VG Altenkirchen-Flammersfeld: Investitionen in Kitas, Grundschulen und Feuerwehrhaus
Die nächsten größeren Projekte in der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld stehen jeweils zur Erledigung an. Im Fokus: die Erich-Kästner-Grundschule in Altenkirchen und die Kindertagesstätte „Rappelkiste“ in Ingelbach. Dazu gesellt sich der Neubau einer Fahrzeughalle am Feuerwehrhaus in Neitersen.
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Altenkirchen. Weiter im Takt mit der Verbesserung der Infrastruktur: Nach und nach arbeitet die Verbandsgemeinde (VG) Altenkirchen-Flammersfeld Projekte ab, die ihr teils auch von „außerhalb“, sprich aus Berlin und auch aus der Landeshauptstadt Mainz, aufs Auge gedrückt werden. Zu diesem Komplex zählt beispielsweise die Überarbeitung des Raumkonzepts der Grundschulen, weil vom Schuljahr 2026/2027 allen Schülern eine Ganztagsbetreuung zusteht. Dass nicht jede der sechs Grundschulen in Trägerschaft der VG dafür ausgelegt ist, liegt auf der Hand. So besteht nun vor allen Dingen in der Erich-Kästner-Grundschule in Altenkirchen, der Raiffeisen-Grundschule in Flammersfeld und der Grundschule „Lahrer Herrlichkeit“ in Oberlahr Handlungsbedarf, während das andere Trio (Pestalozzi/Altenkirchen, Glück-auf!/Horhausen und Bürgermeister-Raiffeisen/Weyerbusch) schon im Ganztagsbetrieb unterwegs ist. Den Anforderungen gerecht zu werden, erhält die Erich-Kästner-Grundschule eine Mensa, die neugebaut werden muss. Vor diesem Hintergrund gab der Umwelt- und Bauausschuss in seiner Zusammenkunft am späten Dienstagnachmittag (25. Februar) einstimmig sein Okay für den Abschluss des Ingenieurvertrages für die Fachplanung Heizung, Lüftung und Sanitär mit dem Ingenieurbüro Rauschenberg Ingenieure GmbH (Mechernich-Kommern). Unter dem Strich stehen Kosten in Höhe von 75.268 Euro. Nichts zu deuteln hatte das Gremium gleichfalls am Abschluss des Architektenvertrages für die Objekt- und Verkehrsanlagenplanung mit dem Planungsbüro Architekten BHP (Koblenz), für den 133.159 Euro veranschlagt sind. Die Mensa soll auch auf dem Areal eines Parkplatzes gebaut werden, wo derzeit derzeit die Anbindung des Buszubringers für den Schülerverkehr auf die Hochstraße erfolgt.
Luft-Wärmepumpe für „Rappelkiste“
Die Ausstattung der Kindestagesstätte „Rappelkiste“ in Ingelbach mit einer Luft-Wärmepumpe übernimmt für 66.824 Euro die Firma EAM Energiewende-Partner (EWP) GmbH (Kassel), deren „ausschließlicher Gesellschaftszweck die Erbringung von Leistungen zur Energiewende in den Sektoren Strom, Wärme, Mobilität sowie die Beratung, Projektierung, Umsetzung und das Projektmanagement einzelner Maßnahmen für ihre beteiligten, kommunalen Gesellschafter ist“, wozu auch die VG Altenkirchen-Flammersfeld zählt. Ebenfalls ohne Widerspruch wurde der Auftrag in Höhe von 121.882 Euro für die Erd-, Maurer- und Betonarbeiten, die notwendig werden, um am aus allen Nähten platzenden Feuerwehrhaus in Neitersen an der Wiedhalle eine Fahrzeughalle anzubauen, an das Bauunternehmen Jürgen Schulz e.K. (Rengsdorf) vergeben.
Förderzusagen werden erhofft
Zurück zu den Kindertagesstätten der VG, die 16 dieser Einrichtungen betreibt, also auch unterhält: Vorberatend nichts einzuwenden hatten die Mitglieder des Umwelt- und Bau- als auch die des inzwischen dazugestoßenen Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsförderungsausschusses gegen die energetischen Sanierungen der Kindestagesstätten „Traumland“ in Altenkirchen und „Kunterbunt“ in Flammersfeld. Sie beauftragten in einem Atemzug die Verwaltung nach Eingang der Förderzusagen, die beiden Maßnahmen auszuschreiben und umzusetzen. Für Altenkirchen belaufen sich die Kosten auf 1.379.350 Euro, für Flammersfeld auf 1.555.687 Euro. Fließen die Mittel aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE), werden 90 Prozent der Gesamtkosten abgedeckt, so dass die VG für Altenkirchen noch 137.934 Euro und für Flammersfeld 155.569 Euro beisteuern muss.
