Altenkirchener Frauen-Tennisturnier: Bundestrainer freut sich über „sehr gute Zeit“
Seit Jahr und Tag sind sie zu Gast beim Frauen-Tennisturnier um Weltranglistenpunkte in Altenkirchen, die Bundestrainer: War es über viele Jahre hinweg Barbara Rittner, ist es nun Torsten Beltz, der seit knapp drei Monaten im Amt ist. Auch er ist von der W-75-Konkurrenz um 60.000 US-Dollar angetan und spricht von einem "super Turnier".
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Altenkirchen. Barbara Rittner hatte es bis in den Februar 2024 viele Jahre lang vorgemacht, Torsten Beltz tut es ihr nunmehr gleich: Als Bundestrainer der Tennis-Frauen ist er erstmals Gast bei den „Rewe Petz Ladies Open“ in Altenkirchen, nachdem er vor drei Monaten dieses Amt antrat. Schon vor dem Start des Turniers der Kategorie W 75 (dotiert mit 60.000 US-Dollar), der schon zwölften Konkurrenz dieser Art in der Kreisstadt seit 2014, hatte er Nachwuchskräfte für einen Lehrgang im „Burg-Wächter Matchpoint“ um sich versammelt. Auch er schwärmt in einem Interview mit dem AK-Kurier am Donnerstag (13. Februar) von dem Wettbewerb, den Turnierdirektor Razvan Mihai organisiert: „Mir gefällt es sehr in Altenkirchen.“ Der in Itzehoe geborene 49-jährige Beltz ist in der Tennisszene keine unbekannte Größe. Mit ihm an ihrer Seite gewann Angelique Kerber Grand-Slam-Turniere und wurde für 34 Wochen die Nummer eins der Weltrangliste. Sie beendete nach den Olympischen Spielen in Paris 2024 ihre Karriere. Der Deutsche Tennis-Bund (DTB) definierte die Aufgaben des „neuen Mannes“: „Beltz soll vor allem den talentiertesten, deutschen Spielerinnen, die vor dem schwierigen Sprung in den Profibereich stehen, wichtige Unterstützung und neue Impulse bieten. Auf Grundlage der neuen DTB-Leistungssportkonzeption, die eine Profilschärfung für die Anforderungen der Chef-Bundestrainer vorsieht, soll Beltz künftig auch vermehrt bereits gut funktionierende Trainer-Athleten-Beziehungen als Mentor unterstützen. Auch die Betreuung des Porsche Talent und Porsche Junior Teams fällt in seinen Zuständigkeitsbereich. Seine Aufgaben wird Beltz gemeinsam mit dem bestehenden Team an Bundestrainerinnen angehen, das in den vergangenen Jahren bereits erfolgreich für den DTB wirkte.“ Das Interview im Wortlaut:
Sie sind zum ersten Mal in Altenkirchen. Wie gefällt es Ihnen hier?
Genau, das erste Mal in Altenkirchen. Ich bin bereits eine Woche hier, weil wir drei Tage vor dem Turnier angereist sind. Wir haben gut trainiert mit den Mädels, haben uns gut eingeschlagen. Mir gefällt es sehr in Altenkirchen. Ich habe eine sehr gute Zeit. Razvan Mihai hat ein super Turnier auf die Beine gestellt. Was natürlich super ist für die Mädels und mich, ist, dass das Hotel direkt nebenan ist und ein Fitness-Center vorne dran liegt. Es ist sehr schön, hier zu trainieren und zu spielen.
Spricht es sich in Tenniskreisen herum, wie gut die Bedingungen in Altenkirchen sind?
Für mich eher nicht, da ich auf der WTA-Tour unterwegs war und gerade jetzt im Februar bei den Turnieren in Doha und Dubai. Ich fühle mich super wohl und habe echt Spaß. Ich finde es richtig toll, dass solch ein Turnier für unseren Nachwuchs hier vor Ort in Deutschland ist, bei dem er nach Weltranglistenpunkten greifen kann. Fürs Training mit unseren Mädels hatten wir sehr viel Platz auf den drei Plätzen, da die Hauptfeldspieler immer erst montags anreisen. Das war ganz cool, weil wir auch einen Lehrgang machen konnten.
