Altenkirchener Kreisverwaltung: Neuer Parkplatz auf ehemaligem Hirz-Gelände
Die Parkplatzsituation rund um die Altenkirchener Kreisverwaltung ist wenig erbaulich. So gut wie alle Stellflächen sind zu Dienstzeiten belegt, auch in Abschnitten entlang der Park-, der Karlstraße und „In der Malzdürre“ stehen Autos dicht an dicht. Besucher der Administration schauen oft in die Röhre, wenn sie in der Nähe jeweils ihren fahrbaren Untersatz vorübergehend sich selbst überlassen müssen.
Altenkirchen. (Kostenfreies) Parken in Altenkirchen ist im Umfeld der Fußgängerzone und in der Bahnhofstraße zu fast allen Tages- und Nachtzeiten kaum ein Problem. Erheblich schwieriger wird es rund ums DRK-Krankenhaus im Leuzbacher Weg und im „Regierungsviertel“, wobei sich die Situation in der Nähe des Hospitals womöglich durch die Degradierung der Klinik entspannen könnte. In erster Linie sticht in der „Oberstadt“ die Kreisverwaltung heraus, denn freie Stellplätze sind zu Dienstzeiten wahrlich Mangelware. Selbst Besuchern bleibt vielfach nichts anderes übrig, als weitab vom Schuss sich eine kurzzeitige Bleibe fürs Gefährt zu suchen. Abhilfe könnte in Sicht sein. Denn mit einem einstimmigen „Ja“ hatte der Umwelt- und Bauausschuss der Stadt Altenkirchen den Weg frei gemacht für den Bau eines Parkplatzes auf dem Gelände der ehemaligen Gaststätte Hirz in der Rathausstraße, das Areal aber zählt zum Bebauungsplan „In der Malzdürre“. Das Gremium sprach sich für die erforderliche und beantragte Befreiung laut Baugesetzbuch aus und stellte das erforderliche Einvernehmen (ebenfalls laut Baugesetzbuch) her. Somit kann der Kreis Altenkirchen seinen Plan verwirklichen, weiteren Parkraum für 41 Fahrzeuge von Mitarbeitern der Verwaltung zu schaffen. Die Stadt war eingeschaltet worden, weil das überbaubare Areal für die Stellflächen (1108,50 Quadratmeter) um 22,8 Prozent gegenüber den Vorgaben des Bebauungsplans überschritten wird. Der Parkplatz soll nur mit versickerungsfähigen Basaltschotter befestigt werden, da auf diesem Grundstück langfristig ein weiteres Verwaltungsgebäude geplant ist.
Entspannung der Parkplatzsituation?
Der Kreistag hatte, so teilte die Kreisverwaltung auf Anfrage mit, im Juni 2023 in nichtöffentlicher Sitzung den Kauf des Grundstücks Hirz und die Herrichtung für die Nutzung als Parkplatz beschlossen. „Dadurch dürfte es zu einer Entspannung der Parkplatzsituation rund um die Kreisverwaltung für Besucher und Mitarbeiter kommen“, hieß es. Daneben gebe es Überlegungen für einen Neubau, die sich aber nicht ausschließlich auf das Grundstück Hirz richteten. Dafür gebe es neben dem grundsätzlich zu erwartenden Personal- und Raumbedarf zwei wesentliche Treiber: Bereits seit Jahren bestehe dringender Bedarf für die Sanierung des – intern immer noch als „Neubau“ bezeichneten – Gebäudes aus den 1970er-Jahren in der Parkstraße 1 (Hauptgebäude). Dabei handelt es sich, vom Standpunkt Parkstraße aus gesehen, um den unmittelbar rechts des Haupteingangs liegenden Teil. Derzeit hat die Kreisverwaltung zudem rund 600 Quadratmeter Bürofläche und 25 Parkplätze in der Hochstraße 28 in Altenkirchen angemietet: „Diese Arbeitsplätze sollen perspektivisch zum Stammsitz der Verwaltung zurückgeführt werden.“
Neubau oder Aufstockung?
Vor diesem Hintergrund gebe es Überlegungen, durch einen Neubau Raum zu schaffen – gegebenenfalls auf dem ehemaligen Hirz-Areal oder aufgeständert auf dem dem Hauptgebäude der Kreisverwaltung gegenüber liegenden Parkplatz in der Parkstraße. Eine Alternative sei die Aufstockung des „Neubaus“ aus den 1970er-Jahren, wobei unter anderem statische Verbesserungen vorgenommen werden müssten. Ein Neubau stünde dann zunächst für die im zu sanierenden Gebäudeteil untergebrachten Abteilungen zur Verfügung, später könnte die „Außenstelle Hochstraße“ komplett am Stammsitz untergebracht werden. „Bei diesen Überlegungen für den künftigen Raumbedarf sind die Anforderungen an eine Präsenzverwaltung ebenso wie flexible Arbeitsmodelle und die Möglichkeit von Home-Office berücksichtigt“, wurde erläutert. Diese Pläne seien dem Kreistag im Juni 2023 dargelegt, Entscheidungen aber noch nicht getroffen worden. Einen Zeitplan gebe es noch nicht.
