Pressemitteilung vom 05.06.2024
Treffen mit Flüchtlingen: Segelflieger zeigen neuen Nachbarn den Flugplatz
Ende 2023 wurde das ehemalige Flugplatzhotel "Zum Doppeldecker" am Flugplatz in Katzwinkel-Wingendorf vom neuen Eigentümer in eine Unterkunft für Flüchtlinge umgewandelt und an die VG Kirchen vermietet. Bei eisiger Kälte kamen die ersten Flüchtlinge zum Jahresende dort an. Bei regelmäßigen Treffen wurde sich untereinander ausgetauscht.
Katzwinkel. Neben der offiziellen Betreuung durch Mitarbeiter der VG Kirchen können die Neuankömmlinge am Flugplatz auch auf die Hilfe von Anne Heukäufer aus Kirchen zählen, die sich seit 2015 Geflohene engagiert. Als ehrenamtliche Patin liegt ihr deren Integration sehr am Herzen. Sie kümmert sich um viele Belange, darunter behördliche Themen, organisieren von Sprachkursen, aber auch persönliche Bedürfnisse, wie warme Kleidung für den Winter.
Zu Jahresbeginn am 20. Januar hatte sie zusammen mit den Flüchtlingen weitere Helfer aus dem Netzwerk der Unterstützer, auch aus anderen Orten, den Verwalter der Unterkunft, sowie zwei Vorstandsmitglieder des Segelflugclubs SFC Betzdorf-Kirchen e. V. zum gegenseitigen Kennenlernen in den "Doppeldecker" eingeladen. Die Flieger freuten sich über die Möglichkeit, die Flüchtlinge und den Verwalter, aber auch die Helfer kennenzulernen, und um zu sehen, wie sie untergebracht sind und sich fühlen. Die Flüchtlinge hatten sich inzwischen "akklimatisiert" und zu diesem Anlass als "kleinen Imbiss" für die Anwesenden ein reichhaltiges und leckeres Buffet der arabischen und pakistanischen Küche gezaubert. Kontakte wurden ausgetauscht, interessante Gespräche geführt und gegenseitiges Vertrauen aufgebaut.
Der Segelflugclub hatte dabei angeboten, den neuen Nachbarn im Frühjahr den Flugplatz, die Hallen, den Tower und die Werkstatt und natürlich auch die Flugzeuge zu zeigen. Am 30. Mai traf man sich daher erneut mit Anne Heukäufer, den Flüchtlingen, Familie Fleckinger als Gäste aus der Herdorfer Gruppe der Netzwerker/Caritas, Georg Schäfer mit Gattin, der zweimal in der Woche ehrenamtlich Deutschunterricht erteilt, sowie Mitgliedern des SFC Betzdorf-Kirchen e.V.. Als "Übersetzerin" für Arabisch unterstützte Eithar Awad das Treffen, eine junge Sudanesin, die gerade ihr Studium als "frischgebackene" Ingenieurin erfolgreich abgeschlossen hat.
Armin Brast, erster Vorsitzender des SFC, Dr. Larissa Ferdows-Theis, Pilotin und Markus Schmidt, Referent Öffentlichkeitsarbeit, begrüßten die Gäste und berichteten einleitend über Geschichte und Entwicklung des Vereins. Dann ging es direkt auf den Tower und Markus Schmidt erklärte den Flüchtlingen, welche Aufgaben ein Flugleiter beim SFC hat, wie der Flugbetrieb abgewickelt wird, aber auch, welche Gefahren für Besucher beim Flugbetrieb entstehen können und wie diese durch entsprechende Verhaltens- und Sicherheitsregeln vermieden werden können.
Für die neuen Nachbarn des SFC war es spannend zu erfahren, wie es möglich ist, stundenlang und über hunderte von Kilometern motorlos und lautlos wie ein Raubvogel zu fliegen, aber auch mit welch minimalem Kraftaufwand ein Segelflugzeug gesteuert werden kann. Beeindruckend war es ebenso, zu wissen, dass selbst relativ alte Flugzeuge extrem sicher sind. Sie besitzen neben gutmütigen Flugeigenschaften und den klassischen Fluginstrumenten wie Höhenmesser, Fahrtmesser und Variometer (zur Anzeige von Sinken oder Steigen) heute zusätzlich modernste Hilfsmittel wie GPS-basierte Kollisionswarner und GPS- und Flugdatenrechner zur Navigation und natürlich auch ein Flugfunkgerät zur Kommunikation. Fluglehrer Armin Brast erklärte die Funktion des Rettungsfallschirms und dann im Hangar die leichtgängigen Steuerelemente der großen Segler.
"Probesitzen" im viersitzigen Mehrzweck- und Schleppflugzeug "Remorqueur" gehörte dann zum Abschluss ebenso dazu wie das Vorführen der Vorrichtung zum Einziehen des Schleppseils im Flug oder die Funktion der Schleppkupplung im Segler. Beim gemeinsamen Kaffee im "Doppeldecker" konnte dann noch ausgiebig gefragt werden.
Weitere Treffen werden folgen und der SFC hofft, dass der erste Schritt gemacht ist, damit aus Fremden Nachbarn werden und gerade in dieser schwierigen Zeit, die von viel Gewalt geprägt ist, das gegenseitige Verständnis der sehr unterschiedlichen Kulturen als Basis für Integration und Akzeptanz gefördert wird. (PM)
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