Der Aufschrei von Altenkirchen: Proteste gegen Kahlschlag in der stationären Versorgung
Von Klaus Köhnen
Die Bürgerinitiative "Gute Gesundheitsversorgung im Raiffeisenland" hatte für Donnerstag (8. August) zu einer Demonstration aufgerufen. Mehrere hundert Teilnehmer trafen sich oberhalb des Krankenhauses und zeigten ihr Unverständnis für die Entscheidung. Ab dem heutigen Freitag (9. August), wird die Notfallversorgung in Altenkirchen, um 15 Uhr eingestellt.
Altenkirchen. Neben den Bürgern, darunter auch zahlreiche Mitarbeitende des Theodor-Fliedner-Hauses, waren Vertreter der "kommunalen Familie" erschienen. Corinna Simmerkuß, Sprecherin der BI, konnte neben dem Vertreter des Landkreises Tobias Gerhardus (erster Kreisbeigeordneter) auch den VG-Bürgermeister Fred Jüngerich und seine Kollegen Dietmar Henrich (Hamm) und Volker Mendel (Puderbach) begrüßen. Als Vertreter aus dem Landtag war Dr. Matthias Reuber erschienen. Corinna Simmerkuß dankte zuerst allen, die sich die Zeit genommen hatten, um teilzunehmen. Weiter ging sie darauf ein, dass die medizinische Versorgung nicht ausschließlich an wirtschaftlichen Interessen orientiert sein darf.
"Wir müssen an einem Strang ziehen", so Simmerkuß, "daher ist es wichtig, dass ihr alle gekommen seid. Nur gemeinsam können wir eine Lösung finden, die den Menschen Sicherheit gibt." Simmerkuß wies darauf hin, dass die Mitarbeitenden des Rettungsdienstes im Moment viel ertragen müssten. Diese müssen den Kopf hinhalten für Fehler, die die Trägergesellschaft zu verantworten hat. Für die BI ergriff Isabella Jung-Schwandt ebenfalls das Wort.
Als verlässlicher Partner disqualifiziert
Fred Jüngerich ging in seiner Rede darauf ein, dass sich die Trägergesellschaft durch ihren Umgang mit den Mitarbeitenden und der fehlenden Transparenz in der - wenn überhaupt vorhandenen - Kommunikation als verlässlicher Partner disqualifiziert hat. "Die Schließung des Standortes Altenkirchen hat uns alle sehr betroffen gemacht", so Jüngerich. "Die Wut der Menschen kann, nein muss, man verstehen. Es kann nicht sein, dass nun die Bevölkerung dafür verantwortlich gemacht werden soll, dass dieser Schritt unausweichlich sei."
Bei einem Blick in die Zukunft stellte Jüngerich die Frage, ob der Minister die Frage nach den weiteren Möglichkeiten für die Bevölkerung beantworten kann. Ein neu erbautes "Westerwald-Klinikum" könne erst in zehn bis 15 Jahren betriebsbereit sein. Die Zeit bis dahin müsse genutzt werden, um Lösungen zu finden, so Jüngerich. Er ging darauf ein, dass eine Lösung nicht von der Kommune oder dem Kreis allein gestemmt werden könne. Ein Gespräch mit Minister Hoch soll am Ende des Monats stattfinden. Hier sei es an der Zeit, Fragen zu stellen und Antworten zu fordern, so Jüngerich.
Von langer Hand vorbereitet?
Matthias Reuber führte aus, dass die Schließung, von "langer Hand" vorbereitet worden sei. Auch er ging darauf ein, dass die Kommunikation der Trägergesellschaft und der Beratungsgesellschaft (WMC), mindestens fragwürdig war. Er erwarte vom Land, dass die stationäre Versorgung gesichert sein wird. Auch Reuber ging wie die anderen Redner darauf ein, dass ein Trägerwechsel alternativlos ist. Ihm folgte der Vertreter der Wirtschaft, Thomas Wunder (Vorsitzender des Aktionskreises), der auch feststellte, dass der Umgang mit den Mitarbeitenden unerträglich sei. Auch Wunder zeigte auf, dass eine gemeinsame Finanzierung (Public private Partnership) eine mögliche Lösung sei.
Alle Redner zeigten auf, dass es nicht "Das DRK" sei, sondern ausschließlich die Trägergesellschaft, die für diesen "Missstand" verantwortlich sei. Alle bedankten sich bei den haupt- und ehrenamtlich Tätigen, die in vielen Bereichen bereitstehen. Die zahlreichen Teilnehmer - nach Schätzung der Kreisverwaltung waren es rund 700 - waren sich sicher, dass etwas bewegt werden könne. (kkö)
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