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Pressemitteilung vom 17.06.2024    

Vortrag in Birken-Honigsessen: Von Einzelhöfen zur modernen Gemeinde

Von Einzelhöfen zur modernen, prosperierenden Gemeinde lautete das Thema des Vortragsabends, zu dem die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) St. Elisabeth Birken-Honigsessen in Kooperation mit dem Bildungswerk der Erzdiözese Köln eingeladen hatte. Referent war Erhard Böhmer aus Birken-Honigsessen.

Viele Zuhörer waren zum Vortrag erschienen. (Foto: KAB)

Birken-Honigsessen. Böhmer beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Heimatgeschichte der Gemeinde. Nachdem er im vergangenen Jahr anlässlich des Pfarrfestes eine umfassende Ausstellung mit weitreichenden Erläuterungen zum Bau der einstigen Kapelle in Birken-Honigsessen erstellt hatte, referierte er nun über die Entstehung der Ortsgemeinde. Nachdem er das Doppeldorf Birken-Honigsessen in seiner jetzigen Form vorgestellt hatte, nahm er die Zuhörer mit auf eine interessante Zeitreise von der frühen Besiedlungsgeschichte der Region durch die Kelten (400 bis 100 v. Chr.) über die Alemannen (um 230 n. Chr.) und Franken bis in die jüngste Vergangenheit.

Im Mittelalter wurde das Wildenburger Land nach dem Niedergang der kaiserlichen Zentralgewalt im Auelgau durch Sendboten der Abtei Werden bei Essen und des Cassius
Stifts zu Bonn christianisiert und erschlossen. Bereits bestehende Fernwege (Brüderstraße, Hileweg, via regia) begünstigten die Erschließung. Vögte und Edelherren übten die Herrschaftsrechte für die Klöster über deren Besitztümer aus. Die Höfe in den ehemaligen Grenzgemarkungen Birken und Bruchen des alten Auelgaus waren von Beginn an der Landesherrschaft Wildenburg abgabepflichtig. Das blieb auch so während der gesamten 600-jährigen Eigenständigkeit ihres Territoriums. Die ältesten Urkunden über Lehens- und Pachtverpflichtungen der Höfe aus dem heutigen Gemeindegebiet stammen aus dem 14. Jahrhundert. Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts ist Bergbau aktenkundig. Die
Reformation (seit 1540) machte das Kirchspiel Friesenhagen protestantisch, nicht aber das Kirchspiel Wissen mit der Christengemeinde Birken/Bruchen. Während des 30-jährigen Krieges (1618 bis 1648) kam es zu schweren Plünderungen in der Heimatregion, unter anderem durch marodierende schwedisch hessische Truppen, die großes Elend und Armut nach sich zogen.

Bis zum Beginn der kurzzeitigen französisch-napoleonischen Besatzung des Wildenburger
Landes folgte eine Zeitperiode relativer Ruhe, in der in Birken die St. Elisabeth Kapelle (1723) gebaut wurde. Nach der preußischen Machtübernahme im Jahre 1815 entwickelte sich der Erzabbau in den Gruben "Neue Eisenhardt" und "Geyersecke / Stöckerdamm" rasant und erreichte in den 1870er Jahren seine Blüte. In den damals noch benachbarten Ortsgebieten Honigsessen und Birken entstanden für die Bergleute neue "Wohn-Kolonien".



1854 wurde in Birken am Rande des heutigen Kapellen-Vorplatzes das erste Schulgebäude errichtet. Wegen des weiten Schulweges eröffnete man fast zeitgleich in Steckelbach (1855) und in Honigsessen (1888) wegen stark gestiegener Kinderzahl in angemieteten Räumen jeweils eigene Schulbetriebe.

Die Kapelle wurde um ein Querschiff mit Chorapsis erweitert, die ersten Vereine wurden gegründet. Und nicht zuletzt fiel auch die Gründung der KAB (1915) durch Rektor Franz Mohnen in diese Zeit. Leider erfolgte durch den Ersten Weltkrieg (1914 - 18) ein Einschnitt, der die Gemeinde 27 gefallene Soldaten kostete, nachdem mit Glockengeläut und kirchlichem Segen mobil gemacht und in den Krieg gezogen wurde.

Nach dem Krieg setzte ein neuer Aufschwung ein. In der Gemeinde wurde die Strom- und Wasserversorgung in Betrieb genommen. Das Vereinsleben erhielt weiteren regen Zuspruch und durch den Bergbau sowie die Hüttenbetriebe, das Walzwerk und die Kistenfabrik in Wissen kamen viele Männer in Arbeit und Brot. Die Freundschaft von Rektor Mohnen mit dem Kölner Dombaumeister Dominikus Böhm bescherte der Kapelle das weithin berühmte Zeltdach, welches heute noch oft von Interessierten besucht wird.

Die Zeit des Nazi-Regimes machte auch hier nicht Halt. Propaganda und Aktivitäten infiltrierten die Gemeinde. Während des Krieges wurden Soldaten einquartiert und schließlich rückte das amerikanische Militär ein.

Nur langsam erholte man sich von zwölf Jahren Naziherrschaft und dem Zweiten Weltkrieg. Die Gemeindebezirke Birken und Bruchen wurden 1951 zusammengeschlossen, darauf folgte die große Bodenreform (1952). Die Zwergschulen in Birken, Honigsessen und Steckelbach wurden nach dem Bau einer Zentralschule aufgelöst. In der Folge entwickelte sich ein prosperierendes Doppeldorf. Kanalisation und Straßenbau wurden vorangetrieben und neue Baugebiete nach und nach erschlossen.

Je näher Erhard Böhmer an die neuere Zeit heranrückte mit seinen Ausführungen, desto lebhafter wurde die Reaktion der zahlreichen Zuhörer. "Das ist doch …", "Ja, das kenne ich noch …". Und so konnte Teamsprecherin Christine Hombach erst nach fast drei Stunden nach einem herzlichen Dankeschön an den Referenten die Veranstaltung schließen. (PM)


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