Sprechen Sie, bevor Sie einen Lehrgang durchziehen, mit den Heimtrainern der Spielerinnen?
Alles ist immer abgestimmt mit den Heimtrainern. Das ist wichtig, dass wir den Kontakt zu den Heimtrainern suchen.
Sie sind gerade einmal drei Monate in Amt und Würden als Bundestrainer. Fühlen Sie sich wohl in dieser Funktion?
Natürlich. Zunächst einmal ging es darum, alle Spielerinnen kennen zu lernen. Deswegen ist das Turnier in Altenkirchen so super. Ein paar Spielerinnen kannte ich schon, ich habe hier auch vier, fünf Spielerinnen kennen gelernt, die ich vorher noch nicht kannte. Man kann sich hier gut austauschen, isst zusammen, trainiert zusammen. Zur unseren Aufgaben gehört auch Teambuilding. Es ist natürlich auch super, dass die Spielerinnen vom DTB betreut werden. Wenn es gewünscht wird, kommt auch der Heimtrainer hinzu. Das ist eine ganz gute Kombination, ein ganz gutes Angebot vom DTB. Wir sind hier wirklich gut aufgehoben.
Wenn Sie auf den Kader schauen: Deutet sich eine Spielerin an, die irgendwann einmal zu Höherem berufen sein könnte?
Ich glaube schon, denn wir haben in Deutschland super Talente. Es war natürlich schade, dass Julia Stusek gleich in der ersten Runde gegen Mariella Thamm spielen musste. Das sind zwei Talente, die auf jeden Fall etwas bewirken können. Was ich in den zurückliegenden Jahren auf der Tour aber auch erlebt habe: Man kann nicht eine solche Entwicklung voraussagen. Man muss die tägliche Arbeit machen, man muss das ganze Jahr versuchen, die Turniere zu spielen, man muss die Lust und die Intensität behalten. Wir haben junge Spielerinnen, die wirklich weit kommen können. Ich freue mich wirklich auf die Zukunft, weil wir tolle Spielerinnen haben.
Tatjana Maria als 37-Jährige auf Platz 74, Laura Siegemund als 36-Jährige auf Platz 82 in der Weltrangliste als bestplatzierte Deutsche: DTB-Vizepräsident Jan Hanelt sprach davon, dass der eingeschlagene Weg langfristig wieder zu einer Top-50-Spielerin führen soll. Kann das klappen?
Ich glaube, dass der Weg gar nicht so weit ist. Eva Lys ist das beste Beispiel, wie man in Melbourne mit ihrem Einzug ins Achtelfinale als „Lucky Loser“ gesehen hat. Sie ist in die Top 100 gerutscht. Wenn du erst einmal die Top 100 geknackt hast, ist natürlich die Hoffnung da, in die großen Turniere reinzukommen und weiter nach vorne zu gehen. Es ist natürlich kein einfacher Weg, aber ich denke schon, dass wir viele Spielerinnen haben, die es zunächst in die Top 100 und dann in die Top 50 schaffen können.
Der Weg nach oben ist ein schwieriger. Spielt in diesen Aspekt auch hinein, dass für viele eine gewisse Quälerei in dieser Zeit kein Thema mehr ist?
Tennis ist ein individueller Sport. Man muss täglich mit sich im Reinen sein, man muss sich quälen können. Ich glaube, dass die Spielerinnen, die wir haben, wissen, dass nichts von alleine kommt, dass sie sich quälen müssen. Ich glaube, dass diese Mentalität bei unseren Spielerinnen durchaus vorhanden ist. Unsere Spielerinnen quälen sich jeden Tag, sonst würden sie hier in Altenkirchen gar nicht spielen können auf diesem Niveau. Wir versuchen, auch zu helfen, aus dem mit schweren Steinen bestückten Rucksack ein paar rauszunehmen, damit der Weg ein bisschen leichter wird.