Kommunale Wärmeplanung bis 2028
Auch die VG Altenkirchen-Flammersfeld muss sich einer kommunalen Wärmeplanung annehmen, der beide Ausschüsse jeweils ihr uneingeschränktes „Ja“ zukommen ließen, der VG-Rat final eine Entscheidung fällt. Hintergrund: Das Wärmeplanungsgesetz (WPG) ist gemeinsam mit der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) am 1. Januar 2024 in Kraft getreten. Beide Gesetze sollen dazu beitragen, die Klimaziele spätestens im Jahr 2045 zu erreichen. Mit dem WPG werden die Länder verpflichtet sicherzustellen, dass auf ihrem Hoheitsgebiet Wärmepläne erstellt werden. Für Gemeindegebiete, in denen zum 1. Januar 2024 weniger als 100.000 Einwohner gemeldet waren, wurde die Frist zur Erstellung der Wärmeplanung auf den 30. Juni 2028 festgelegt. Fred Jüngerich als Bürgermeister der VG erläuterte: „Wir als Verbandsgemeinde haben hinsichtlich der Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung keine Wahlfreiheit, sondern erfüllen diese als Pflichtaufgabe der Selbstverwaltung. Es ist wichtig, dass sich die Kommunen mit der Frage einer zentralen oder dezentralen Versorgung mit Wärme für alle Haushalte und Unternehmen in Zukunft auseinandersetzen. Diese Fragestellung dürfen die kommunalpolitisch Verantwortlichen nicht dem Zufall überlassen. Mit der Rhein-Sieg Netz GmbH haben wir insoweit einen verlässlichen Partner gefunden, der nicht nur die unterschiedlichen Szenarien der zukünftigen Wärmeversorgung im Verbandsgemeindegebiet aufzeigt, sondern vielmehr auch notwendige Informationen, beispielsweise zum Thema ,Wärmedämmung’, an die Bevölkerung gibt. Eine erste Erkenntnis für unsere Verbandsgemeinde ist, dass aufgrund der gegebenen infrastrukturellen Faktoren für den Großteil unserer Ortsgemeinden auch künftig nur eine dezentrale Wärmeversorgung realisierbar ist.“
„Eine wichtige Orientierung“
Im Abschlussbericht der Analyse heißt es: „Die Verbandsgemeinde erfüllt hiermit ihre gesetzliche Pflicht, bis Mitte 2028 eine Wärmeplanung vorzulegen. Sie hat die Bundesfördermittel genutzt und die Planung von Januar 2024 bis Januar 2025 in Kooperation mit einem Planungsbüro erstellt. Die kommunale Wärmeplanung ist eine wichtige Orientierung und Planungsgrundlage, wie die Wärmeversorgung der Verbandsgemeinde bis 2045 möglichst klimaneutral gestaltet werden kann. Dargelegt wird, wie dieses Ziel erreicht werden kann, wo vielleicht Wärmenetze entstehen können und welche Schritte dafür notwendig sind. Die kommunale Wärmeplanung macht dagegen keine Vorgaben für Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer, sie beginnt mit einer Analyse der aktuellen Situation. Hier wird ermittelt, wie die Wärmeversorgung aktuell aussieht, wie viel Heizenergie verbraucht wird und welche Heizungen aktuell betrieben werden. Danach werden die erneuerbaren Potenziale untersucht, also die möglichen Alternativen zu Gas und Öl. Anschließend erfolgt die Einteilung der Verbandsgemeinde in Eignungsgebiete für zentrale Versorgung (Wärme- oder Wasserstoffnetze) oder dezentrale Gebiete. Die Erarbeitung einer ganzheitlichen Wärmewendestrategie zur Erreichung eines klimaneutralen Zielszenarios bis 2045 bildet den Abschluss. Im Bericht werden sowohl Methodik als auch Ergebnisse dieser Prozessschritte im Detail vorgestellt.“
95.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid
Die Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld verbrauche für die Wärmeversorgung von Haushalten, Industrie und Gewerbe und kommunalen Liegenschaften jährlich 365 Gigawattstunden und emittiere dabei 95.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid. Wenig überraschend erfolge aktuell die Beheizung zu 85 Prozent über fossile Energieträger: „Bis 2045 soll dieser Anteil auf null gesenkt werden. Etwa die Hälfte der Häuser werden dann voraussichtlich über eine Wärmepumpe beheizt. Die restliche Hälfte teilt sich grob auf Gashybridheizungen (oder andere Hybridsysteme mit Wärmepumpe) sowie Biomasse-Heizungen auf. Der Wärmebedarf kann durch energetische Sanierungsmaßnahmen bei etwa den heutigen Sanierungsraten bis 2045 um 12 Prozent gesenkt werden. Die Wärmebedarfssenkung durch Sanierung stellt ein wichtiges Potenzial dar. Jede Kilowattstunde, die nicht benötigt wird, muss nicht aufwendig klimaneutral erzeugt werden und senkt somit die Versorgungspreise.“
Auch überregionale Energieträger
Zum klimaneutralen Heizen bestünden verschiedene Potenziale in Altenkirchen-Flammersfeld. Dazu zählten bspw. Frei- oder Dachflächen-Solarthermie und die Nutzung von oberflächennaher Geothermie. Die Potenziale für Biomasse seien wiederum aufgrund der Vorgaben durch die Bundesförderung auf regionale Abfall- und Reststoffe eingeschränkt, könnten aber dennoch bis zu zehn Prozent des Wärmebedarfs decken: „Theoretisch könnten diese lokalen, erneuerbaren Quellen in Summe den gesamten Wärmebedarf decken. Für die sichere Versorgung insbesondere in den kalten Jahreszeiten werden aber weiterhin überregionale Energieträger benötigt. Eine vollständige Energieautarkie kann nur durch sehr große Speichertechnologien erreicht werden, die aktuell noch nicht wirtschaftlich sind.“ (vh)
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