Kneipe schloss 1994
Die Geschichte der Gaststätte Hirz, die im Sommer 2021 abgerissen wurde, reichte bis in die 1930er-Jahre zurück. Über viele Jahre gehörte noch eine Tankstelle zum Ensemble, die zwischen der Schankwirtschaft und der Zentrale der ehemaligen Kreissparkasse (heute Büros der Zulassungsstelle der Kreisverwaltung und der Kreisvolkshochschule) ihren Dienst versah. 1994 schloss die Gaststätte. Elsbeth Hirz diente das Objekt in der Rathausstraße 10 auch nach dem Ableben ihres Bruders Hans, dem Kneipier, weiterhin als Wohnung bis zu ihrem Tod. Sie wurde am 21. Dezember 2019 auf dem Altenkirchener Waldfriedhof beigesetzt. Das Grundstück samt Immobilie hatte zuvor die Tönjes Holding AG aus Delmenhorst gekauft, die die Abbrucharbeiten der Firma Müller Tiefbau GmbH aus Hemmelzen übertragen hatte. „Das Haus ist einsturzgefährdet“, nannte Gerd Kämena, Vorstandsvorsitzender des neuen Eigentümers, damals den Grund für den Knock-out und betonte, dass sein Unternehmen bereits seit 1989 das kleine Ladenlokal in unmittelbarer Nachbarschaft zur Gaststätte besitze, in dem vor allem Kfz-Kennzeichen geprägt werden. Nach wie vor gehören rund 250 Quadratmeter der in Rede stehenden Fläche dem Unternehmen aus dem Norden Deutschlands.
Geschichte der ständigen Erweiterungen
Die Geschichte der Kreisverwaltung an dem Standort in der Parkstraße geht bis ins Jahr 1887 zurück, als der Grundstein für ein Ständehaus gelegt wurde. Das Gebäude erwies sich, so beschreibt es der 2016 verstorbene ehemalige Kreisarchivar Dieter Sommerfeld im „Heimatjahrbuch 2006 des Kreises Altenkirchen und der angrenzenden Gemeinden“, schnell als zu klein. Eine Erweiterung schloss sich im Jahr 1892 an. Mehr Büroraum wurde mit dem Bau des Hauses für die ehemalige Kreissparkasse im Jahr 1906 gewonnen, in dem inzwischen die Kfz-Zulassungsstelle und die Kreisvolkshochschule residieren. Schon im Jahr 1929 erfolgte die nächste Vergrößerung per neuem Trakt (22 x 11 Meter) mit Einweihung am 26. Januar 1932. Das Haus firmierte weiterhin unter „Kreisständehaus“. Erst Hans Helzer (SPD) beantragte 1996 die Umbenennung in „Kreishaus“, um die „vordemokratische Inschrift“ (Kreisständehaus) über dem Säulenportal zu tilgen, was jedoch abgelehnt wurde. Nach den schweren Luftangriffen der Alliierten Bomberkommandos im März 1945 wurden erhebliche Schäden registriert. Die Ostseite war durch einen Treffer zerstört worden. Von 1946/47 startete der Wiederaufbau, der sich bis 1951 hinzog.
Votum für Vergrößerung
Im November 1968 votierte der Kreistag für die nächste Vergrößerung per viergeschossigem Anbau (11.438 Kubikmeter umbauter Raum), der von Staatsminister Hans Schwarz am 5. November 1971 seiner Bestimmung übergeben wurde. Rund 30 Jahre später wurde erneut Platz benötigt, so dass die nächste Erweiterung (fast parallel zur Hochstraße) am 24. Juli 2002 begonnen wurde. Nach deren Fertigstellung folgte zunächst die Renovierung der in die Jahre gekommenen Trakte. Im ältesten Teil wurden Säulen freigelegt, die nunmehr den Eingang zum Büro des Landrates weisen. Alles unter einem Dach zu vereinen, also die Dislozierung aufzuheben, wird auch künftig nicht möglich sein. Denn mit der Musikschule, dem Abfallwirtschaftsbetrieb und dem Gesundheitsamt sind neben Kreisvolkshochschule und Kfz-Zulassungsstelle weitere Abteilungen in der Kreisstadt ausgelagert – von Westerwaldbus und Westerwaldbahn in Steinebach-Bindweide ganz zu schweigen. Ach ja und das ehemalige Wohnhaus von Altenkirchens Bürgermeister Karlheinz Klöckner, zwischen großem Parkplatz und alter Heimstatt der Kreissparkasse gelegen, hat die Kreisverwaltung ebenfalls mit Beschlag belegt. (vh)
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