Stadt Altenkirchen eröffnet neues Stadtbüro im ehemaligen Postgebäude
Nun hat auch die Stadt Altenkirchen offiziell ihr kleines, aber feines "Regierungszentrum". Nach aufwendiger Sanierung wurde das Stadtbüro im ehemaligen Postgebäude eingeweiht. Der Umzug mit Sack und Pack aus dem Provisorium in der Stadthalle an die neue Wirkungsstätte in der Bahnhofstraße war bereits vor wenigen Monaten vollzogen worden.
Altenkirchen. „Nett haben Sie es hier“: Diese fünf Worte wird Altenkirchens Stadtbürgermeister Ralf Lindenpütz am Mittwochnachmittag (17. April) womöglich mehrfach gehört haben. Die neue „Residenz“ im alten Postgebäude in der Bahnhofstraße war im vergangenen Jahr auf zwei Ebenen für die lokale Spitze aufwendig saniert worden und wurde nunmehr feierlich eröffnet. Schon vor einigen Monaten war der Umzug des „Regierungssitzes“ aus Teilbereichen des ehemaligen Restaurants der Stadthalle in das neue Stadtbüro erfolgt, das über renovierte 210 Quadratmeter im Erd- und 70 im Kellergeschoss verfügt. In der ersten und weiten Teilen der zweiten Etage hat die Koblenzer Außenstelle des Studienseminars für das Lehramt an Gymnasien seit 1. Februar 2010 ihre Bleibe, fast unter dem Dach stehen noch zwei Räume leer, in die ehedem der Vorvorgänger von Lindenpütz, Heijo Höfer, seinen Amtssitz hatte verlegen wollen. In Parterre, dort, wo einst die postalischen Angelegenheiten abgewickelt wurden, hielten ein großer Besprechungsraum, vier Büros, Toiletten und ein WC für Menschen mit Behinderungen Einzug. „Unten drunter“ regiert ein großer Werkraum, der von Sanitäranlagen (inklusive Dusche) begleitet wird. Die Barrierefreiheit wird über eine, seitlich angeflanschte Rampe garantiert, die schon zu Zeiten der Nutzung durch die Post und die Postbank ihren Dienst für diesen Zweck versah. Was noch fehlt sind zwei öffentlichen Toiletten im Durchgang zwischen Bahnhofstraße und dem ehemaligen Postinnenhof (heute Parkplatz), die im Laufe des Sommers fertiggestellt sein sollen, wie Roland Müller vom Fachbereich Infrastruktur, Umwelt und Bauen der Verbandsgemeindeverwaltung beschrieb, der das gesamte Sanierungsprojekt unter seinen Fittichen hatte.
Neues Selbstbewusstsein dokumentieren
„Mit dem Umzug aus der Stadthalle und dem Einzug in dieses extra zum Stadtbüro umgebauten Gebäude dokumentieren wir auch ein neues Selbstbewusstsein der Stadt Altenkirchen, das sich seit dem Ende der Personalunion von Verbandsgemeindebürgermeister und Stadtbürgermeister nach der Kommunalwahl 2019 entwickelt hat“, sagte Lindenpütz vor rund 60 geladenen Gästen, „noch in dieser Legislatur konnten wir den Umbau beschließen, ausschreiben und fertigstellen, so dass wir rechtzeitig vor den Kommunalwahlen umziehen konnten.“ Die Kreisstadt Altenkirchen habe ein neues Zuhause gefunden, in dem die Stadtpolitik gestaltet und umgesetzt und das zur Begegnungsstätte mit Bürgerinnen und Bürger werden solle, „Politik ganz nah an Menschen praxisnah, offen und transparent“. Dazu seien hier die Büros des Stadtbürgermeisters und des City-Managements mit festen Öffnungszeiten eingerichtet. „Aber das Herz des Stadtbüros ist der große Besprechungsraum, der den gewählten Vertretern der Stadt für ihre Beratungen und Sitzungen zur Verfügung steht, aber auch den Vereinen und Initiativen aus der Stadt und der Region. Damit drücken wir unsere Verbundenheit zur Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld aus, nehmen wir doch als Mittelzentrum eine wichtige Funktion für die uns umgebenden Dörfer in der VG und dem Kreis wahr“, erklärte Lindenpütz, dem Sekretärin Martina Heibel-Groß und City-Manager Bastian Prieß dauerhaft als „Mitbewohner“ zur Seite stehen.
