September in Aussicht.
Vergleiche vor Ort für Sportler wichtig
„Ziemlich zufrieden“ zeigte sich Vadim Horst, Chef des ausrichtenden BRWW mit der Unterstützung zahlreicher Sponsoren, beim Blick auf die Tribüne und somit auf die zahlenden Zuschauer. Er hatte sich dennoch ein wenig mehr erhofft, fügte er an. Grundsätzlich, so Horst, seien solche Vergleichskämpfe für die Sportler vor Ort ganz wichtig, denn es müssten keine weiten Fahrten unternommen werden, und es würden auch teils „fortgeschrittene Boxer“ mitmachen. Er sei froh, dass ein solcher Vergleich auch einmal vor Ort stattfinde, denn in der Vergangenheit „sind wir immer irgendwo hin gefahren. Da spielt auch der finanzielle Aspekt rein“. In den zurückliegenden Jahren sei ein gutes Team „hier bei uns entstanden, auch, weil wir finanziell unterstützt werden“. Auswirkungen der Probleme, die der Boxsport auf höherer Ebene hat (Querelen unter den beiden Weltverbänden, eventuelle Streichung des Boxens für die Olympischen Sommerspiele 2028), auf die untere Ebene, sprich bis zum BRWW, erwartet Horst nicht. „Ich sehe das bis nach unten nicht unbedingt“, meinte er, es schade auch dem Ansehen des „Boxsportes in unserer Region nicht“. In Sachen Nachwuchsgewinnung sprach er von einem „Zulauf“, der schon vor der Corona-Zeit festgestellt worden sei, und, seit diese Phase abgeschlossen ist, „wird es immer mehr. Wir trainieren viermal in der Woche“, vielmehr könne man nicht machen, weil für alle die Zeit doch begrenzt sei. Der BRWW ging aus dem Boxclub Neitersen hervor, der von Werner Engelbert (verstorben 2017) 1953 gegründet wurde, nachdem sich bereits 1947 die ersten Interessenten am Amateurboxsport unter Leitung von Engelbert nach Arbeitsschluss an einem Training in der Produktionshalle der Firma Karl Georg in Neitersen beteiligt hatten.
Im Rheinland geht es aufwärts
„Derzeit haben wir Boxer, die zur Deutschen Meisterschaft fahren können“, analysierte Bernd Klein, Präsident des BVR, die sportliche Situation in seinem „Herrrschaftsgebiet“. Auch in den Nachwuchsklassen gebe es Sportler, die an den nationalen Titelkämpfen teilnähmen. Zurzeit gehe es im Rheinland ein wenig aufwärts, nachdem es in den Jahren zuvor „ein wenig ruhig gewesen war mit den Aktiven. Derzeit sehen wir wirklich ein Vorankommen.“ Der BVR habe inzwischen begonnen, einen Kader aufzustellen. Es gehe langsam aufwärts, „das aber braucht seine Zeit. Dennoch sind wir derzeit zufrieden mit der Hoffnung auf zwei, drei Medaillen“. Das benötige der Verband, um Anerkennung zu bekommen. Vom Ärger auf den übergeordneten Ebenen „bekommen wir auch schon was mit. Es kann passieren, dass wir gegen einen anderen Verband, zum Beispiel Luxemburg, kämpfen wollen, und keine Genehmigung erhalten, weil der Verband noch der anderen Organisation angehört und weitere Klärungen erfolgen müssen.“ Vom Sportlichen gesehen „müsste man trotzdem boxen dürfen. Es geht ja um den Sport“. Für Klein wäre es schlimm, wenn im Jahr 2028 olympisch nicht geboxt würde, denn für den Bundesverband würde es keine Zuschüsse mehr geben. „Das würden wir auch im Rheinland merken, wenn kein Geld mehr fließt, denn dann wären auch Boxer aus dem Rheinland in einem überregionalen Kader betroffen, wenn es einmal einer so weit schaffen sollte“, merkte Klein an. Der Boxverband Rheinland ist ein, dem deutschen Boxsportverband angehöriger Landesverband (einer von 17). Er erstreckt sich in seiner Zuständigkeit, geographisch gesehen, grob über die nördliche Hälfte von Rheinland-Pfalz. Seine Aufgabe ist die Pflege und Förderung des Sports, insbesondere des Boxsports nach den Regeln des Deutschen Boxsportverbandes (DBV) - im Breiten- und Leistungssport.
Die Resultate
Die Ergebnisse (Wertung für den Vergleich/Rheinland zuerst genannt/Sieg = 2:1, Remis = 1:1) – Mike Siegel (Idar-Oberstein/Jahrgang 2011) - Jannik Krauth (Saarbrücken/2009) 3:0 Punktrichterstimmen/Gesamtstand 2:1; Tim Dshoraev (Emmelshausen/2006) - Jesaya Bouduian (Dudweiler/2005) RSC 2. Runde Sieger Dshoraev/4:2; Artur Alymov (Siegburg/2008) - Thaer Miaari (Saarlouis/Fraulautern) 2:1/6:3; Vladyslav Karnaykhov (Neuwied/2007) - Ivan Afonin (Saarbrücken/2006) Aufgabe Karnaykhov 2. Runde/7:5; Maxim Dukart (Siegburg/2011) - Kaan Özcan (Dudweiler/2011) 3:0/9:6; Darijo Fröhlich-Grejic (Weißenthurm/männliche Elite) - Nico Noß (Dudweiler/männliche Elite) 1:2/10:8; Artur Petriuk (BR Westerwald/männliche Elite) - Marin Görgel (Saarbrücken/männliche Elite) 3:0/12:9; Godstone Attikosie (Köln/männliche Elite) - David Perrera (Saarbrücken/männliche Elite) RSC 1. Runde Sieger Attikosie/14:10-Endstand. Nicht für den Vergleich gewertet: Leonie Juschta (Hückelhoven/2008) - Amelie Zirwes (Weißenthurm/2007) 3:0; Manuel von Strünck (Koblenz/männliche Junioren) - Maximus Keller (Idar-Oberstein/männliche Junioren) remis; Samin Parwani (BR Westerwald/2007) - Roman Amarov (Bad Kreuznach/männliche Jugend) 2:1; Kyrylo Sulakov (Emmelshausen/2009) - Eray Karakus (Troisdorf/2008) RSC 3. Runde Sieger Sulakov; Alexander Borys (BR Westerwald/2006) - Kenan Cenguic (Bendorf/2005) 3:0; Chukwuka Okoh-Ezeokel (Köln/männliche Elite) - Mehmet Can Uzun (Weißenthurm/männliche Elite) 3:0. (vh)
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