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Nachricht vom 10.05.2024    

Vom Treibhausgas zum Fledermausturm - Das tut sich im Bund und Kreis beim Umweltschutz

RATGEBER | Das Thema Umweltschutz spielt deutschlandweit eine große Rolle. Auch die einzelnen Landkreise nehmen sich der Frage, wie sie die Natur besser schützen können, an. Doch welche konkreten Bemühungen gibt es sowohl in Deutschland im Allgemeinen als auch in Altenkirchen im Besonderen?

Foto / Quelle: Björn Schumacher / www.verliebt-in-den-westerwald.de

Treibhausgase – Die Treiber des Klimawandels
Zu Beginn aber eine kurze Einführung in die Treibhausgase. Diese sind der Haupttreiber des Klimawandels. Wenn sie in die Atmosphäre gelangen, sorgen sie dafür, dass die Abstrahlung der Sonnenwärme in den Weltraum verhindert wird. Da dieser Effekt ähnlich dem eines Gewächshauses ist, sind sie namentlich an diese angelehnt.

Zu diesen Gasen gehört das Kohlenstoffdioxid (CO₂). Es ist sicher das bekannteste, denn ein Großteil wird bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen wie Kohle oder Öl freigesetzt. In der Landwirtschaft entstehen daneben durch Dünger und Massentierhaltung zwei weitere Treibhausgase, Methan und Dickstoffdioxid, in der Regel als Lachgas bekannt. Eine letzte Kategorie sind die F-Gase. Diese Stoffgruppen werden in der Regel in der Kältetechnik, etwa bei Klimaanlagen, eingesetzt.

Die fünf großen Emissionssektoren
Im Allgemeinen lassen sich die großen Sektoren der Treibhausemissionen in fünf Bereiche einteilen. Diese sind in absteigender Reihenfolge ihres Emissionausstoßes:

1. Energiewirtschaft
2. Industrie
3. Gebäude
4. Verkehr
5. Landwirtschaft

Für jeden dieser Bereiche hat sich Deutschland zum Ziel gesetzt, den Ausstoß von Treibhausgasen zu senken.

Einsparung in der Energiewirtschaft
In der Energiewirtschaft wird daher der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen ins Auge gefasst. Bis 2038 sollen etwa die letzten Kohlekraftwerke stillgelegt werden. Stattdessen muss der Anteil an regenerativen Energien zunehmen, um die Energieversorgung sicherzustellen. Windräder und Solaranlagen sowie Wasserkraft- und Geothermie-Werke werden in Zukunft den Großteil der Stromerzeugung in Deutschland gewährleisten. Mittelfristig wird weiter auf Gas gesetzt, wie die Einrichtung neuer Flüssiggasterminals im Norden von Deutschland zeigt.

Einsparung in der Industrie
In der Schwerindustrie entstehen bei der Herstellung und der Verarbeitung von Metallen, Chemikalien und Baustoffen wie Zement große Mengen an CO₂. Die Stahlwirtschaft versucht deshalb von fossilen Energien auf Wasserstoff umzusteigen. Es wird aber ebenso mittels neuer Verfahren und genaueren Steuerungsmethoden versucht, die Emissionen dauerhaft zu senken. Die Bundesregierung unterstützt diese Entwicklung mittels verschiedener Förderprogramme.

Einsparungen im Gebäudesektor
Im Bereich Wohnen entstehen durch Heizen, aber auch durch Klimageräte eine Menge an Treibhausgasen. Um diese zu verhindern, setzt die Regierung auf Verordnungen wie das Gebäudeenergiegesetz, mit welchem der Neubau von besonders schädlichen Heizsystemen verhindert werden soll. Stattdessen soll auf Wärmepumpen oder den Anschluss an ein Wärmenetz gesetzt werden.

Durch Passivhäuser, die durch gute Dämmung und Verglasung weniger Wärme verlieren, soll im Winter weniger Heizbedarf entstehen. Gleichzeitig erwärmen sich solche Häuser im Sommer weniger, was den Bedarf an Klimageräten verringern soll.

Einsparung im Verkehr
Die Strategie für Einsparungen im Verkehr setzt auf zwei große Faktoren, weniger Individualverkehr und klimaschonendere Antriebe. Die Förderung von E-Autos soll den Individualverkehr dort, wo er nötig ist, etwa bei Pendlern im ländlichen Raum, schadstoffarmer gestalten. Wo es geht, soll aber auf öffentlichen Personennahverkehr gesetzt werden. Dafür sollen Bus und Bahn attraktiver werden, etwa durch bessere Preise, wie etwa beim Deutschlandticket, oder durch den Ausbau des Nahverkehrsnetzes.

Einsparungen in der Landwirtschaft
Zwei wichtige Stellschrauben für die Reduktion der Emissionen in der Landwirtschaft sind die Massentierhaltung und die Dünger. Der Umstieg auf ökologischere Landwirtschaft mit weniger Bedarf an synthetischen Düngemitteln ist eine Option, um dieses Ziel zu erreichen. Bei der Viehhaltung wird einerseits die Verringerung des Viehbestands angestrebt, andererseits aber auch nach neuen Lebensmitteln gesucht. So wurden in den letzten Jahren vermehrt Insekten als Lebensmittel in der EU zugelassen.

Einige dieser Maßnahmen zur Verringerung der Emissionen zeigen bereits Wirkung, so sind die Schadstoffkonzentrationen in der Luft in Rheinland-Pfalz im Jahr 2023 so gering wie nie zuvor.

