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Nachricht vom 27.06.2024    

Für Altenkirchener Schüler: Zertifikate bescheinigen Engagement gegen rechts

In Zeiten, in denen die Zahlen antisemitischer Vorfälle nicht nur in Deutschland, sondern weltweit, immer neue Höhen erklimmen, sind Aktionen gefragt, die sich diesem Trend entgegenstellen. 12 Schüler der Altenkirchener August-Sander-Schule wurden mit Zertifikaten im Namen von Ministerpräsidentin Malu Dreyer belohnt, weil ihnen die Abkehr von dieser besorgniserregenden Strömung am Herzen liegt.

Monika Fuhr (vordere Reihe, Mitte) war von dem Projekt der FOS-Schüler der Jahrgangsstufe 12 der August-Sander-Schule in Altenkirchen angetan. (Foto: vh)

Altenkirchen. Schon seit Jahren steigt die Zahl antisemitischer Vorfälle in Deutschland (und nicht nur hierzulande). Seit Ausbruch des Krieges im Gaza-Streifen wird ein weiteres deutliches Plus registriert, so dass daraus folgt: Jüdisches Leben ist in allen Bereichen gefährdet. Gesucht sind Menschen, die einen Gegenpart zu der besorgniserregenden Entwicklung bilden. Vor diesem Hintergrund ehrte am Donnerstagmittag (27. Juni) Monika Fuhr, Beauftragte für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen in Rheinland-Pfalz und von Ministerpräsidentin Malu Dreyer berufen, 12 Schüler der Jahrgangsstufe 12 der Altenkirchener August-Sander-Realschule plus mit Fachoberschule (FOS) für deren ehrenamtliches Engagement mit Zertifikaten, die Engagement- und Kompetenznachweis in einem sind. Die FOSler, die sich der Fachrichtung Gestaltung verschrieben haben, hatten sich unter Anleitung von Fachlehrerin Katharina Otte-Varolgil in performativen Projekten engagiert. In der Zusammenarbeit mit der Tanzpädagogin Eva-Maria Kagermann in „Inside/outside“ (Jedem Kind seine Kunst) erwarben sie kreative Kompetenzen in den Bereichen performatives Handeln, Site specific performance (Bauhaus-Museum in Weimar; Gedenkstätte in Buchenwald), Teamfähigkeit und Flexibilität. Die Gruppe nahm an Stolpersteinverlegungen in der Altenkirchener Innenstadt teil, die eingebunden waren in den Religions- und Ethikunterricht, und entwickelte im Gestaltungsunterricht unter anderem die Performance für den Frieden mit, die auch bei der Mahnwache in der evangelischen Christuskirche am Schlossplatz in Altenkirchen am 9. November des Vorjahres aufgeführt wurde. Dreyer bedankte sich auch dafür, dass bei den Performance-Aufführungen Menschen an verschiedenen Orten über Fragen des friedlichen, demokratischen Miteinanders ins Gespräch kamen. Sie wünschte sich darüber hinaus mehr junge Menschen, die durch ihre Haltung in diesem Sinne als Vorbild wirken sollten. Die Schüler werden ihre Nachweise, die zum Beispiel auch Bewerbungen und Lebensläufen beigefügt werden können, während der Entlass- und Abschlussfeier am Freitag, 5. Juli, im Kultursalon auf der Glockenspitze (Tennishalle Burg-Wächter Matchpoint) erhalten.

Fuhr war sofort begeistert
Fuhr dankte für das „große und tolle und wichtige Engagement. Dieser Dank wird auch über das Zertifikat zum Ausdruck gebracht“. Diese Arbeit sei so wichtig - für einen persönlich aber auch für die Gesellschaft. Das sei auch eine Form der Demokratiearbeit und der Demokratiebildung. „Was ihr mit eurer Arbeit zum Ausdruck bringt, hat mich sofort begeistert. Das muss man wertschätzen, das muss man weitertragen, für andere zugänglich machen“, ergänzte Fuhr. Es sei beispielhaft und eine kreative Form des Arbeitens. Sie wünsche sich, das jeder einzelne und jede einzelne gestärkt aus dem Projekt hervorgehe und diese Stärke auch mitnehme. „Wir brauchen starke junge Leute, die Position beziehen, die Haltung zum Ausdruck bringen und gegen rechte Tendenzen eine klare Meinung hätten. Dazu könne dieses Projekt beitragen. „Ihr habt so viele Dinge erarbeitet und zum Ausdruck gebracht wie Kommunikation, gegenseitiges Rücksichtnehmen und gegenseitiges Nachvornebringen. Diese Dinge werden durch das Zertifikat gewertschätzt“, sagte Fuhr und fuhr fort: „Es ist unheimlich wichtig, Räume für kreatives Arbeiten zu schaffen. Das sind Erinnerungskultur und Demokratiebildung. Es ist auch ein integratives Projekt.“

