4. Juni 1796: Franzosen besiegen Österreicher in der Schlacht bei Altenkirchen
Von Axel Griebling
Der 4. Juni 1796 war ein ereignisreicher Tag für die Bewohner von Altenkirchen und Umgebung. Dessen Geschehnisse führten dazu, dass der Name der Kreisstadt in einem Stützpfeiler des Triumphbogens (Arc de Triomphe) in Paris eingemeißelt wurde.
Altenkirchen. An diesem 4. Juni 1796 fand die Schlacht bei Altenkirchen statt, die mit einem Sieg französischer Truppen gegen Truppen der Österreicher endete und Wegbereiter des Rheinübergangs der französischen Rheinarmee bei Kehl/Rhein war. Es muss ein furchtbares Gemetzel gewesen sein, als etwa 10.000 österreichische Soldaten gegen eine Übermacht von etwa 20.000 französische Soldaten am 4. Juni 1796 in der Schlacht bei Altenkirchen gegeneinander kämpften. Kriegsgegner waren das österreichische Heer unter Ferdinand Friedrich August von Württemberg und französische Truppen unter dem Kommando von General Jean-Baptiste Kléber. Plan der Franzosen war es, die österreichischen Truppen in der Schlacht bei Altenkirchen zu binden. Dadurch sollten die Truppen von Erzherzog Karl von Österreich, die bei Mainz lagen, gezwungen werden, ihre Position zu verlassen, um die Truppen in Altenkirchen zu unterstützen. Die Franzosen wollten so erreichen, dass die französische Rheinarmee bei Kehl ungehindert den Rhein überqueren und nach Österreich vorrücken konnte.
Auf einer Frontlinie von Almersbach bis Hilgenroth hatten die Österreicher ihre Stellungen bezogen und erwarteten den Kampf gegen die Franzosen auf breiter Front. Doch die Taktik der Franzosen machte diesen Plan zunichte. Unter der Führung von General Jourdan griff die französische Sempre-Maas-Armee die Österreicher mit geballter Kraft an lediglich drei Stellen an und löste so den Verband der österreichischen Verteidigungslinie auf. Eine vierte Gruppe besetzte die gewonnenen Gebiete und veranlasste die dort versprengten Österreicher zur Flucht. Die zehn Kanonen der Österreicher, die auf dem Bergrücken bei Almersbach positioniert waren und deren Aufgabe es war, die Franzosen beim Anrücken auf Altenkirchen unter Feuer zu nehmen, wurden von einer französischen Kavallerieeinheit, die mit ihren Pferden den Fluss Wied durchquerten und im Galopp den Berg hinauf ritten, im Handstreich erobert. Ergebnis der Schlacht waren mehr als 2.000 gefallene Österreicher und etwa 8.000 österreichische Soldaten, die ihr Heil in der Flucht nach Freilingen und dann weiter bis Wetzlar suchten. Die Verluste der Franzosen betrugen lediglich 150 Mann.
Ausgangslage der Schlacht bei Altenkirchen war der 1. Koalitionskrieg (1792 bis 1797), einer Koalition europäischer Königshäuser, darunter Österreich und Preußen, sowie mehrerer Grafschaften, die den Franzosen anlässlich der Französischen Revolution den Krieg erklärt hatten. Die europäischen Herrschaftshäuser hatten Angst, dass sich die Welle der Revolution auf Europa ausdehnte und wollten König Ludwig XVI wieder zur Macht verhelfen. Angesichts der vielen Kriegsgegner mussten die Franzosen den Kampf an drei Fronten ausführen. Die französische Italienarmee unter Napoleon, damals noch General, operierte in Italien, die Rheinarmee kämpfte am Rhein bei Straßburg und die Sempre-Maas-Armee, stationiert in Düsseldorf, hatte ihr Kampfgebiet vornehmlich im Westerwald. Die bei Altenkirchen stationierten Österreicher standen unter dem Kommando von General Kray. Altenkirchen war damals ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Denn in der heutigen Kreisstadt teilte sich die von Köln kommende Handelsstraße in die Köln-Leipziger Straße (B 414) und Köln-Frankfurter Straße (B 8) auf. Feld- und Waldwege sowie Verbindungsstraßen gab es zu dieser Zeit noch nicht. Nur über Hohlwege oder Handelsstraßen war der Transport von Mensch, Truppen und Waren möglich.
Die Flucht aus Altenkirchen wurde den Österreichern nicht leicht gemacht. Eine Darmstädter Jägergruppe, ausgerüstet mit modernen Vorderladern und positioniert in der Schafstallhecke, einem Flurstück in der Nähe des Altenkirchener Industriegebietes Richtung Michelbach an der B 414 gelegen, konnte die vorrückenden Franzosen so lange aufhalten, bis sich die österreichischen Truppen in Richtung Hachenburg abgesetzt hatten. Da die Köln-Leipziger Straße früher über das Kloster Marienstatt führte, das zu dieser Zeit als Lazarett diente, ließen die Österreicher die verwundeten Soldaten dort zurück. Die nachrückenden Franzosen sollen laut Klosterchronik das Kloster anschließend geplündert, doch das Lazarett verschont haben. Das Jagdschloss Luisenlust bei Müschenbach hingegen überlebte die Attacken der Franzosen nicht und wurde durch Brandstiftung dem Erdboden gleichgemacht. In Hachenburg-Altstadt angekommen, versammelten sich die Österreicher und zogen sich über die Westerwälder Seenplatte nach Freilingen zurück, wo sie sich mit den Soldaten, die über die Köln-Frankfurter Straße aus Altenkirchen geflüchtet waren, wieder vereinten. Doch war den Österreichern das Glück bei ihrer Flucht nicht hold. Da das Gebiet der Westerwälder Seenplatte nachts durchquert wurde, blieben im Sumpfgebiet mehrere Wagen und Kanonen im Morast stecken und gingen verloren. In Richtung Wetzlar flüchtend, wurden die Österreicher von den Franzosen verfolgt. In Wetzlar angekommen, wurden die Franzosen von den Österreichern unter dem Kommando von Erzherzog Karl von Österreich, die zur Unterstützung herbeigeeilt waren, zum Rückzug gezwungen. Die anschließende Flucht der Franzosen verlief durch Altenkirchen und endete in Kircheib. Dort fand am 19. Juni 1796 die Schlacht bei Kircheib statt, die mit einem Sieg der Österreicher endete. Nach dem verlorenen Kampf begannen die Franzosen ihren großräumigen Rückzug. Klébers Armee überschritt am 20. Juni bei Siegburg die Sieg und traf am 21. Juni im Hauptquartier der französischen Armee in Düsseldorf ein. Doch der Feldzug der Franzosen wurde als Erfolg gewertet, denn am 19. Juni 1796 gelang der französischen Rheinarmee bei Kehl die Überquerung des Rheins. Und damit war der Plan, den die Schlacht bei Altenkirchen erfüllen sollte, aufgegangen. (GRI)
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