Energiewende auf verschiedene Säulen stellen
Den Jahrestag der Reaktor-Katastrophe von Fukushima nahm jetzt der Kreisverband Altenkirchen von Bündnis 90/Die Grünen zum Anlass, um zu einem Pressegespräch zum Thema Energiewende zu laden. Kritik an der Bundesregierung zur geplanten Kürzung der Solarförderung aber auch der Verweis auf Erfolge und zukünftig nötige Maßnahmen standen auf der Agenda. Einsparung - Effizienz - Erneuerbar - darauf setzen die Bündnisgrünen.
Betzdorf. Drei von 54 – das ist die Anzahl der Atomkraftwerke, die nach der Reaktor-Katastrophe von Fukushima in Japan noch am Netz sind. Eine weitere eindrückliche Zahl aus Japan: um 25 Prozent ist der dortige Energieverbrauch gesunken (vorher entsprach er etwa dem in Deutschland).
"Mit Verhaltensänderungen lässt sich eben schon viel erreichen", kommentierte Friedrich Hagemann, Mitglied des Ortsverbandes Wissen-Hamm von Bündnis 90/Die Grünen, diese Tatsache und konkretisierte mit einigen Beispielen, wie mit eher kleinen Maßnahmen schon viel erreicht werden kann. So wurde in vielen japanischen Unternehmen etwa der Krawattenzwang gelockert, so dass weniger Klimaanlagen benötigt werden. Und was die berühmten beheizten Toilettensitze angeht – die gehören wohl zunehmend der Vergangenheit an.
Was schon fast ein wenig amüsant klingt, hat indes einen ernsten Hintergrund, jährt sich doch die oben genannte Atomkatastrophe am Sonntag. Aus diesem Grund bat der Kreisverband Altenkirchen von Bündnis 90/Die Grünen zum Pressegespräch nach Betzdorf, wo insbesondere die Konsequenzen aus dem Unglück und die Energiewende in Bund und Kreis beleuchtet und diskutiert wurden. Denn auch dies ist sicher: Änderungen im Verbraucherverhalten werden allein nicht ausreichen, um von der Atomkraft weg zu kommen. So steht die Thematik der erneuerbaren Energien nach wie vor weit oben auf der Agenda, nicht nur bei der gestrigen hitzigen Diskussion im Bundestag, sondern eben auch auf Kreisebene.
Gleich zu Beginn des Gesprächs verwies die Landtagsabgeordnete Anna Neuhof auf die geplante Kürzung der Solarförderung (die zum 1. April zu 30 Prozent zurückgefahren werden soll): "Dadurch hat die Energiewende einen vollen Angriff erfahren und es bestehen doch erhebliche Zweifel an der Ernsthaftigkeit, mit der die Bundesregierung dieses Projekt verfolgt". Und Gerd Dittmann, Mitglied aus dem Ortsverband Altenkirchen-Flammersfeld und Fraktionssprecher im Kreistag, ergänzt, dass hinsichtlich der Kürzungen wohl auch die Lobbyarbeit der vier großen Stromkonzerne erfolgreich war, die damit die neue Konkurrenz in die Schranken weisen wollten.
Neben dem Strom aus Sonnenlicht gehört die Windkraft zu den wichtigsten Säulen im Mix der erneuerbaren Energien. Dies betonen auch die Gesprächsteilnehmer aus dem Kreisverband. "Windkraftnutzung – ja!", stellt Neuhof klar. Doch auch ihnen sei bewusst, dass nicht jede Windkraftanlage an jedem Standort gut sei. Hier brauche man klare Vorranggebiete an ertragreichen Standorten. Auch könnten alte Anlagen durch neuere, effizientere ersetzt werden (das sogenannte Re-Powering). Die hierfür nötigen Planungen sollen in Verantwortung der Gemeinden liegen, denn die Grünen betonen, dass die Energiewende nicht ohne die Dezentralisierung der Energieversorgung zu denken ist.
So seien viele "Mosaiksteine" (Neuhof) nötig, damit die Wende gelingen könne. Friedrich Hagemann betont etwa die Wichtigkeit des Ausbaus der intelligenten Stromnetze und Gerd Dittmann berichtet, dass einige Gemeinden (dazu gehört etwa Berod im Westerwald) ihre Straßenbeleuchtung zumindest teilweise schon auf die stromsparenden LEDs umgestellt haben. Außerdem verwies er auf den Erfolg des Altenkirchener Nahwärmeprojekts Glockenspitze. Neben öffentlichen Gebäuden könnten mittlerweile auch Privathaushalte angeschlossen werden.
All diese Einzelaspekte lassen sich, so die Landtagsabgeordnete Neuhof zum Abschluss, im griffigen Slogan der „drei E“ vereinen: "Einsparung – Effizienz – Erneuerbar." (bud)
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