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Nachricht vom 11.12.2011    

Forstmehren: Ratssitzung wird mit Spannung erwartet

Am Montag, 12. Dezember, soll der Rat der Ortsgmeinde Forstmehren über die Änderung des Flächennutzungsplanes entscheiden. Geplant ist ein Bauvorhaben auf bislang nicht erschlossenem Areal in einer respektabelen Größenordnung. Ein Wellness-Hotel der Spitzenklasse soll entstehen - die Einwohner sehen das kritisch. Das Dorf ist in zwei Lager geteilt, da konnte auch die Bürgerversammlung nichts ändern.

Wellness-Hotel oder Naturidylle? - Der Rat muss über die Änderungen des Flächennutzungsplan entscheiden. Foto: Claudia Heinrich-Börder

Forstmehren. Idyllisch, friedlich und naturnah wirkt die 156-Seelen-Gemeinde Forstmehren. Deshalb ist der Ort für den Unternehmer Hans Werner Maus geschäftlich interessant. Er ist bereits Besitzer des Mehrbach-Restaurants und möchte auf bisher nicht erschlossenem Grünland ein Viersterne-Superior-Wellnesshotel bauen. 50 Doppelzimmer sollen lukrativer Kundschaft zur Verfügung stehen, 120 Sitzplätze im hauseigenen Restaurant für das leibliche Wohl sorgen. Ein Erholungsbereich mit Swimmingpools, Saunawelt und Day-Spa sind geplant und Platz für kosmetische und medizinische Anwendungen darf nicht fehlen. Standort des Ganzen soll der Kuhweg sein. Dabei handelt es sich um eine Fläche von 24.000 Quadratmetern, die Größe von vier Fußballfeldern, die bisher als Ackerland genutzt wurde.

Vorhaben teilt Dorfgemeinschaft in zwei Lager
Nicht jeder ist der Meinung, dass solch ein Komplex positive Folgen für den Ort hat. Maus´ Pläne ziehen einen Graben durch das Dorf, die Einwohner betrachten sein Vorhaben mit sehr unterschiedlichen und gemischten Gefühlen. So sind mittlerweile zwei Interessenlager mit starken Spannungsfeldern enstanden, die auf das Gemeindewohl alles andere als positiv wirken.
Ein Teil der Bevölkerung sieht in dem Vorhaben zukunftsorientiertes Denken mit hohem wirtschaftlichen Nutzen und Arbeitsplätze vor Ort. Ein anderer Part jedoch denkt nicht nur über den stark zunehmenden Verkehr nach, sondern betrachtet die Sicherheit der Finanzierung, Rentabilität des Großprojekts und die das Vorhaben mit sich bringende Landschaftsveränderung skeptisch. Die Erhaltung der umliegenden Natur ist ebenfalls Thema sowie die Frage nach Seriösität.
Außerdem scheint ihnen die Vorgeschichte, wie Maus zu dem Areal gekommen ist, nicht ganz koscher. Auf dem Papier gehört es Erhard Burmester, das ist beim Katasteramt Wissen für jeden einsichtig.
"Dieses Geschäft hat ein Geschmäckle," äußerte sich ein Einwohner gegenüber Ortsbürgermeister Burmester. Mittlerweile ist eine hitzige Debatte entstanden. Ein recht scharf formulierter Brief an die Bevölkerung mit Einladung zur Bürgerversammlung sorgte dann auch nicht unbedingt für eine bessere Stimmung.

