Tarif-Vielfalt bei privaten Krankenversicherungen - worauf kommt es an?
RATGEBER | Unter bestimmten Voraussetzungen kann der Beitritt in eine private Krankenversicherung (PKV) durchaus sinnvoll sein. Sie bietet in vielen Fällen eine im Vergleich zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) deutlich bessere medizinische Versorgung, schnellere Terminvergabe, kürzere Wartezeiten und weitere Vorteile. Allerdings gibt es eine enorme Tarif-Vielfalt bei privaten Krankenversicherungen und die Beiträge sowie die Leistungen können je nach gewähltem Tarif stark variieren. Worauf kommt es in diesem Zusammenhang an und was ist wichtig zu berücksichtigen?
Das Leistungsspektrum privater Krankenversicherungen ist breit gefächert
Im Gegensatz zur gesetzlichen Krankenversicherung müssen private Krankenversicherungen ihre Leistungen nicht nach gesetzlichen Vorgaben festlegen. Zwar müssen sie seit 2009 einen sogenannten Basistarif anbieten, welcher mit den Leistungen einer PKV vergleichbar ist, große Vorteile bietet dieser allerdings nicht. Da ein Wechsel von der PKV zurück in die GKV nicht ohne Weiteres möglich, sondern mit bestimmten Voraussetzungen verbunden ist, ist es daher ratsam, die sich daraus ergebenden Vor- und Nachteile genau unter die Lupe zu nehmen.
Wer sich für einen Wechsel in eine private Krankenversicherung entscheidet, sollte sich vor allem im Klaren darüber sein, welche Leistungen ihm besonders wichtig sind. Hier gibt es ein breites Leistungsspektrum, das sich durchaus auch von Anbieter zu Anbieter unterscheiden kann. Zu den wichtigsten Leistungen einer PKV zählen vor allem:
Ambulante Leistungen
- Freie Arztwahl (auch Fachärzte ohne Überweisung)
- Möglichkeit der Behandlung durch Privatärzte und Heilpraktiker oder Psychotherapeuten
- Kostenübernahme bei Sehhilfen, Hörgeräten oder Gehhilfen
Krankentagegeld
- Privat versicherte Arbeitnehmer erhalten im Krankheitsfall einen Einkommensausgleich, was insbesondere bei Selbstständigen ein wichtiger Faktor sein kann. Auch Arbeitnehmer können aber von dieser PKV Leistung profitieren, denn bei einem über sechs Wochen andauernden Arbeitsausfall zahlt die PKV bis zu 70 Prozent des Bruttolohnes.
Stationäre Leistungen
- Freie Krankenhauswahl (auch private Krankenhäuser)
- Chefarztbehandlung
- Anspruch auf Ein- oder Zweibettzimmer
Krankenhaustagegeld
Für jeden Tag, den ein Privatversicherter in einem Krankenhaus verbringt, besteht Anspruch auf sogenanntes Krankenhaustagegeld. Die Höhe des Betrags ist von der Ausgestaltung des jeweiligen Tarifs abhängig und steht zur freien Verwendung zur Verfügung.
Bis zu 100 Prozent Kostenübernahme bei zahnärztlichen und kieferchirurgischen Leistungen:
- Zahnbehandlungen
- Zahnreinigung
- Prophylaxe
- Kronen, Brücken, Implantate
- zahntechnische Leistungen
Welche Leistungen im Einzelfall tatsächlich in Anspruch genommen werden können, ist abhängig von der individuellen Gestaltung des Tarifs. Da eine Umgestaltung in vielen Fällen nicht ohne Weiteres möglich ist, sollte man sich also genau überlegen, welche Leistungen wirklich wichtig sind und welche persönlichen Vorteile sich daraus ergeben.
Tarife der einzelnen Versicherungsanbieter genau vergleichen
Wie bei anderen Versicherungen auch, unterscheiden sich die Tarife der einzelnen Versicherungsanbieter zum Teil nicht unerheblich voneinander. Daher ist ein genauer Vergleich unumgänglich, um einen möglichst passenden, den eigenen Ansprüchen und Bedürfnissen entsprechenden Versicherungsschutz zum bestmöglichen Preis-Leistungs-Verhältnis zu finden.
Eine unkomplizierte Möglichkeit für einen solchen Vergleich bieten Online-Vergleichs-Portale für die private Krankenversicherung. Mindestens sollte der Tarif folgende Leistungen umfassen:
- Erstattung des Regelhöchstsatzes für Arztbehandlungen
- freie Arztwahl
- Kostenübernahme von Medikamenten ohne Zuzahlung
- Übernahme von Sehhilfen, Hörgeräten oder anderen Hilfsmitteln
- Ausreichende Ausgestaltung der zahnärztlichen und kieferchirurgischen Leistungen
Neben dem eigentlichen Leistungsumfang, den der jeweilige Tarif bietet, sollte man auch zusätzliche Aspekte berücksichtigen, insbesondere:
Langfristig planen
Die Beitragshöhe in einer PKV ist nicht für immer festgeschrieben, im Gegenteil – im Alter können die Beiträge unter Umständen deutlich steigen. Wer sich für eine PKV entscheidet, muss sich daher darüber im Klaren sein, dass die monatlichen Beiträge im Laufe der Zeit aufgrund des höheren Gesundheitsrisikos zunehmen, was zu finanziellen Belastungen führen kann.
Rückkehr zur GKV nur eingeschränkt möglich
Während ein Wechsel zur PKV in der Regel problemlos möglich ist, ist eine Rückkehr zur GKV nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich, ein beliebiger Wechsel sogar ausgeschlossen. Insbesondere Personen, die das 55. Lebensjahr überschritten haben, haben schlechte Chancen auf eine Rückkehr. Daher sollte man die zukünftig zu erwartende finanzielle Situation unbedingt in die Überlegungen einbeziehen.
Fazit
Wer sich für den Wechsel in eine private Krankenversicherung entscheidet, sollte dies gründlich planen und die einzelnen Anbieter und ihre Tarifoptionen genau vergleichen. Private Krankenversicherer können sich in zahlreichen Aspekten unterscheiden, angefangen beim Leistungsumfang über die Beitragshöhe bis hin zu den Serviceleistungen.
Ein Vergleich der einzelnen Anbieter und Tarife ist unabdingbar, um die persönlichen Bedürfnisse und Anforderungen optimal abzudecken und den Versicherungsschutz möglichst passend zu gestalten. Bevor man sich endgültig für einen Wechsel zu einer privaten Krankenversicherung entscheidet, sollte man sich ausführlich informieren und im Zweifel beraten lassen. Ein professioneller Versicherungsberater kann dabei helfen, den Überblick über alle Möglichkeiten, Chancen und Risiken zu behalten und die richtige Wahl zu treffen. (prm)
Autor: Bettina Salarno