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Nachricht vom 02.06.2024    

Altenkirchener Kultursalon: Songs von Simon & Garfunkel verzücken die Zuhörer

Der Blick auf die vielen niedergeschriebenen Tourdaten genügt. Er muss also was dran sein an der musikalischen Klasse dieser Formation. Pickepackevoll war und ist der Terminkalender, der die Auftritte darstellt(e). Nur gut, dass die "Simon & Garfunkel Revival Band" auch Zeit hat, einen neuerlichen Stopp in Altenkirchen einzulegen.

Auf der Bühne in ihrem Element waren (von links): Ingo Kaiser, Guido Reuter, Michael Frank und Sebastian Fritzlar. (Foto: vh)

Altenkirchen. Halten wir es mit Hannes Wader: „Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muss ich fort“, heißt es in einem Folksong des deutschen Liedermachers aus dem Jahr 1972. Treffender kann die Umschreibung nicht lauten, die fast passgenau auf die „Simon & Garfunkel Revival Band“ zutrifft. Die Planung der Auftritte des Quartetts aus Erfurt sieht Monat für Monat immens viele Stationen vor. Das wiederum bedeutet, dass die Musiker ihr Geld wirklich wert sind, wie sie bei ihrem Abstecher in den Altenkirchener Kultursalon, der im Burg-Wächter Matchpoint auf der Glockenspitze sein vorübergehendes Zuhause hat, am Samstagabend (1. Juni) eindrucksvoll beweisen. Die Titel des US-amerikanischen Folk-Rock-Duos, das sich 1957 zum ersten Mal gegründet und 2010 zum letzten Mal aufgelöst hat, sind legendär, gehören zu den Klassikern, die einfach nicht den Weg allen Irdischens gehen wollen - und natürlich auch nicht dürfen. Es spielt keine Rolle, ob der geneigte Zuhörer von Hit, Gassenhauer oder Evergreen spricht. Paul Simon und Art Garfunkel haben Songs geschaffen, die unsterblich sind. Und wenn dann die Mannen um Frontmann Michael Frank es zwei Generationen später problemlos schaffen, zu nahezu 100 Prozent sich die Vorgaben ihrer Vorbilder zu eigen zu machen, kann der Abend nur gelingen. Und das tut er phänomenal. Wenn dennoch die eine oder andere Nuance der Abweichung zu hören ist, ist sie gewollt, womit die „Glorreichen Vier“ den vielen Welthits bisweilen ein wenig ihren eigenen Stempel aufdrücken.

Reise in die Vergangenheit
Der Blick ins Auditorium macht deutlich, dass nicht nur die Protagonisten, die beide im Herbst 1941 das Licht der Welt erblicken, in die Jahre gekommen sind. Auch einige Fans, damals zur Hochzeit der beiden Legenden aufgewachsen mit Vinylscheiben und Plattenspielern (wer dachte schon an Spotify & Co.?), klagen gewiss über das eine oder andere Zipperlein. Aber auch diejenigen, die Paul und Art nie in deren Blütezeit erleben durften, sind nach den gut zwei Stunden Top-Unterhaltung aus dem Häuschen. Da wird während den Titeln kräftig geklatscht, im Stehen Beifall dargeboten, vor Begeisterung laut gejohlt. Die Reise in die Vergangenheit, in eine Zeit, in der unter anderem der Vietnam-Krieg die Schlagzeilen bestimmt, lässt die Wirren dieser Tage vorübergehend mal in den Hintergrund treten. Es sind wohl eher persönliche Erinnerungen, die zurückkehren, als „Cecilia“, „The Boxer“ oder „Mr. Robinson“ die Verbindung in die Welt der 1960- bis 1980er-Jahre herstellen.