Ist die Erwartungshaltung in Deutschland denn zu hoch?
Die Erwartungen sind natürlich in jeder Generation sehr hoch, bei Angelique Kerber war es so, da der Steffi-Graf-Boom davor war, und alle sagten, dass wir die nächste Steffi Graf brauchen. Jetzt sagen alle, wir brauchen die nächste Angie Kerber, die nächste Andrea Petkovic oder die nächste Julia Görges, die in den Top 20 oder Top 30 waren. Wir haben super Spielerinnen, wie wir in Melbourne auch mit Eva Lys gesehen haben. Das können viele schaffen. Und es ist gut hier beim Turnier in Altenkirchen zu sehen, dass unsere Youngster nicht sehr weit entfernt sind.
Es kann natürlich sein, dass die eine oder andere Spielerin auf dem Weg nach oben die Lust am Tennis verliert und aufhört - siehe Carina Witthöft vor einigen Jahren. Inwieweit muss das Elternhaus eingebunden werden?
Viele Faktoren spielen zusammen. Ich habe hier in Altenkirchen das Gefühl gewonnen, dass alle viel Lust auf Tennis haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Lust am Tennis verloren geht. Wir versuchen, auch von Seiten des DTB dafür zu sorgen, dass die Lust am Tennis nicht verloren geht. Wenn sie denn wirklich mal verloren geht, muss man sich überlegen, ob man eine Pause einlegt oder etwas ganz anderes mal macht. Es gibt verschiedene Tools, die man hat, damit so etwas nicht passiert. Zu Carina Witthöft: Das kann auch passieren, das hoffen wir natürlich nicht, aber wir sind auch dabei, unseren Mädels zu helfen.
Wer gewinnt das Turnier?
Wir haben ja noch deutsche Spielerinnen dabei. Anna-Lena Friedsam ist gut drauf, sie hat zuvor auch schon Turniere gewonnen wie zum Beispiel in Portugal. Auch in Melbourne hat sie gut gespielt. Das heißt, sie hat alle Chancen.
Die Ergebnisse von Donnerstag
Einzel, Achtelfinale: Daria Snigur (Ukraine/2) - Carolina Kuhl (Deutschland) 6:3, 6:1, Valentina Ryser (Schweiz) - Maja Chwalinska (Polen/1) 6:2, 6:0, Tamara Korpatsch (Deutschland/5) - Marie Benoit (Belgien) 6:3, 6:3, Susan Bandecchi (Schweiz/6) - Emeline Dartron (Frankreich) 6:2, 6:0, Anna-Lena Friedsam (Deutschland) - Emily Appleton (Großbritannien) 7:6 (5), 6:2, Elvina Kalieva (USA) - Radka Zelnickova (Slowakei) 6:0, 6:2, Lian Tran (Niederlande) - Nariam Bolkvadze (Georgien/7) 2:6, 6:3, 6:2, Julia Avdeeva - Mariella Thamm (Deutschland) 6:4, 6:4; im Viertelfinale am Freitag, 14. Februar: Ryser - Korpatsch (13 Uhr), Tran - Snigur (14 Uhr) Avdeeva - Bandecchi (nicht vor 16 Uhr), Kalieva - Friedsam (nicht vor 19 Uhr).
Doppel, Viertelfinale: Stephanie Judith Visscher/Meiling Wang (Niederlande/China) - Shuo Feng/Anita Wagner (China/Bosnien-Herzegowina/4) 7:6 (1), 7:5, Sinja Kraus/Valentina Ryser (Österreich/Schweiz) - Jesika Maleckova/Miriam Skoch (Tschechien/3) 6:3, 6:3, Emily Appleton/Isabelle Haverlag (Großbritannien(Niederlande/1) - Conny Perrin/Lian Tran (Schweiz/Niederlande) 7:5, 6:0, Marie Benoit/Dalila Jakupovic (Belgien/Slowenien) - Silvia Ambrosio/Arlinda Rushiti (Italien/Kosovo) 6:3, 6:7 (3), 10:4. (vh)
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