Es gab keine Informationen im Vorfeld
Die Bürger von Forstmehren wurden im Vorfeld über das Vorhaben, dessen Finanzierungkosten laut Kalkulation bei ca. 6,5 bis 7 Millionen Euro liegen, nicht informiert. Zufällig stießen einige Anwohner auf Landvermesser, die am 22. September "Maß nahmen" für das umfangreiche Bauprojekt. Auf die Frage, was denn da los sei, gab es die Auskunft, man sei im Auftrag des Architekten tätig. Daraufhin gingen die Bürger zum Besitzer des Areals. Ein informatives Gespräch mit den Fragestellern fand erst einige Zeit später statt.
Zum 27. Oktober dann wurde zu einer öffentlichen Ratssitzung eingeladen, in der Burmester das Projekt vorstellte. Einige Bürger waren mittlerweile auf den Plan gekommen und erschienen zur Einwohnerfragestunde. Sie nahmen den Bürgermeister mit ihren Fragen regelrecht in die Zange. Sorgen um enorme Verkehrsbelästigung und die Zweifel an der Seriösität des Hotels.
"Was ist, wenn es ein Etablissement für bestimmte Dienste wird?" wiegelte Burmester ab. Ungerechtfertigt sind diese Sorgen nicht, gibt es doch Gemeinden in Deutschland, die mit ähnlichen Projekten an der Nase herumgeführt wurden. So z. B. das osthessische Eichenzell bei Fulda, wo im "5. Element" eindeutig auch andere Dienstleistungen als der gesundende Saunagang angeboten werden. Dort steht man jetzt vor vollendeten Tatsachen und muss einen Wellness-Betrieb der besonderen Art dulden. Ein Protokoll über diese Gemeinderatsitzung vom 27. Oktober 2011 ist bis heute nicht öffentlich verfügbar.
Durch den Beschwichtigungsversuch gegenüber der Sorgen und Meinungen der Einwohner bezüglich des Vorhabens, immer noch unbeantworteten Fragen und die offensichtliche Non-Transparenz in der Planung des Großprojekts liefen die Emotionen in Forstmehren in keine positive Richtung. Am 8. November versammelten sich einige Planungsgegner zum Austausch und Beratschlagung, was zu tun sei. Zwei dieser Bürger statteten am 16. November Erhard Burmester einen Besuch ab. Einer der beiden ist Mitglied im Gemeinderat. Sie wollten dem Ortsvorsteher erläutern, dass diese Art und Weise des Vorgehens Mißtrauen bei der Bevölkerung auslöst und eben für manchen nach Spekulation riecht.
Die Reaktion darauf bestand aus einer Einladung von Doris Burmester zur Einwohnerversammlung am 5. Dezember (Anm.: die Einladung liegt der Redaktion vor) Bei der Einwohnerversammlung könne man sich sachlich informieren. Die beiden Bürger bezeichnete sie als "honorige Herren", die Gruppe aufgebrachten Anwohner sah sie als Stimmungsmacher, die die Dorfgemeinschaft demontieren wollten. Die Bürger sollten sich nicht davon beeinflussen lassen.
Auch von der Androhung eines Mißtrauensvotums war die Rede. "Wir wollen niemanden durch den Dreck ziehen, so wie uns nachgesagt wird, schließlich leben wir jetzt und auch später weiterhin miteinander", so Tom Dams, einer der Anwohner am Kuhweg und Nicht-Befürworter der Wellness-Pläne.
"Keiner will dem Bürgermeister den Kopf abreißen. Doch bei dem Vorhaben handelt es sich nicht um nachhaltige und gewachsene Strukturen, die dem Wohl des Ortes dienlich sind", ist sich Dams sicher.

Bei der Einwohnerversammlung, im Mehrbachstübchen, an dem gut die Hälfte der ortsansässigen Bevölkerung teilnahm, erschienen dann neben Investor Hans Werner Maus auch Vertreter der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Kreis Altenkirchen mbH zu einer Stellungnahme bezüglich des Themas: "Braucht der Westerwald Tourismus?" sowie Paul Hüsch aus der Abteilung Fremdenverkehr der Kreisverwaltung. Sie sind, wie auch Jörg Schneider, der Bürger von Forstmehren und Altenkirchener Kaufmann ist, Befürworter des Projekts. "Wir glauben nicht, dass in Forstmehren eine Bauruine entsteht, bei Vorhaben in solchen Größenordnungen liegen den Banken gut durchdachte Buissness- und Kalkulationspläne vor", schlichteten die Fürsprecher die Bedenken der Einwohner bezüglich Finanzierung und Rentabilität ab.



Bürgermeister Burmester bat die Einwohner, die Planung und die notwendigen Änderungen im Flächennutzungsplan zu akzeptieren und nicht weiter zu versuchen, negativ auf den Gemeinderat einzuwirken. Heißt das für die Bürger, Stillschweigen zu bewahren, ihre Sorgen runterzuschlucken und am Ende ein Spekulationsgeschäft stillschweigend zu dulden?
Oder hat Burmester den richtigen Riecher und das Objekt wird sich am Ende für die Gemeinde rentabilitieren?
Bleibt auch die Frage, wie sich ein Vorhaben, dessen Beginn unter dem schlechten Stern von Spekulationsverdächtigungen und Streitigkeiten über die Vorgehensweise begann und zu einem Graben in der Dorfgemeinschaft führte, verläuft. Und wie die Anwohner in Zukunft miteinander umgehen und wirken, wenn das Gemeindeleben in zwei Lagern geteilt bleibt.
Die öffentliche Ratssitzung am 12. Dezember entscheidet über die Änderung des Flächennutzungsplanes und man darf auf das Ergebnis gespannt sein. Claudia Heinrich-Börder


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