Lichterumzüge im Kreis Altenkirchen: Tradition mit Herz gerät ins Wanken
Von Eva Maria Hammer
Niederfischbach, Malberg und Katzwinkel – Drei Orte, eine leuchtende Tradition: Seit dem Coronawinter 2020 bringen die Lichterumzüge in der Region nicht nur Kinderaugen zum Strahlen. Doch in diesem Jahr droht das beliebte Event zum Stillstand zu kommen – und das aus bürokratischen Gründen.
Niederfischbach. Die Geschichte der Lichterumzüge begann in der Adventszeit 2020, als die Pandemie Weihnachtsmärkte und gesellige Treffen unmöglich machte. Kai Dietzel holte gemeinsam mit Phillip Skworzow und Frank Schuster die Idee von den Küstenregionen Fehmarn und Friesland in die Region Unter dem Motto Lichtertour "Lass Kinderaugen strahlen" erhellen seitdem festlich geschmückte Traktoren die winterlichen Straßen und zaubern ein Lächeln auf die Gesichter der Menschen.
Was einst als spontane Aktion begann, hat sich schnell zu einem festen Brauch entwickelt. In Niederfischbach sind jährlich bis zu 40 Fahrzeuge beteiligt, in Malberg sogar bis zu 60. Die Begeisterung der Bevölkerung war in den letzten Jahren ungebrochen. "An den Straßenrändern finden seither Grillpartys und Feiern statt und für die Fahrer ist es ein unglaublich berührendes Gefühl, in die strahlenden Augen der kleinen, aber auch großen Kinder zu schauen, während wir an ihnen vorbeifahren", berichtet Dietzel.
Gemeinsam für den guten Zweck
Neben dem Zauber der Lichter steht auch der soziale Gedanke im Fokus. Jedes Jahr sammeln die Veranstalter Spenden für wohltätige Zwecke, darunter die DRK-Kinderklinik in Siegen. Allein in den letzten zwei Jahren kamen über 3.000 Euro durch die Lichterumzüge in Niederfischbach zusammen. Das zeigt, dass die Umzüge nicht nur Herzen, sondern auch Hilfsprojekte erhellen.
Ein bürokratischer Rückschlag
Doch in diesem Jahr droht die Tradition ins Stocken zu geraten. Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Rheinland-Pfalz hat aufgrund von Bedenken gegenüber der Sonderbeleuchtung der Fahrzeuge keine Genehmigung erteilt.
Dietzel erklärt: "Am 4. November teilte uns das Ordnungsamt mit, dass aufgrund von Bedenken des LBMs die Anweisung ausgegeben wurde, keine Lichterfahrten zu genehmigen. Dies war für uns ein besonderer Schlag, da in NRW die Verfahren zur Genehmigung extra verschlankt wurden, um die Behörden zu entlasten und somit dort und in anderen Bundesländern die Lichterfahrten stattfinden."
Der LBM habe mitgeteilt, dass es Bedenken gebe, ob die Versicherungen, Betriebsgenehmigungen und Führerscheinklassen aufgrund der Sonderbeleuchtung noch gültig wären.
Den Organisatoren sei schon mehrfach zu Ohren gekommen, dass es Bedenken seitens der Behörden gegeben habe. "Wir haben immer versucht, durch Sicherheitskonzepte die Bedenken auszuräumen. Nun hoffen wir auf ein Einlenken der Behörden oder eine Verlegung in den Januar", so Dietzel.
Auch Matthias Reuber und Michael Wäschenbach (beide CDU) setzen sich für einen Fortbestand der Lichterumzüge ein - Die Kuriere berichteten.
Enttäuschung und Hoffnung
In Malberg hätte die Lichterfahrt dieses Jahr am Sonntag, 8. Dezember, stattfinden sollen, für Niederfischbach sei der Samstag, 14. Dezember, und für Katzwinkel der Sonntag, 15. Dezember, in der Woche darauf geplant gewesen. Die Reaktionen der Dorfgemeinschaften seien eindeutig. "Die Bevölkerung möchte diese Veranstaltung gerne weiter besuchen können und säumte bislang die Straßen nahezu wie bei den Karnevalsumzügen. Wir werden weiter kämpfen und hoffen, wenn auch eventuell nicht an den geplanten Terminen, jedoch vielleicht im Januar die Lichterfahrten nachholen zu können und nicht nur die Herzen und Augen der Zuschauer, sondern auch unsere eigenen zu erhellen und ein Brauchtum für die Zukunft zu schaffen", bekräftigte Dietzel.
Die Hoffnung bleibt, dass bald wieder Traktoren mit leuchtenden Dekorationen durch die Straßen rollen und Herzen wie Augen gleichermaßen zum Strahlen bringen – sei es in der Adventszeit oder als nachträgliches Neujahrsevent. (emh)
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