Gewalt gegen Frauen im Kongo war Thema
Im Ostkongo flammen Krieg und Gewalt immer wieder auf und werden von der Weltöffentlichkeit kaum wahrgenommen. 40 Prozent aller dort lebenden Frauen werden Opfer sexualisierter Gewalt. So auch in der Partnergemeinde Muku des evangelischen Kirchenkreises Altenkirchen. Über konkrete Hilfen mit den lokalen Kooperationspartner will man jetzt beraten.
Kreis Altenkirchen. 40 Prozent der Frauen im Ostkongo wurden in den vergangenen Jahren Opfer von „sexueller Gewalt“. Vorwiegend in den kriegerischen Auseinandersetzungen, die immer wieder in diesem rohstoffreichen Bereich des Kongos aufflammen, in dem auch die Partner des Evangelischen Kirchenkreises Altenkirchen – in Muku – leben, werden Vergewaltigungen von Frauen und Mädchen gezielt als Mittel von Terror, Demütigung oder Vergeltung/Rache eingesetzt.
„Wer eine Frau zerstört, zerstört die Familien und damit auch die Dörfer“, Daniela Gierschmann, Referentin von „medica mondiale“ berichtete vor rund 60 Besucherinnen im „Forum“ der Evangelischen Kirchengemeinde Altenkirchen von den schlimmen Folgen, die Frauen erleiden müssen, die Opfer des Kriegs- und Machttreibens im Kongo geworden sind.
Gierschmann, seit sechs Jahren bei „medica mondiale“ aktiv, ist zuständig für die Region Ostkongo, koordiniert Hilfsprojekte für Frauen und erlebt bei ihren Besuchen dort immer wieder, wie Frauen, neben den körperlichen und seelischen Belastung nach einer Gewalterfahrung, auch noch ertragen müssen, dass sie von ihren Familien und der Dorfgemeinschaft ausgegrenzt und verstoßen und damit auch wirtschaftlich „erledigt“ werden.
Bestürzende Schicksalsberichte hatte Gierschmann zusammengetragen. Auf Einladung des „Synodalen Arbeitskreises für Frauenfragen“ des Evangelischen Kirchenkreises Altenkirchen war die Referentin in den Kreis Altenkirchen gekommen.
Als vor knapp zwei Jahren zum letzten Mal eine Delegation aus Muku den Kreis Altenkirchen besuchte (ein Gegenbesuch ist für 2012 in der Planung) erschütterten deren Berichte von den Gräueltaten und Gewaltaktionen an Frauen und Mädchen die hiesigen Partner. Wo kann Hilfe ansetzen? Wie kann man die Frauen unterstützen? Zur Klärung dieser Fragen beschloss die Kreissynode, sich intensiver mit der Thematik „Gewalt gegen Frauen im Kongo“ auseinanderzusetzen, mögliche Kooperationspartner in der Opferhilfe kennen zu lernen und Hilfsmöglichkeiten zu eruieren.
In einer Kooperationsveranstaltung des Synodalen Frauenkreises, der Evangelischen Erwachsenenbildung und des katholischen Bildungswerks Marienthal, der weitere folgen sollen, erfuhren die Besucherinnen nun, dass Hilfen für die Frauen im Kongo nur gelingen können, wenn es eine Zusammenarbeit mit lokalen Kooperationspartnern gibt.
Die Größe des Kongos verhindere – im Gegensatz zu Bosnien, wo „medica mondiale“ Hilfezentren anbieten konnte, die für die Frauen erreichbar waren – solche „Schwerpunkthilfen“. Zudem, so Daniela Gierschmann, gebe es eigentlich keine einheimischen Ärztinnen und Psychologinnen, die in Hilfsstrukturen eingebunden werden können. Hilfreich sei dagegen die Ausbildung von Betreuerinnen, die im „Schneeballsystem“ geschult, den Opfern auch in den größeren Dörfern zur Seite stünden. Viele der Opfer von „sexueller Gewalt“ – nur zehn Prozent der Betroffenen wagen überhaupt von ihrem Leid zu sprechen – würden in den lokalen Hilfegruppen zum ersten Mal erfahren, dass sie mit ihrem Leid nicht allein seien.
Unterstützungsangebote für die Frauen beziehen sich neben medizinischer und psychologischer Hilfen vor allem auf Rechtsbeistand, materielle Hilfen und dem Eröffnen von Ausbildungs-Chancen.
Hier könne Unterstützung aus dem Kreis Altenkirchen ansetzen. Darüber hinaus – so Daniela Gierschmann – gelte es sich politisch zu engagieren, damit die Schrecken der sexuellen Gewalt als Kriegswaffe stärker ins Bewusstsein rückten und eine internationale Ächtung erfahre. „Der Krieg im Kongo ist einer der schlimmsten Kriege weltweit und dieser „Krieg gegen Frauen“ verschwindet leider allzu oft aus den Schlagzeilen“, unterstrich Gierschmann.
In einer regen, dem Referat anschließenden Diskussion, tauschten sich die Besucherinnen untereinander und mit der Referentin über verschiedenste Hilfspakete aus. Christa Hillmer berichtete dabei von den Bemühungen der Frauenhilfe in Muku, die, unterstützt von den hiesigen Frauenhilfen, lokale Hilfsprojekte aufbaue.
Körperlich gestärkt von einem exzellenten Fingerfood-Büffet, das die Frauen aus der Gruppe „Interkultureller Garten Altenkirchen“ vorbereitet hatten, setzten die Besucherinnen ihre Zusammenkunft mit einer „Statio“ mit Texten und Musik in der Katholischen Kirche fort. Dort gab es neben gesitlichen auch künstlerische Impulse innerhalb der Ausstellung „Spero Lucem“ und Musik von der Kirchenband der Evangelischen Kirchengemeinde Altenkirchen.
Pfarrerin Marion Holzhüter, Vorsitzende des Synodalen Frauenausschusses, dankte allen Akteuren des Informationstages, darunter auch dem Büchereiteam der Kirchengemeinde Altenkirchen, das einen Büchertisch mit weiteren Informationen zusammengestellt hatten. PES.
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