Ausstellung zu Armut im Land zu Ende - Diskussion muss weitergehen
Arm und Reich in Deutschland – so der Titel des Dokumentarfilms von Gerhard Faul, der auf der Abschlussveranstaltung der Ausstellung „Kunst trotz(t) Armut“ in der Kreisverwaltung gezeigt wurde. Nach einer Begrüßung durch Landrat Michael Lieber führte Hubertus Eunicke, Leiter des Diakonischen Werkes Altenkirchen, als Moderator durch die Finissage. Er forderte Mut gegen die Ursachen der Armut im reichen Deutschland anzutreten.
Altenkirchen. Die Zusammenarbeit mit Kreissparkasse und Kreisverwaltung ermöglichte es, die von den Wohlfahrtverbänden des AK-Kreises organisierte Ausstellung „Kunst trotz(t) Armut“ über den Zeitraum vom 23. Januar bis zum 9. Februar einer großen Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Auch die Abschlussveranstaltung zog erneut einige Gäste in die Räumlichkeiten der Kreisverwaltung. Im Mittelpunkt stand dabei Gerhard Fauls 40-minütiger Dokumentarfilm „Arm und Reich in Deutschland“ sowie eine anschließende Diskussion der im Film thematisierten Problematiken.
Zu Beginn hieß Landrat Michael Lieber alle Anwesenden ganz herzlich zur Finissage willkommen und zog sein Fazit über den Verlauf der Ausstellung. So habe sie eine gelungene Darstellung in Organisation und Aufbereitung des präsentierten Themas geboten. Viele der Besucher habe die Betrachtung der ausgestellten Bilder zu Diskussionen angeregt. Die Reihe „Kunst & Kultur im Kreishaus“ werde auch in den kommenden Jahren fortgesetzt werden, so Lieber und übergab das Wort an Moderator Hubertus Eunicke, Leiter des Diakonischen Werkes Altenkirchen. Dieser bedankte sich zunächst bei allen Gästen für ihr Erscheinen, ebenso beim „Hausherrn“ der Kreisverwaltung, Landrat Michael Lieber, für die Unterstützung bei der Ausführung der Veranstaltung mit dem Ziel, die Gegenwärtigkeit von Armut in Deutschland in alle Bevölkerungsschichten zu tragen.
Es folgte die Aufführung des Dokumentarfilms „Arm und Reich in Deutschland“ von Gerhard Faul. Dieser führte allen Anwesenden die Paradoxie vor Augen, wie nah Arm und Reich in Deutschland nebeneinander existieren. Zwar sei Deutschland, aufgrund hoher Gewinne vor allem im Bereich der Exportindustrie als reiches Land anzusehen, im Inneren jedoch seien große Einkommens- und Vermögensunterschiede zu verzeichnen. Während den einen Milliarden zur Verfügung stehen, leben andere weit unter dem Existenzminimum. Auch Menschen, die regelmäßig ihrer Arbeit nachgehen, verdienen oftmals nicht genug, um davon leben zu können. Die Anzahl der von der Aufstockung durch soziale Leistungen abhängigen Menschen sei stark angestiegen.
Rund 11 Millionen Deutsche leben in Armut. Interviews mit von Armut betroffenen Bürgerinnen und Bürgern zeigen, wie ernst die Lage ist – Verzweiflung, Depressionen und teilweise sogar Selbstmordgedanken bestimmen ihr Leben. Vor allem thematisiert der Film dabei nachfolgende Aspekte: Armut im Reichtum, Lohnverhältnisse im Zusammenhang mit Niedriglohn, Aufstockung durch soziale Leistungen sowie die Notwendigkeit der Festlegung eines Mindestlohns, Flüchtlinge und Migranten, denen teilweise Taschengelder von nur 20 Euro im Monat zukommen, Hartz IV-Empfänger, die zunehmende Altersarmut, Obdachlose sowie deren Abhängigkeit von den Tafeln.
In den Augen betroffener Bürgerinnen und Bürger gehe der soziale Aspekt immer mehr verloren, durch den Euro werde alles teurer, die Gruppe der Verlierer werde immer größer. Als einen Lösungsansatz zur Bekämpfung von Armut und Ungerechtigkeit sehen viele eine Einführung von Vermögens- und Erbschaftssteuer. Nur eine Drehung an der Steuerschraube zugunsten der Armen könne für eine gerechte Vermögensverteilung sorgen.
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Im Anschluss an die Ausstrahlung des Dokumentarfilms startete Moderator Hubertus Eunicke die Diskussionsrunde, in der viele Aspekte des Films aufgegriffen wurden. So sahen einige der Anwesenden den Gesetzgeber gefordert, für eine Steuergerechtigkeit zu sorgen. Armut sei kein Individualschicksal, sondern in einem reichen Land wie Deutschland bewusst gemacht. Steuererhöhungen für Reiche seien ein Lösungsansatz, ebenso das Schaffen eines globalen Bewusstseins über das Thema etwa in Bildungseinrichtungen sowie die Förderung einer verstärkten Ausbreitung im Rahmen der Medien.
Landrat Michael Lieber sehe in der aktuellen Situation auch eine Gefährdung der kommunalen Selbstverwaltung. Lösungsansätze seien in seinen Augen einerseits die Erzielung höherer Einnahmen, andererseits aber auch das Akzeptieren und Bewusstwerden von Wachstums- und Ressourcengrenzen.
Abschließend bedankte sich Moderator Hubertus Eunicke bei allen Anwesenden noch einmal für ihr Kommen. „Wir brauchen Leute, die den Mut haben, an den Ursachen anzuknüpfen“, so Eunicke und schloss mit der Aussage, dass es der Bündelung vieler Instanzen bedürfe, um Armut effektiv bekämpfen zu können. (bk)
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