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Nachricht vom 30.07.2024    

Intransparenz und Fehlinformationen: Krankenhausschließung sorgt für Entrüstung

Von Klaus Köhnen

Die kommunale Politik, namentlich Stadtbürgermeister Ralf Lindenpütz und VG-Bürgermeister Fred Jüngerich, hatte zu einer Gesprächsrunde eingeladen. Am Montag (29. Juli) trafen sich neben den Bürgermeistern auch Fraktionsvertreter der in den beiden Gremien (Stadt- und Verbandsgemeinderat) mit Mitarbeitenden des Krankenhauses.

(v. li.) Fred Jüngerich, Ralf Käppele, die Vertreterin des Bertriebsrates und Ralf Lindenpütz

Altenkirchen. Die Bürgerinitiative (BI) "Gute Gesundheitsversorgung im Raiffeisenland" wurde durch Ralf Käppele vertreten. Ebenfalls anwesend war Thomas Wunder, Vorsitzender vom Aktionskreis Altenkirchen. Die Betroffenheit der Mitarbeitenden, aber auch einiger Kommunalpolitiker, war förmlich greifbar. Wissen doch einige der Mitarbeiter noch nicht, wie es für sie ab dem 16. August weitergeht.

Kommunale Familie will neuen Weg suchen
In seinem Impulsvortrag ging Ralf Lindenpütz darauf ein, dass es nie zu spät sein könne, etwas zu unternehmen. Besonders wies er darauf hin, dass die Arbeitgeberseite nicht vertreten sei. Es sei ein Vertreter erschienen, aber nach einem kurzen Gespräch auch wieder gegangen. Er habe allerdings die Trägergesellschaft über diese Veranstaltung informiert und hierbei darauf hingewiesen, dass dies zu seinem Verständnis von Transparenz zähle. Lindenpütz stellte fest, dass er - aber auch viele andere Kommunalpolitiker - den Aussagen von Manuel Gonzalez Glauben geschenkt haben. "Leider", so Lindenpütz," haben wir, also die kommunale Familie, uns getäuscht." In gleicher Weise prangerte auch VG-Bürgermeister Jüngerich dieses Verhalten an. Er, so habe er ja bereits mitgeteilt, glaube den Vertretern der Trägergesellschaft kein Wort mehr.

Tenor beider Vorträge war, dass es nur mit einem neuen Träger weitergehen könne. Jüngerich nannte als weiteren Punkt, dass er davon ausgehe, dass dem Krankenhaus in Kirchen das gleiche "Schicksal" widerfahren werde. "Ich glaube nicht, dass die Trägergesellschaft daran interessiert ist, die Versorgung im Kreis Altenkirchen aufrechtzuerhalten. Die jetzige Schließung betrifft nicht nur die VG Altenkirchen, sondern es geht auch um die Verbandsgemeinden Hamm und Wissen. Wir werden, gemeinsam mit dem Landkreis, Lösungen suchen", so Jüngerich. Diese können in der Zusammenarbeit von privaten Investoren, der öffentlichen Hand und vielleicht auch in der Genossenschaftsidee liegen. Beide Redner fordern den Gesundheitsminister Clemens Hoch auf, seiner Verantwortung gerecht zu werden.

Trägergesellschaft disqualifiziert sich
Das Vorgehen der Trägergesellschaft wird von allen politisch Verantwortlichen als mindestens "unterirdisch" bezeichnet. Jüngerich geht darüber hinaus und nannte dies erneut "unverschämt". So dürfe und könne man nicht mit Mitarbeitenden umgehen. Vor allem sei es ein Unding, "Opfer zu Tätern" zu machen. Genau dies werde aber von den Verantwortlichen der Trägergesellschaft praktiziert, wenn es in Verlautbarungen heiße - Zitat: "Wir registrieren schon, dass die Annahme des Hauses trotz allem, was wir dort an Leistungen vorhalten und auch vorhalten wollen, immer wieder in die Kritik gerät. So etwas wird nicht von der Belegschaft forciert, sondern ergibt sich aus der Wahrnehmung einzelner kleinerer Gruppierungen, die sehr lautstark sind. Das stärkt das Haus nicht gerade und verunsichert die Menschen, die im Zweifel dann das Haus erst gar nicht in Anspruch nehmen". - Zitat Ende.

Krankenhaus wurde bewusst "an die Wand" gefahren
Die Wahrheit, so Mitarbeitende, sei, dass Operationen mangels Personal, das nach Hachenburg "versetzt" wurde, gar nicht möglich waren. Hierunter zahlreiche geplante Operationen. Dies führe natürlich zu Frust bei Patienten und Patientinnen, aber auch dem Personal. Für viele der anwesenden Mitarbeiter, aber auch lokalen Politiker, macht es zumindest den Anschein, dass diese Situation bewusst herbeigeführt wurde. Der Standort Altenkirchen befindet sich in einem erheblich besseren Zustand als das Haus in Hachenburg. Die vier Operationssäle sind modern ausgestattet, durften aber in den letzten Monaten nicht genutzt werden. Der zertifizierte Schockraum, der eine Versorgung von Schwerstverletzten ermöglicht, fällt nun für die gesamte Region weg. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass dieses Vorgehen von langer Hand geplant und ausschließlich politisch motiviert sei. Ralf Käppele, von Hause aus Anwalt, umschrieb dies mit dem Satz: "Wenn sich mit dem Verstand keine Lösung ergibt, steckt Politik dahinter." Hierfür erhielt Käppele großen Applaus. Auch in der Bevölkerung herrscht die Meinung vor, dass es für den Standort Hachenburg keine wirtschaftlichen oder nachvollziehbaren Gründe gibt.

Ausstattung und Kompetenzen des MVZ ebenso wenig gesichert wie der Notarztstandort
Obwohl die Schließung des Krankenhauses in 14 Tagen ansteht, gibt es noch viele Fragen, aber keine Antworten der Trägergesellschaft. Auf erneute Anfrage konnte ein Vertreter der Trägergesellschaft keine Auskunft darüber geben, welche Fachrichtungen im MVZ "angeboten" werden sollen. Inwieweit der Notarztstandort gesichert ist, bleibt weiterhin fraglich. Mit dem Wegfall dieses wichtigen Gliedes der Rettungskette wird die Region zur medizinischen Diaspora und wo es in der Vergangenheit noch eine Versorgung gab, wird jetzt nahezu jeder Arztbesuch zu einer Weltreise. Hier ist, so die Vertreter der kommunalen Familie, der Minister gefordert, schnellstens Lösungen zu finden. Daseinsvorsorge darf nicht den wirtschaftlichen Zwängen "geopfert" werden. Vor diesem Hintergrund kann es auch, so Thomas Wunder vom Aktionskreis, Abwanderungsbewegungen geben, die die Region schwächen. Alle waren sich einig, dass es weiterhin ein Krankenhaus Altenkirchen geben muss. (kkö)


Mehr dazu:   Insolvenz DRK Trägergesellschaft  
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