Pressemitteilung vom 15.05.2024
Kindliche Kopfverletzungen: Trostpflaster oder Krankenhaus?
Der Kindersicherheitstag rückt immer näher. Am 10. Juni veranstaltet die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) "Mehr Sicherheit für Kinder" den Kindersicherheitstag auf nationaler sowie regionaler Ebene. Grund genug für die DRK-Kinderklinik in Siegen, ebenso auf das Thema aufmerksam zu machen.
Siegen. Denn: Pro Jahr kommen in Deutschland bei circa fünf Millionen Unfällen Kinder zu Schaden. Die meisten dieser Unfälle (etwa 80 Prozent) passieren im Haushalt. Tobias Went, Chefarzt der Abteilung Kinderchirurgie im DRK-Kinderkrankenhaus in Siegen, erläutert, wie Eltern richtig mit kindlichen Kopfverletzungen umgehen.
Welche Mutter oder Vater kennt es nicht? Gerade noch lagen die lieben Kleinen ruhig auf der Krabbeldecke, schon werden sie mobil und erkunden die Welt. Da ist es keine Überraschung, dass es auch zu Stürzen und Kopfverletzungen kommt, wenn die ersten Schritte getan werden. Und dann ist es auch schon passiert: Das Kind stößt sich die Stirn an einer Tischkante oder schlägt mit dem Kopf auf. Doch wie sollten sich die Betreuungspersonen verhalten, wenn sich ein Kind am Kopf verletzt hat?
"Zunächst einmal gilt es Ruhe zu bewahren, dreimal tief durchzuatmen und sich die Situation anzuschauen. Nehmen sie ihr Kind auf den Arm, trösten sie es und begutachten sie die Verletzung. Oft sind die Tränen nach dem ersten Schreck getrocknet und die Erkundungstour kann weitergehen", fasst Tobias Went die ersten Schritte zusammen. "Wenn ihr Kind es zulässt, können sie die betroffene Stelle zum Beispiel mit einem kalten Waschlappen oder einem in ein Tuch eingewickelten Coolpack kühlen." Hierbei gilt jedoch: Nicht länger als fünf bis zehn Minuten kühlen und dann eine Pause machen, um keine Erfrierungen zu riskieren. Verhält sich das Kind in den folgenden Stunden wie gewohnt, spielt weiter, ist interessiert und aktiv, muss nichts weiter getan werden, als das Kind weiter im Blick zu behalten.
Was aber tun, wenn der Säugling vom Wickeltisch gefallen ist oder das Kleinkind sich eine Platzwunde am Kopf zu gezogen hat? Je kleiner die Kinder sind, desto schlechter lässt sich das Ausmaß der Verletzung beurteilen. Schließlich können die Kleinen noch nicht berichten, was ihnen fehlt. Hier gilt es, die Kinder genau zu beobachten. Lässt sich der Nachwuchs gut beruhigen? Trinkt er gut? Hat er sichtbare Verletzungen am Kopf oder wirkt er verändert? Lieber sollten die Eltern in diesen Situationen auf Nummer sichergehen und das Kind ärztlich vorstellen. Denn selbst, wenn der Nachwuchs zu Anfang keine Auffälligkeiten zeigt, können sich im Laufe der nächsten 48 Stunden noch Veränderungen ergeben, welche rasch weitere Maßnahmen erfordern.
Tobias Went stellt klar: "Offene Wunden am Kopf sollten ebenfalls zeitnah ärztlich versorgt werden. Hierbei muss man wissen, dass Platzwunden am Kopf oder im Gesicht stark bluten können und oft auf den ersten Blick dramatisch aussehen. Daher sollte man versuchen, die Blutung durch leichten Druck mit einem möglichst sauberen Tuch zu stoppen. Meist erweist sich die Wunde dann als gar nicht mehr so groß wie anfangs angenommen. Eltern und Kinder können erstmal durchatmen, bevor sie sich auf den Weg zum Kinderarzt machen."
Die Behandlung der meisten Wunden ist heutzutage häufig nicht mehr mit traumatisierenden Nähten und Klammern verbunden. Häufig kann der Nachwuchs ganz schmerzlos mit Gewebekleber oder Klammerpflaster versorgt werden. Idealerweise sollten die Eltern den Impfausweis des Kindes mitbringen, um einen möglicherweise fehlenden Tetanusschutz direkt nachholen zu können. "Leider gibt es natürlich auch die Kopfverletzungen, die nicht so glimpflich verlaufen", geht Tobias Went ins Detail. "Die Kinder können eine Gehirnerschütterung davontragen oder sich sogar lebensbedrohliche Hirnverletzungen zuziehen."
Aber wie unterscheidet man nun harmlose von gefährlichen Verletzungen? "Sollte sich ihr Kind nach einer Kopfverletzung mehrfach übergeben, über starke Kopfschmerzen, Schwindel oder Sehstörungen klagen, sollten sie es zeitnah ärztlich vorstellen. Auch bei schwappenden Schwellungen, die durchaus erst im Verlauf auftreten können, Sprachstörungen oder dem Austritt von Blut oder klarer Flüssigkeit aus Nase oder Ohren, müssen Sie umgehend einen Arzt aufsuchen. Dasselbe gilt für den Fall, dass Ihnen ein Unterschied in der Größe der Pupillen auffällt, Ihr Kind verlangsamt ist oder mit seinem Verhalten komisch auf sie wirkt. Dies können alles Zeichen einer Gehirnerschütterung oder einer Blutung im Gehirnbereich sein. Hier ist eine weitere Abklärung der Schwere sehr wichtig", betont Tobias Went.
Sollte das Kind nach einem Sturz bewusstlos sein, einen Krampfanfall erleiden oder Lähmungen aufweisen, Sollten Eltern nicht zögern, die 112 zu wählen. (PM)