Wider die Wegwerfgesellschaft
Neben den Einsparungen von Treibhausgasen gibt es aber noch viele weitere Optionen, den Alltag umweltfreundlicher und nachhaltiger zu gestalten. So hat die Europäische Kommission ein Recht auf Reparatur beschlossen. Bisher war es oft so, dass Ersatzteile beziehungsweise die Reparatur von Waren oft preislich zu teuer oder technisch nicht möglich waren. So entstand eine Wegwurfmentalität.

Das ist fatal, denn in vielen elektronischen Geräten werden Teile verbaut, die teils lange Lieferwege zurücklegen müssen. So werden etwa 80 Prozent der seltenen Erden, welche in der Chipproduktion benötigt werden, aus China importiert. Die Verlängerung der Produktlebenszeiten kann dafür sorgen, dass weniger neue Produkte eingeführt werden müssen und die Menge an Müll und Schrott reduziert wird.

Dabei ist die Reparatur vieler Alltagsgegenstände kein Hexenwerk. Bei vielen Alltagsgegenständen lassen sich kleinere Defekte meist schon mit geringen Kenntnissen und Aufwand reparieren. Egal, ob Kühlschrank, Computer oder Waschmaschine, wer sich im Internet Anleitungen zur Reparatur ansieht, kann oft Geld sparen. Im Falle von aufwändigeren oder schwereren Problemen sollte aber ein Fachmann zurate gezogen werden.

Weniger Plastik in der Umwelt
Die Bundesregierung hat mittels mehrerer Gesetze vor, den Bedarf an Plastik zu senken. Nicht nur ist Plastik nicht besonders nachhaltig, häufig landet er als Müll, die Natur. Dort wird er zur Gefahr für Tiere und verschmutzt über Jahre die Umwelt. Eine Plastikflasche braucht etwa 450 Jahre, bis sie sich zersetzt hat.

Eines dieser Gesetze ist etwa das Verbot von Plastiktüten und Wegwerfprodukten wie Strohhalmen und Getränkebechern. Ebenso die Pfandpflicht wurde erweitert und gilt nun auch bei Fruchtsäften und Milchprodukten.

Dort, wo Plastik nicht ersetzt werden kann, wird stattdessen auf Recycling gesetzt. Dafür ist etwa ein Mindestanteil an Recycling-Plastik in Getränkeflaschen vorgesehen. Oft lassen sich Verpackungen auch schlecht recyceln, da zusätzliche Kunststoffe beigemischt werden. Hier werden in Zukunft sicher neue Verordnungen beziehungsweise Verfahren einen höheren Recycling-Anteil ermöglichen.

Lokale Initiativen in Altenkirchen
Im Landkreis Altenkirchen haben sich ebenfalls einige Initiativen den Schutz der Umwelt zum Ziel gesetzt. Ein Beispiel hierfür sind die Ausgleichsmaßnahmen beim Eisenbahnausbesserungswerk Betzdorf. Hier wurden ein Fledermausturm und Nisthöhlen für Vögel angelegt, um den Tieren einen neuen potenziellen Ausgleich des Wohnraumverlusts durch den Abriss einiger Werkshallen zu bieten.

Der BUND Kreisgruppe Altenkirchen hat etwa die Patenschaft über den Alsdorfer Bach übernommen. Sie möchten ein Gewässerentwicklungskonzept umsetzen und dafür etwa eine chemische Zustandsbewertung vornehmen und den ökologischen Erhalt des Baches sicherstellen.

Um Einwohnern das Reparieren ihrer Gegenstände zu erleichtern, gibt es seit einigen Jahren ein Reparatur-Café in Altenkirchen. Hier werden jeden zweiten Samstag im Monat Elektrogeräte vor der Verschrottung gerettet.

Wer sich mit den Folgen von Klimawandel und möglichen Lösungen befassen möchte, der kann in Altenkirchen dem KlimaWandelPfad folgen. Dieser ist ein Gemeinschaftsprojekt des NABU Altenkirchen und der evangelischen Landjugendakademie und führt den über 7,5 Kilometer an vierzehn Stationen vorbei.

Das Heimatsiegel „Made in Westerwald“ der Landkreise Neuwied, Altenkirchen und Westerwald soll regionale Produkte stärken. Durch höheren Absatz von regionalen Produkten entstehen weniger Emissionen, da die Transportwege der Waren geringer sind. So werden nicht nur ortsansässige Unternehmen gefördert, sondern der Konsum auch nachhaltiger.

Der Landkreis hat außerdem den Nahwärmeverbund Glockenspitze Altenkirchen gAöR gegründet. Dieser hat das Ziel, den CO₂-Ausstoß durch fossile Brennstoffe zu verringern und den Anteil an regenerativen Energien in der Region zu erhöhen.

Zur Umsetzung von Klimamaßnahmen gibt es aus dem kommunalen Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation des Landes Rheinland-Pfalz beinahe 1,9 Millionen Euro für den Landkreis. Mit diesem Geld werden unter anderem Sonnenschutzanlagen in öffentlichen Gebäuden wie Schulen gefördert, aber ebenso Dachbegrünung von kommunalen Gebäuden. Ein Teil des Geldes geht in die Ladeinfrastruktur von E-Autos und Wasserstoff-Autos, ebenso werden Balkonkraftwerke gefördert.

In Zukunft werden sicher noch weitere Initiativen und Organisationen ihren Beitrag zum Klimaschutz in Altenkirchen leisten und so die Natur vor Ort entlasten. (prm)



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