Raiffeisenhaus in Flammersfeld feiert Wiedereröffnung
Am Donnerstagmorgen fanden sich anlässlich der Wiedereröffnung des frisch sanierten Raiffeisenhauses über 200 Gäste aus Politik und Gesellschaft im Bürgerhaus in Flammersfeld ein. Nach der Schlüsselübergabe durch Architekt Gerhard Hinz weihte Pfarrer Thomas Rössler-Schaake das neu renovierte Raiffeisenhauses feierlich ein.
Flammersfeld. Anlässlich der Wiedereröffnung des über Monate sanierten Raiffeisenhauses, des ehemaligen Amts- und Wohnsitzes von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, zog es am Donnerstagmorgen über 200 Gäste aus Politik und Gesellschaft in die Räumlichkeiten des Bürgerhauses in Flammersfeld. Zum Auftakt des feierlichen Ereignisses präsentierte der Projektchor der Lebenshilfe Altenkirchen unter Leitung von Matthias Ludwig Xavier Naidoos „Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen“. Dann leitete Moderator Bernhard Meffert, Schulleiter des Raiffeisen-Campus des Gymnasiums Wirges, über zur Begrüßung durch Verbandgemeindebürgermeister Josef Zolk.
Dieser hieß alle Gäste herzlich im Bürgerhaus in Flammersfeld willkommen und startete sogleich mit einem kurzen Rückblick auf den 22. März 1848, den Tag, an dem Friedrich Wilhelm Raiffeisen den Marschbefehl nach Flammersfeld erhalten habe. Sein Wohn- und Amtshaus sei eben dasjenige gewesen, welches in den letzten Monaten renoviert wurde. „Heute feiern wir die Wiedereröffnung und viele feiern mit uns an diesem wunderschönen Frühlingstag, wir können geradezu sagen, der Himmel feiert mit uns“, so Zolk. Im Folgenden begrüßte er zahlreiche Ehrengäste und entrichtete den an diesem Projekt beteiligten Personen ein herzliches Dankeschön für die Unterstützung. Zunächst habe man im Zuge des Projektes nach Wegen gesucht, das Flammersfelder Raiffeisenhaus aus dem Privatbesitz in den kommunalen Besitz zu übernehmen und zu sanieren. Die Lösung habe dann dazu geführt, dass mit weiteren Unterstützungen des Landes Rheinland-Pfalz das Sanierungsprojekt in Angriff genommen werden konnte. Dabei sei nicht alles einfach gewesen. Es habe so manche Überraschung, einen engen Zeitplan, teilweise grauseliges Wetter sowie fehlende alte Pläne gegeben. In diesem Zusammenhang sprach Bürgermeister Josef Zolk auch dem Architekten Gerhard Hinz seinen Dank aus, mit dem er schon andere Bauten zu einem erfolgreichen Ende gebracht habe, sodass bereits im Vorfeld eine vertrauensvolle Grundbasis bestand. „Wenn wir nicht gewusst hätten, wie leistungsstark unser heimisches Handwerk ist, spätestens jetzt wären wir überzeugt davon“, so Zolk und bezeichnete die geleistete Arbeit als beispielhaft. Im Rahmen der Wiedereröffnung sollen vier kleine sanierte und museumsdidaktisch neu eingerichtete Räume im Erdgeschoss vorgestellt werden. Das Bauholz stamme, so habe es die Untersuchung der Universität Köln ergeben, aus den Jahren zwischen 1761 und 1781, womit sich das Baudatum des ursprünglichen Hauses auf etwa 1780 festlegen lasse. Neuerungen seien unter anderem der Neubau der Toiletten- und Heizungsanlagen, der Abriss des Stalls und die damit verbundene Freilegung des Hausbrunnens gewesen. Der in den Außenanlagen errichtet Lehrpfad zum Thema Raiffeisen solle Besucher Auskunft über Leben und Werk des Sozialreformers geben, wenn sie zu Zeiten kommen, an denen das Haus nicht geöffnet ist. Dies alles, so Zolk weiter, sei nicht möglich gewesen, hätte nicht der frühere Ortsbürgermeister von Flammersfeld Werner Schmidt die Idee gehabt, in diesem Haus eine kleine Gedenkstätte zu errichten. Als Zeichen des Dankes überreichte Bürgermeister Josef Zolk dem ehemaligen Ortsbürgermeister Werner Schmidt und dessen Frau einen Umschlag und eine Orchidee. Anschließend verlas Zolk die Spendertafel, die bereits im Vorfeld der Veranstaltung am Raiffeisenhaus angebracht worden war. „Heute dürfen wir dankbar feststellen, dass Raiffeisens Idee und sein Wirken fortlebt, sein Auftrag bleibt, der Mensch und nicht Systeme sind sein Maß und sein Mittelpunkt der Dinge“, so Zolk und wünschte abschließend allen Anwesenden einen guten Raiffeisentag.