Wie das Original: Ein kleiner Größenunterschied
Eine minimalistisch ausgestattete Bühne mit ein paar farblich wechselnden Lichteffekten genügt. Kein technisches Feuerwerk ist vonnöten, alles passt, weil die Musik das Wichtigste ist, Brimborium gleich welcher Art auch immer nur schaden würde. Frontmann, Sänger und Gitarrist Michael Frank und sein kongenialer Partner Guido Reuter (Gesang, Flöten Akkordeon, Geige …) verkörpern schon mal optisch, was die beiden US-Boys darstellen: Reuter ist à la Art Garfunkel gut einen halben Kopf größer als Frank (Paul Simon). Und da sind ja noch mit Sebastian Fritzlar (Ukulele, Bass, Keyboard) und Ingo Kaiser (Schlagzeug und Percussion) wahrliche Meister ihrer Fächer am Werk, um die Ohrwürmer noch intensiver daherkommen zu lassen. Ohne große technische Register zu ziehen, setzt die Formation auf stimmliche Fertigkeiten, über die die beiden ehemaligen Weltstars gewiss anerkennend staunen würden. Wer weiß: Vielleicht ist der Ruf, den die „Nachahmer“ sich inzwischen erarbeitet haben, gar schon den Ikonen zu Ohren gekommen. Bereits viele Jahre gemeinsam unterwegs, ist das Quartett ob der pickepackevollen Planung weit davon entfernt, den 08/15-Schlendrian einziehen zu lassen.



Ein großer Chor
Im Gegensatz zum Gastspiel Ende August 2022 im „Spiegelzelt“ haben die „Glorreichen Vier“ im Handumdrehen die knapp 300 Zuhörer hinter sich gebracht. Schon bei „The Boxer“ wird die Eventhalle zum großen Chor, als Reuter einfordert, das „Lie-la-lie-lie-lie-lie-lie“ mitzusingen. Es ist der erste Schritt auf dem Weg hin, später den Heimweg „feeling groovy“ (zufrieden und gelassen) anzutreten, wie Frank es als Wunsch zum Auftakt formuliert. Und dieses Ziel vor Augen, folgen Schlag auf Schlag die Ohrwürmer der beiden Legenden. Simons Anleihen in der musikalischen Welt Südamerikas wie in „El Cóndor pasa" oder in der Afrikas mit „Diamonds on the Soles of her Shoes“ sind einfach nur spitze. Apropos „Diamonds …“: Gemeinsam begonnen, verlassen Frank und Reuter still und heimlich die Bühne und überlassen das Feld Kaiser und Fritzlar. Was die beiden bei der unkoventionellen Fortsetzung des Stücks an ihren Instrumenten „drauf" haben, beweisen sie in einem mehrminütigen und schweißtreibenden Intermezzo.

Nahe an den Urversionen
Der Klassiker „The Sound of Silence" kommt als erste Zugabe zunächst als Zwei-Mann-Stück (Gesang und Keyboard) daher (Frank und Fritzlar), ehe der „Rest“ der Crew einsteigt, um ihn stimmungsvoll zu Ende zu bringen. Dass mehr Power und eine viel kräftigere Stimme durchaus in Ordnung sind, hat vor geraumer Zeit schon David Draiman als Sänger der Metal-Band „Disturbed" aus Chicago bewiesen, dessen Version der Single auf dem gleichnamigen Album aus dem Jahr 1970 im Gehirn genauso haften bleibt wie das Original. Frank & Co. geben sich als meisterliche Interpreten der sanften und leidenschaftlichen Balladen ihrer Idole und demonstrieren, dass „Scarborough Fair", „Bright Eyes", „America“, „Slip sliding’ away“ oder „Homeward bound“ so gut wie deckungsgleich mit den Urversionen sind. So bleibt schließlich ein Hochgefühl zurück, deutlich mehr als 90 Minuten bestens unterhalten worden zu sein, ein Hochgefühl, das parallel Borussia Dortmund im Fußball-Champions-League-Finale beim 0:2 gegen Real Madrid nicht zuteil wird. Und natürlich steht die Erkenntnis, dass der Terminkalender der Combo aus Thüringen ohne Zweifel zurecht so gut gefüllt ist. Deren Leben werden sich zunächst einmal nach dem bekannten Muster fortsetzen: „Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muss ich fort.“ (vh)


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