Mordprozess in Frankfurt: Täter kommt aus Nastätten
Ein dramatischer Mordfall beschäftigt das Landgericht Frankfurt am Main. Ein Mann soll aus purer Verzweiflung einen Obdachlosen getötet haben, um ins Gefängnis zu kommen. Der Prozess wirft viele Fragen auf.
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Frankfurt/Main. Hat ein 30-jähriger Mann einen obdachlosen Rollstuhlfahrer ermordet, um eine lange Haftstrafe zu erhalten? Dieser Frage geht nun das Landgericht Frankfurt am Main nach. Laut Staatsanwaltschaft tötete der Angeklagte im März 2024 im Frankfurter Bahnhofsviertel einen Obdachlosen heimtückisch. Der Hintergrund: Einen Tag zuvor verlor er seine Arbeit in Nastätten, Rheinland-Pfalz, und zwei Tage vorher kündigte er seine Wohnung. Seine finanziellen Mittel waren erschöpft, und er sah sich gezwungen, eine schwere Straftat zu begehen, um versorgt zu sein.
Am Abend des 7. März begegneten sich die beiden Männer. Nach einem Streit folgte der Angeklagte dem späteren Opfer und stach mit einem Küchenmesser mindestens zehnmal auf den Mann ein. Das Opfer starb später in der Uniklinik. Seitdem sitzt der Angeklagte in Untersuchungshaft.
Die Verteidigung des Mannes zeichnet das Bild einer lieblosen Kindheit. Der Angeklagte verweigerte beim Prozessauftakt jegliche Aussage, ließ jedoch durch seine Anwälte erklären, dass er seit seinem Hauptschulabschluss 2011 Schwierigkeiten hatte, sein Leben zu organisieren. Er arbeitete zeitweise als Schlachthelfer, brach aber eine Ausbildung ab und war häufig arbeitslos. Bindungsprobleme und ein schwieriges Verhältnis zum Vater prägten sein Leben. Auch Freundschaften oder Beziehungen zu Frauen blieben ihm verwehrt.
Nach einem gescheiterten Versuch bei der Müllabfuhr und dem Verlust seines Jobs sah er keinen anderen Weg als die Obdachlosigkeit. Um dieser zu entgehen, packte er sein letztes Geld und ein Küchenmesser in einen Rucksack. Das Messer trug er zur Selbstverteidigung, da er vor Übergriffen Angst hatte.
Der Tatabend verlief laut Verteidigung ungeplant. Während eines ziellosen Spaziergangs im Bahnhofsviertel sei der Angeklagte von dem Obdachlosen provoziert worden. Dieser habe ihn im Rollstuhl mit einem brennenden Gasbrenner bedroht. Aus Angst zog der Angeklagte reflexartig das Messer, ohne die Absicht, jemanden zu töten. Die Verteidigung betonte, dass der Angeklagte in Panik handelte.
Im Gericht wurde ein Video der Tat gezeigt, das die vorsitzende Richterin mit den Schilderungen der Verteidigung konfrontierte. Auch der Google-Suchverlauf des Angeklagten kam zur Sprache. Darin suchte er nach Begriffen wie "Bürgergeld trotz Knast" und "Gefängnis letzte Rettung". Die Verteidigung erklärte, dies sei nur eine Recherche über die Gefährlichkeit des Bahnhofsviertels gewesen.
Das Gericht hat weitere Verhandlungstermine bis zum 2. April angesetzt.
(dpa/bearbeitet durch Red)
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