Bären drehen Spiel gegen Krefeld in den Schlussminuten
Neuwied macht in drei Minuten aus 1:3-Rückstand einen 4:3-Sieg - Kapitän Stephan Petry trifft 17 Sekunden vor dem Ende zum Sieg - Fans verwandeln Bärenhöhle in ein Tollhaus
Neuwied. Das Ice House hat schon viele große Eishockeyspiele erlebt - die Partie der Oberliga-Aufstiegsrunde am Sonntagabend (4.3.) wird als eine weitere Neuwieder Sternstunde in die Geschichtsbücher eingehen. Im besten Spiel der jüngsten Vergangenheit drehte der EHC Neuwied gegen den starken Tabellenzweite EHC Krefeld einen 1:3-Rückstand innerhalb der letzten 180 Sekunden noch in einen 4:3-Sieg.
"Diese unfassbaren Fans, diese unglaubliche Kulisse hat bei uns Kräfte freigesetzt", sagte EHC-Trainer Bernd Arnold. "Ich bin einfach nur stolz auf diese Fans und auf diese Mannschaft."
Von der ersten Sekunde an boten beide Teams ein hochklassiges Eishockeyspiel: Rassig, mit gesunder Härte, aber nie unfair - nur ganze vier Strafminuten gegen Neuwied und acht (plus eine Zehnminutenstrafe) gegen Krefeld unterstreichen dies eindrucksvoll. Hier standen zwei Teams auf dem Eis, die die pure Lust am Eishockey versprühten.
Die Gäste erwischten den besseren Start, hatten zwei, drei hochkarätige Gelegenheiten, scheiterten aber im Abschluss an EHC-Keeper Tim Kühlem. Den ersten Treffer machte Neuwied: Florian Lüsch setzte sich auf Vorarbeit von Stephan Petry stark durch und schob die Scheibe im Nachsetzen an Krefelds Torwart Ken Passmann vorbei zum 1:0 in die Maschen (12.). In einer ausgeglichenen Partie gingen die Gastgeber mit Führung in die erste Pause.
Im zweiten Drittel wurde das Chancenplus der Gäste auch mit Toren belohnt. Marc Schaub glich in Überzahl aus (25.), Dennis Swinnen brachte die Preußen nach 33 Minuten in Führung. Krefeld spielte die Angriffe nun konsequenter zu Ende, wurde nicht zu Unrecht mit der Führung belohnt. Wenngleich auch Neuwied exzellente Torchancen hatte, aber Andrew Stevenson (22.), Stephan Petry (26.), Florian Lüsch (37.) und Jörg Noack (40.) vergaben oder scheiterten am starken Ken Passmann im Gästetor.
Im letzten Spielabschnitt lief dem EHC spürbar die Zeit davon. Philipp Büermann traf nur den Innenpfosten (45.), Willi Hamann scheiterte ebenfalls in aussichtsreicher Position (46.). Krefeld setzte im Gegenzug immer wieder Nadelstiche - und schien die Partie nach 55 Minuten entschieden zu haben: Maximilian Schielke traf mit einem schönen Schlagschuss zum 3:1 für die Gäste.
"Das 3:1 war für uns eigentlich der Knock-out", sagte EHC-Trainer Arnold. "Da kommst du eigentlich nicht noch einmal zurück. Doch du hast in einer solchen Situation dann auch nichts mehr zu verlieren und spielst befreiter auf." Plötzlich hatte Neuwied auch im Abschluss das Glück des Tüchtigen. Willi Hamman traf in der 57. Minute zunächst zum 2:3. "Dieser Anschlusstreffer hat bei uns und bei den Fans zusätzliche Energien freigesetzt", sagte der Trainer.
Die offiziell 724 Zuschauer glaubten plötzlich wieder an die Siegchance der Bären - und durften nur 28 Sekunden nach dem 2:3 erneut jubeln: Florian Lüsch glich mit seinem zweiten Treffer des Abends zum 3:3 aus (58.). "Das Gefühl kann man nicht beschreiben", sagte Lüsch. "Ich wusste überhaupt nicht, wohin ich nach dem Tor laufen sollte. Die Fans, der Jubel, das war einfach alles unglaublich. Es war oberhammergeil."
Doch es war noch nicht zu Ende. "Normalerweise musst du in der Situation sagen, kommt Leute, wir nehmen den Punkt mit und sind zufrieden. Aber die Bären gehen immer bis zum Ende. Wir hatten zuletzt in Grefrath und Herford immer Pech in der Schlussphase, warum also sollten wir diesmal kein Glück haben?"
Der Glücksbote des Abends war Kapitän Stephan Petry, der 17 Sekunden vor dem Ende aus halblinker Position die Scheibe in den Winkel drosch. Der Jubelsturm auf dem Eis und auf der Tribüne machte aus dem Ice House ein wahres Tollhaus. "Glückwunsch an Neuwied zu einem verdienten Sieg", sagte Krefelds Trainer Elmar Schmitz. "Wir haben defensiv eine schwache Leistung gezeigt, was sicherlich auch der Stimmung in der Halle und den Neuwieder Fans geschuldet war. Eine solche Atmosphäre sind meine Spieler nicht gewohnt. Die Neuwieder haben ihre Mannschaft unheimlich nach vorne gepeitscht, das hat am Ende den Ausschlag gegeben."
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