Eine bitterböse "Zugabe" zum Jahresausklang
Für Satiriker und Kabarettisten hatte das Jahr 2011 bis auf den letzten Tag ja genug Stoff geboten. So nahmen Volkmar Staub und Florian Schroeder das Publikum im Kulturwerk Wissen genüsslich mit auf die Reise durch das Jahr. Niemand kam ungeschoren davon, zur Freude der Gäste, die natürlich zur "Zugabe 2011" eine Zugabe wünschten.
Wissen. Die Kabarettisten Volkmar Staub und Florian Schroeder ließen bei ihrem etwas anderen Jahresrückblick kein gutes Haar an Polit- und anderer Prominenz. Das Publikum in Wissen war begeistert vom Angriff auf die Lachmuskeln.
Die Tage vor Silvester sind ja traditionell die Hoch-Zeit der Jahresrückblicke – auch im Wissener Kulturwerk wurden am Freitagabend (30. 12.) die wichtigsten Themen aus 2011 beackert. Bereits zum zweiten Mal luden die Kabarettisten Florian Schroeder und Volkmar Staub zu ihrer "Zugabe" und rund 250 Gäste waren der Einladung gefolgt.
"Die Mund-zu-Mund-Propaganda scheint funktioniert zu haben", resümierte Maria Bastian-Erll, Vorsitzende der VHS Wissen, die als Veranstalter fungierte. Bei der Erstausgabe war die Zuschauerzahl noch einiges geringer gewesen, doch Qualität spricht sich schließlich herum. Und so machte Bastian-Erll denn auch schon Geschmack auf mehr: am 28. Dezember 2012 steht der nächste kabarettistische Jahresrückblick an.
Doch genug der Zukunftsaussichten, bot 2011 doch reichlich Futter an dem sich Schroeder und Staub abarbeiten konnten. Speziell Politiker aller Parteien bekamen von den zwei Herren aus dem "Ländle" ihr Fett weg. So bildete die Plagiatsaffäre um den Ex-Verteidigungsminister natürlich den passenden Start für einen Abend voller verbaler Spitzen. Florian Schroeder fand zu Guttenbergs neues Äußeres äußerst passend: "Ohne Gel, ohne Brille – ohne Inhalt", während sein Bühnenpartner einen Jobvorschlag parat hatte: "Berater bei Bayer Leverkusen! Er weiß schließlich, wie man Titel holt". Pausenlos warfen sich die beiden Kabarettisten die Bälle zu, sehr zur Begeisterung des Wissener Publikums. Endet eine Ausführung mal als Kalauer, nehmen Schroeder und Staub dies auch mit Humor und Selbstironie. Außerdem gibt es ja noch die Kalauer-Kasse…
Genug Platz blieb aber auch für überzeugende Soli. So ist Schroeder ein begnadeter Parodist, der mühelos in die Haut von Mario Barth, Ministerpräsident Winfried Kretschmann oder Renate Künast schlüpft. Und seine etwas andere Papstrede gehörte zu den bejubelten Highlights der ersten Programmhälfte.
Nach der Pause übernahm dann erst mal Volkmar Staub als Indianer und macht sich so seine Gedanken über die möglichen SPD-Kanzlerkandidaten und "Squaw" Angela vom "Stamm der Schwarzfußindianer".
Ansonsten galt auf der Bühne des Kulturwerks: alleine sind Staub und Schroeder schon verdammt gut, gemeinsam noch besser! Genial und bitterböse auf den Punkt gebracht war etwa ihr "Nachtgespräch", in dem Staub perfekt den abgehobenen Intellektuellen-Jargon traf und Schroeder den TV-Produzenten ohne Skrupel gab. Im scheinbar heimeligen Schwäbisch erläuterte er die Pläne für eine neue, äußerst makabre Casting-Show: Wer ist der beste afrikanische Hungerleider?
Natürlich durfte bei diesem Jahresrückblick auch nicht die Verbeugung vor dem großen Loriot fehlen. Dessen legendären Sketch um ein Ehepaar (Ich will nur hier sitzen) münzten die zwei Süddeutschen gekonnt um auf Angela Merkel und Bundespräsident Christian Wulff. Einfach spitze! Das fand auch das Publikum und so war schnell klar: ohne Zugabe wird diese "Zugabe" nicht beendet! (bud)
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