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Es folgte ein Intermezzo des Flöten- und Streicherquartetts der Kreismusikschule Altenkirchen. Danach richtete Manfred Nüssel, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes, sein Wort an die Gäste und bedankte sich zunächst bei allen Beteiligten für das geleistete Engagement. Die Vereine Raiffeisens seien gegründet worden, um die Not der Menschen zu lindern und eine Existenzgrundlage zu schaffen. Dank gelte auch Bürgermeister Josef Zolk für die Umsetzung des Projekts, wodurch die Präsentation des ehemaligen Wohn- und Amtshauses Friedrich Wilhelm Raiffeisens in einem derart hervorragenden Zustand möglich geworden sei. „Wir feiern heute nicht nur einen Ort der Erinnerung und Tradition, sondern auch einen Ort der Zukunft“, so Nüssel und verwies darauf, dass die Aussagen Raiffeisens noch immer aktuell seien, „Wir alle sind wohlbehalten das Erbe Raiffeisens zu erhalten.“ Die Sanierung sei ein wichtiger Schritt in diese Richtung gewesen.
Es folgten die Grußworte von David Langner, Vizepräsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord. Dieser dankte zum einen der Landesregierung, die dem Projekt einen Betrag von 100.000 Euro zusprach sowie der Denkmalpflege, die weitere 30.000 Euro investierte. Das Projekt sei ein Symbol für das Wirken Raiffeisens in der Region und biete Menschen von inner- und außerhalb die Möglichkeit, dieses Wirken zu betrachten.
Auch Landrat Michael Lieber trat mit einigen Grußworten ans Rednerpult. So habe sein Amt als Bürgermeister von Weyerbusch und Flammersfeld die Idee und Vision Raiffeisens sicherlich ein Stück weit geprägt. Die Funktion des Bürgermeisters erfordere die Arbeit mit Herz und Verstand. Raiffeisen habe mit dem Herzen die Not der Menschen erkannt und mit dem Verstand Lösungsansätze erdacht. „Hier wurde etwas aus der Tradition heraus verpflichtend für die Zukunft geschaffen“, so Lieber. Sogleich bedankte sich Bürgermeister Josef Zolk für den Baum, der dem Raiffeisenhaus von der Kreisverwaltung gespendet wurde.
„Es ist wirklich ein Tag der Freude“, so Verbandsgemeindebürgermeister Rainer Buttstedt im Anschluss. Die gesamte Organisation zeige sich bereit nicht nur symbolisch, sondern auch tatkräftig, den Genossenschaftsgedanken zu verfestigen. Dies seien Gedanken, die Zukunft haben. Mit dem Projekt sei ein wichtiger Mosaikstein gelegt worden.
Es folgte der Vortrag von Pfarrer Prof. Dr. Dr. Michael Klein. Dieser betrachtete das Wirken Raiffeisens aus Sicht des christlichen Glaubens. Die Vereine Raiffeisens stellen eine Anknüpfung an das Bild vom guten Hausvater, der für die seinen sorgt, dar. Resozialisierung sowie Volksbildung haben unter anderem im Zentrum von Raiffeisens Arbeit gestanden. Als die Vereine dann auf Basis der Selbsthilfe existiert haben, habe man erstmals von der Genossenschaft im eigentlichen Sinn sprechen können. Der Gemeinsinn sollte wieder geweckt werden. Seine grundlegend christlich geprägte Auffassung habe den christlichen Glauben zu einem zentralen Moment für Raiffeisen gemacht.
Es folgte die Schlüsselübergabe durch Architekt Gerhard Hinz, der dem als Zugpferd des Projekts titulierten Bürgermeister Josef Zolk feierlich den Schlüssel des Raiffeisenhauses überreichte. Nach der kurzen Wanderung zum benachbarten Raiffeisenhaus erfolgte dort die Einweihung durch Pfarrer Thomas Rössler-Schaake.
Zum Ausklang waren alle Gäste eingeladen zu einem herzhaften Imbiss sowie der Besichtigung der Räumlichkeiten des sanierten Raiffeisenhauses. Das Raiffeisenhaus Flammersfeld ist immer Sonntags von 13-15 Uhr zur Besichtigung geöffnet. Der Raiffeisengarten ist durchgehend geöffnet. Terminvereinbarungen sind über die Ortgemeinde Flammersfels möglich. (bk)
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