Pressemitteilung vom 30.06.2024
Therapie-Apps: Die digitale Unterstützung in Zeiten von Therapieplatz-Mangel
18 Millionen Menschen in Deutschland leiden an psychischen Erkrankungen. Jeder Fünfte von ihnen hat jedoch nur einen Therapieplatz. Um Betroffene dennoch während der Wartezeit auf einen Platz unterstützen zu könnten Therapie-Apps eine Lösung sein.
Region. Therapieplätze sind oft Mangelware und mit langen Wartezeiten verbunden. So endet eine stationäre Therapie leider häufig ohne eine direkte Anbindung. "Die Lösung kann eine mobile Therapie-App sein", meint Christin Henrich, Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin an der DRK-Kinderklinik. "Sie sollte keinesfalls als Konkurrenz zu unserer Arbeit gesehen werden, sondern als begleitender Vorteil."
"Viele von den Betroffenen stehen auf Wartelisten und kommen nicht zum Zug", erläutert Henrich. "Für andere ist die Hürde schon zu groß, sich ans Telefon zu klemmen und nach Unterstützung für sich selbst zu suchen." Apps zur Überbrückung oder Begleitung können hier eine Lösung darstellen. Insgesamt sind mittlerweile 55 von ihnen zugelassen und mit Rezept als sogenannte "digitale Gesundheitsanwendung" zertifiziert. 25 davon gelten als klassische Psychotherapie-Apps. Anwendungen, die beispielsweise bei Angst- oder Zwangsstörungen zum Einsatz kommen können. Oder aber bei Leistungsangst, emotionalen Verhaltensproblemen, aggressivem Verhalten oder Depressionen. Seit es diese digitalen Anwendungen gäbe, können die Intervalle zwischen den Therapiesitzungen deutlich verbessert werden, ist sich die Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin sicher. Heinrichs räumt dennoch ein: "Natürlich können sie eine klassische Psychotherapie nie ersetzen. Sie sind aber ideal zur Überbrückung, bis der Patient einen Platz hat, oder im Anschluss an eine Therapie. Dann fühlt sich der Betroffene nicht alleine gelassen."
Ab welchem Alter die Apps jeweils geeignet sind, steht in der jeweiligen Beschreibung. Generell können sie jedoch von jeder Person genutzt werden, die selbstständig mit einer Handy-App umgehen kann. Heinrichs rät allerdings Eltern, bei ihren Kindern nachzuprüfen, ob diese die App auch tatsächlich entsprechend verwenden. Zunächst muss jedoch der Gang zum Haus- oder Kinderarzt erfolgen. Nach der Diagnose und Rezepterstellung können sich die Eltern an die jeweilige Krankenkasse wenden. "Viele Krankenkassen haben entsprechende Apps, die sie für ihre Patienten freischalten", so die Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin. "Diese eignen sich natürlich nicht für den Notfall. Dann ist ein Notfalltermin oder eine Klinik unumgänglich." Übrigens: Der Überblick über alle zertifizierten Apps ist im Internet abrufbar. (PM/red)
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