Finale Kosten: 700.000 Euro
Müller gab einen kurzen Abriss über den Verlauf der Arbeiten. Ende des Jahres 2022 sei mit der Demontage des Aufzuges begonnen worden. Viel schwieriger sei es gewesen, die Briefkästen von der Außenwand Richtung Bahnhofsstraße vorübergehend zu entfernen, weil er zunächst keine zuständige Stelle ausmachen konnte. Zwischen Februar 2023 und Oktober 2023 sei mit Hochdruck gearbeitet worden, weil die Fördermittel bis Mitte Oktober hätten verbaut werden müssen. Müller sprach von „sehr guten Firmen“, die für die einzelnen Gewerke verpflichtet worden seien. War zunächst mit Kosten in Höhe von rund 500.000 Euro kalkuliert, so standen final fast punktgenau 700.000 Euro unter dem Strich. 350.000 Euro flossen über das Land aus dem Entwicklungsprogramm „Umweltmaßnahmen, Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft, Ernährung“ (EULLE). Der Umbau stand unter dem Motto „Multifunktionsstätte. nachbar.schaft.zukunft“. Daraus lasse sich, so Lindenpütz, die vielfältige Nutzung dieses Gebäudes als Treff- und Begegnungsstätte in der Stadt wie beispielsweise für die Ehrenamtsinitiative „Ich bin dabei!“ ableiten.
Ein neuer „Ort der Begegnung“
Bürgermeister Fred Jüngerich gratulierte für die Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld und stufte die ehemalige Post als „Ort der Begegnung“ ein. Claudia Leibrock berichtete als „Verbindungsorgan“ zwischen Stadtrat und Steuerungsgruppe „Fairtrade-Stadt Altenkirchen“ über die vierte Rezertifizierung, nachdem der Titel zum ersten Mal im Jahr 2015 verliehen worden war. Die Auffrischung müsse alle zwei Jahre erfolgen, erläuterte Leibrock und dankte der kommunalen Familie, die ein „großer Konsument fair gehandelter Waren“ sei. Uli Stope als Vorsitzender des Fördervereins Bismarckturm überreichte eine Fotocollage, die das Postgebäude in vielen verschiedenen Jahren zeigt. Die neuen Räume segneten gemeinsam Pater Joseph CMI (katholische Kirchengemeinde St. Jakobus und Joseph) und Martin Göbler, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Altenkirchen.
Bomben machten Bogen um Postamt
Das denkmalgeschützte Postgebäude, ein „Putzbau um 1920“, so das Verzeichnis der Kulturdenkmäler des Kreises Altenkirchen, war vom 28. September 1932 bis zum 24. Juli 2018 immer Heimat der Post in der Bahnhofstraße. Nachdem die Postbank im Jahr 2018 ihre Filiale aufgegeben hatte, wanderten die „gelben“ Dienstleistungen in ein Ladenlokal auf der anderen Seite der Friedrich-Emmerich-Straße. Besitzer des Gebäudes, das Bauunternehmer Jakob Becker errichten ließ, ist seit 2008 die Stadt Altenkirchen. Neben Postdienstleistungen war in früheren Jahren im ersten und zweiten Stock der Telefondienst untergebracht, ehe diese Sparte in den 1980er-Jahren in den Komplex unter dem Fernmeldeturm (Kölner Straße) übersiedelte. Über viele Jahre hinweg wurden vom Postamt Altenkirchen aus, das beim Bombenhagel der alliierten Luftstreitkräfte im Zweiten Weltkrieg (März 1945) kaum Schäden davontrug, während die weite Umgebung fast komplett in Schutt und Asche versank, bis zu 85 Poststellen in Dörfern rund um die Kreisstadt „beliefert“. (vh)
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