Raus aus der Komfortzone
„Ich freue mich als Schulleiter, dass die Schüler nicht nur die Fachkompetenzen in den einzelnen Fächern erlangen, sondern auch, dass die Fachkompetenzen umgesetzt werden in eine Urteilsfähigkeit, die sich dann in diesen Projekten wie auch der Stolperstein-Verlegung niederschlägt“, betonte Gerhard Hein. Wenn man sich die politische Lage anschaue, könnten sich Schüler mit solchen Projekten auch ein Urteil über Einflüsse, auch über die, die von rechts kommen, bilden. Otte-Varolgil erklärte, dass in den Jahrgangsstufen 11 und 12 „immer gern performativ gearbeitet wird. Es ist mir und Frau Kagermann wichtig, dass die Schüler über ihren Körperausdruck auch Dinge verarbeiten und auch ausdrücken können“. Es sei schon ein Stück Arbeit, junge Menschen aus der Komfortzone ihres Sitzes in eine Bewegung im Raum zu holen, den Raum zu erschließen und dann noch thematisch etwas auszudrücken. Es bedürfe der Bereitschaft von jungen Menschen, „sich darauf einzulassen, egal was andere sagen“. Das sei eine Haltung, „so wünschen wir es uns, die ihr auch mitnehmt und auch, um zu sagen, dass mir etwas nicht passt wie ,Ich widerstehe auch einer Tendenz’“.



Seit 2022 im Amt
Fuhr fungiert vor allen Dingen als Ansprechpartnerin für Bürger des Landes jüdischen Glaubens, für Kommunen, Verbände und Vereine sowie für Religionsgemeinschaften, Bildungseinrichtungen und den Landtag. Sie ist das Bindeglied zwischen der Landesregierung und den jüdischen Gemeinden im Land und Koordinatorin aller Bemühungen zur Bekämpfung von und Prävention vor Antisemitismus. Die Sicherung und die Förderung des jüdischen Lebens in Rheinland-Pfalz gehören ebenso zu Fuhrs Aufgaben wie die Unterstützung des interreligiösen Dialogs. Zu ihren Tätigkeitsschwerpunkten zählen ebenfalls vielfältige Gesprächs-, Besuchs-, Tagungs-, Fortbildungs- und Vortragstermine. Darüber hinaus geht Fuhr antisemitischen Vorfällen nach und steht im ständigen Austausch mit den jüdischen Gemeinden und mit den Sicherheitsbehörden. Im April 2022 wurde sie von Dreyer in dieses Amt berufen. Fuhr übt ihre Tätigkeit ehrenamtlich aus. Zuvor war sie seit 1991 in unterschiedlichen Funktionen fürs Land tätig, zuletzt als Regierungssprecherin und als stellvertretende Bevollmächtigte der Landesvertretung in Berlin. Im Rahmen dieser Tätigkeiten begleitete Fuhr Projekte zur Förderung der jüdischen Kultur und des jüdischen Lebens in Rheinland-Pfalz sowie zur Bekämpfung des Antisemitismus. Ihr Vorgänger, Dieter Burgard, war nach rund vier Jahren intensiver und erfolgreicher Tätigkeit als bundesweit erster Beauftragter für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen im März 2022 aus dem Amt ausgeschieden.

Ein sprunghafter Anstieg
„Tagesschau.de“ berichtete dieser Tage über die Zunahme antisemitischer Vorfälle: „Die Zahl der antisemitischen Vorfälle in Deutschland ist im vergangenen Jahr massiv angestiegen: Die Recherche und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) dokumentierten 2023 insgesamt 4782 antisemitische Vorfälle, das ist ein Anstieg um fast 83 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Mehr als die Hälfte (2787) ereigneten sich demnach nach dem Terrorangriff und den Massakern der Hamas in Israel, seien also als unmittelbare Reaktion auf den Gewaltausbruch an diesem Tag zu verstehen. … Seitdem sei Antisemitismus auch in Deutschland ,in allen gesellschaftlichen Bereichen auf eine nicht bekannte Weise sichtbar’: Zwischen dem 7. Oktober und dem Jahresende habe es rechnerisch 32 Vorfälle pro Tag gegeben. 2022 seien es sieben in 24 Stunden gewesen. Das Kriegsgeschehen in Israel und Gaza habe „einen Anlass für Mobilisierungen und antisemitische Vorfälle“ gegeben. 52 Prozent aller Vorfälle fielen in die Kategorie israelbezogener Antisemitismus. Das heißt, die antisemitischen Aussagen richteten sich gegen den jüdischen Staat Israel und sprachen ihm etwa die Legitimität ab.“ (vh)


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