Wegfall der Notfallversorgung in Altenkirchen - was geht und was bleibt
Von Klaus Köhnen
Die ländliche Region wird weiter "abgehängt", denn die jetzige Struktur im ehemaligen Krankenhaus Altenkirchen sorgt für eine Verschlechterung der Versorgung von akuten Notfällen. Durch den Wegfall des Schockraumes und weiterer Strukturen können Schwerstverletzte und akut lebensbedrohlich Erkrankte nicht mehr zeitnah versorgt werden.
Altenkirchen. Mit der Schließung des Krankenhauses in Altenkirchen fällt ein sehr wichtiger Faktor der Notfallversorgung für die Region weg. Das einzige zertifizierte Traumazentrum (Schockraum) im Umkreis von rund 40 Kilometern entfällt ersatzlos. Die Mitarbeitenden waren zu Recht stolz darauf, auf dem neuesten Stand, "Advanced Trauma Live Support" geschult und zertifiziert zu sein. Professor Christof Burger, Chef der Unfallchirurgie an der Uni-Klinik Bonn und Sprecher des "Trauma-Netzwerkes Rettungsring Bonn/Rhein-Sieg" beschreibt es folgendermaßen - Zitat: "Aus unserer Sicht, bestünde im Raum Altenkirchen für die dortige Bevölkerung eine Gefahr der Unterversorgung im Hinblick auf die Versorgung Schwerstverletzter, da im Umkreis von 40 Kilometern keine Schockraumversorgung vorgehalten wird" - Zitat Ende. Auch wenn die Vorhaltung nicht zwingend vorgeschrieben ist, bildet sie doch ein wichtiges Glied in der sogenannten Rettungskette.
Unfälle, auch schwerste, mit lebensbedrohlichen Verletzungen sind gar nicht so selten. Denken wir an die zahlreichen Motorradfahrer, Radfahrer und Sportler. Auch sogenannte Haushaltsunfälle können zu schwersten Verletzungen führen. Sicherlich konnten in Altenkirchen nicht alle Verletzungen abschließend behandelt werden. Dies ist aber auch nicht die Aufgabe eines Traumazentrums, hier sollen die Verletzten stabilisiert und für einen geordneten Transport in eine Klinik der Maximalversorgung vorbereitet werden. Narkose- und Notärztin Isabella Jung-Schwandt, sagt: "Das Personal, ärztliches wie auch pflegerisches, konnte allerdings rund 70 Prozent der schwer verletzten Menschen bis zur Entlassung im Krankenhaus Altenkirchen versorgen." Der Wegfall einer solchen Einrichtung, die als zentrales Mittel der Versorgung von mehrfach Verletzten, die Leben retten kann, ist nicht nachzuvollziehen.
Ist der Notarztdienst geklärt?
Auf Anfrage teilt die zuständige Behörde (Kreisverwaltung Montabaur), am 6. August, mit - Zitat: Mit Bezug auf die Krankenhaussituation im Landkreis Altenkirchen befinden sich derzeit Anpassungen in der Rettungsmittelvorhaltung bei der hiesigen Rettungsdienstbehörde in der Planung sowie in Verhandlung mit den Kostenträgern. Wir bitten um Verständnis, dass es sich dabei um einen laufenden Prozess handelt und zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Angaben dazu möglich sind." - Zitat Ende.
In einer weiteren Antwort (7. August) heißt es - Zitat: "Die Notarztversorgung am Notarztstandort Altenkirchen ist per öffentlich-rechtlichem Übertragungsvertrag von der Kreisverwaltung des Westerwaldkreises als zuständige Rettungsdienstbehörde aktuell an die DRK gemeinnützige Krankenhaus GmbH Rheinland-Pfalz übertragen" - Zitat Ende.
Im Gespräch teilte Manuel González, Aufsichtsratsvorsitzender der DRK gemeinnützige Trägergesellschaft Süd-West mbH, mit: "Der Notarztdienst wird durch die bisher hierfür eingesetzten Ärzte weiterbetrieben und bleibt gesichert. Zur Unterstützung der Dienstplanung für die notärztliche Besetzung haben wir uns mit dem Kooperationspartner Rescue GbR, der bereits die notärztliche Besetzung in Hachenburg absichert, für kommende Woche geeinigt. Der Notarztstandort wird", so González, "in der Rettungswache Altenkirchen weiterhin stationiert bleiben."
Was bleibt in Altenkirchen
Ein Sprecher der DRK-Trägergesellschaft teilt zu dieser Frage mit: In Altenkirchen soll auch künftig ein hochwertiges Versorgungsangebot vorgehalten werden. Zentral ist hierfür die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Unter der Leitung von Chefarzt Dr. Andreas Vidal ist derzeit zudem der Aufbau einer Eltern-Kind-Einheit in Planung. Die Kooperation mit angliedernden Bereichen, wie der Jugendhilfe, wird intensiviert.
Die Patienten können sich ebenfalls an unser Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) wenden. Dort wird es weiterhin wochentäglich eine Sprechstunde für chirurgische Patientinnen und Patienten sowie eine Sprechstunde für Arbeitsunfälle jeweils von 8 bis 16 Uhr geben. Für kleinere Notfälle wird hier eine chirurgische Akutversorgung vorgehalten. Ebenso werden im MVZ spezielle ambulante Eingriffe in der Weichteilchirurgie und der Hand- und Fußchirurgie angeboten. Hierfür steht ebenfalls ein Röntgengerät bereit. Auch die Pforte wird bis zum 31. August wie bisher und ab dem 2. September weiter wochentäglich von 7 bis 17 Uhr besetzt sein.
Neben dem MVZ und der spezialisierten Kinder- und Jugendpsychiatrie bleibt auch die Schmerzambulanz und Tagestherapieklinik am Standort Altenkirchen erhalten. Frau Dr. Schneider und ihr Team helfen dort Patienten den Ursachen chronischer Schmerzen auf den Grund zu gehen und ihnen so wieder zu mehr Lebensfreude zu verhelfen. (kkö)
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