Pressemitteilung vom 13.08.2024
DRK-Kinderklinik Siegen informiert: Fieberkrampf sorgt für Angst und Hilflosigkeit
Ein Fieberkrampf beim Säugling oder Kleinkind sorgt bei den Eltern häufig für Angst und Hilfslosigkeit. Bewusstseinsverlust, zuckende Arme oder Beine, Schlaffheit sowie blaue Lippen, die Eltern sehen ihr Kind dann oft in Lebensgefahr. Die DRK-Kinderklinik Siegen klärt nun auf, was im Falle eines Fieberkrampfes zu tun ist.
Siegen. "So bedrohlich das Ereignis auch erscheint", meint Dr. Gebhard Buchal, "in den allermeisten Fällen sistiert der Anfall innerhalb der ersten drei Minuten. Und besonders wichtig: Mit einer bleibenden Schädigung des Gehirns ist nicht zu rechnen." Der Chefarzt der Pädiatrie an der DRK-Kinderklinik weiß, wovon er spricht. Die Studienlage hierzu ist eindeutig.
"Fieberkrämpfe sind Krampfanfälle, die durch Fieber ausgelöst werden und bei etwa drei bis fünf Prozent aller Kinder auftreten", erläutert der Chefarzt. "Diese treten typischerweise im Alter zwischen dem sechsten Lebensmonat und dem 6. Lebensjahr auf, wobei sie besonders häufig im Alter von einem bis drei Jahren vorkommen." Kinder, die Fieberkrämpfe erleiden, sind normal entwickelt und im Allgemeinen gesund, ohne andere neurologische Erkrankungen. "Die Ursachen von Fieberkrämpfen liegen in einer neuronalen Veranlagung, während einer bestimmten Entwicklungsphase auf Fieber mit Krampfanfällen zu reagieren", erklärt Gebhard Buchal. Man weiß, dass Fieberkrämpfe in manchen Familien gehäuft auftreten können. "Aber ob das Fieber selbst oder die zu Grunde liegende Infektion den Krampfanfall verursacht, ist bisher nicht eindeutig geklärt."
Im Falle eines erstmaligen Fieberkrampfes ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und die Dauer des Anfalls zu beobachten. Die meisten Fieberkrämpfe dauern in der Regel wenige Sekunden, nicht länger als drei Minuten. "Die Kleidung des Kindes sollte gelockert werden, um die Atmung zu erleichtern", rät der Chefarzt. Aber: Auf keinen Fall dürfen Getränke oder Nahrung gegeben werden, um die Erstickungsgefahr zu vermeiden. "Das Kind sollte nicht geschüttelt oder mit kaltem Wasser behandelt werden. Stattdessen ist es ratsam, umgehend einen Kinderarzt oder den Notarzt zu kontaktieren." Nach dem Anfall wird die Körpertemperatur gemessen und durch Fieberzäpfchen sowie kühle Wadenwickel gesenkt. Reichlich Flüssigkeit, fiebersenkende Medikamente und eine angemessene Kleidung können die Temperatur weiter reduzieren. Und: Bei einem wiederholten Fieberkrampf haben die meisten Eltern schon ein Notfall-Medikament im Haus, das sie geben sollten, wenn der Anfall länger als drei Minuten dauert. Welches Medikament, wann und in welcher Dosierung gegeben werden muss, erklärt der behandelnde Kinderarzt nach dem ersten Fieberkrampf.
Kinder, die unkomplizierte Fieberkrämpfe erleiden, entwickeln sich in der Regel normal, und die Krämpfe führen nicht zu einer Gehirnschädigung. Etwa ein Drittel der betroffenen Mädchen und Jungen kann mit weiteren Fieberkrämpfen rechnen. Die Neigung verschwindet jedoch meistens im Schulalter wieder. Das Risiko, später eine Epilepsie zu entwickeln, ist nicht signifikant erhöht. "Es gibt keine zuverlässige Methode, einen erneuten Fieberkrampf zu verhindern", weiß Gebhard Buchal. "Konsequente Fiebersenkung ist oft nicht effektiv, da die Krampfanfälle häufig im Fieberanstieg auftreten und daher schwer vorhersehbar sind." Eltern sollten sich also keine Vorwürfe machen, wenn ein weiterer Fieberkrampf auftritt. Im Falle von komplizierten oder wiederholten Fieberkrämpfen kann die vorbeugende Gabe eines krampflösenden Medikaments in Einzelfällen sinnvoll sein. Bei Fieberkrämpfen im Säuglingsalter muss eine Infektion durch Blut und Nervenwasser untersucht und ausgeschlossen werden. Bei älteren Kindern liegt als Fieberursache häufig eine virale Infektion vor. (PM)