Werbung

Pressemitteilung vom 13.03.2025    

Ahrtal-Flut: Gericht prüft Umgang mit Petition der Hinterbliebenen

Eine juristische Auseinandersetzung vor dem Verwaltungsgericht Mainz rückt erneut die verheerende Flutkatastrophe im Ahrtal von 2021 in den Fokus. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob das rheinland-pfälzische Justizministerium korrekt auf eine Petition von Hinterbliebenen reagiert hat.

Die Flutkatastrophe im Ahrtal. Foto: Boris Roessler/dpa

Mainz. Im Fall der Beschwerde von Eltern eines Flutopfers aus dem Ahrtal gegen das rheinland-pfälzische Justizministerium ist noch keine Entscheidung gefallen. Diese werde schriftlich zugestellt, voraussichtlich in zwei Wochen, kündigte Richterin Andrea Neßeler-Hellmann vor dem Verwaltungsgericht in Mainz an. Der Streit dreht sich um die Behandlung einer Petition der Hinterbliebenen vom April 2024, die die Aussetzung des Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Koblenz unter anderem gegen den früheren Ahr-Landrat Jürgen Pföhler (CDU) und die Auswechslung der Staatsanwälte forderte.

Das Justizministerium wertete die Petition als Dienstaufsichtsbeschwerde und leitete sie an die Koblenzer Generalstaatsanwaltschaft weiter. Eine Auswechslung der Staatsanwälte erfolgte nicht, und die Ermittlungen wurden kurze Zeit später eingestellt, was scharfe Kritik seitens der Angehörigen hervorrief. Das Verwaltungsgericht muss nun klären, ob das Justizministerium selbst über die Petition hätte entscheiden müssen.

Anwalt Christian Hecken, der mehrere Hinterbliebene vertritt, erklärte während der Verhandlung, dass es den Angehörigen darum ging, dass der damalige Justizminister Herbert Mertin (FDP) persönlich die Angelegenheit bearbeitet - und nicht die Generalstaatsanwaltschaft. Oberstaatsanwalt Ullrich Wetzel, der das Ministerium vertritt, betonte hingegen, dass das Ministerium rechtmäßig gehandelt habe.

Vorwürfe gegen das Ministerium - das weist diese zurück
Hecken warf dem Ministerium vor, das Vorgehen bei der Petition unterschiedlich beschrieben zu haben. Er verwies auf Aussagen des inzwischen verstorbenen Ministers Mertin in einer Sitzung des Rechtsausschusses des rheinland-pfälzischen Landtages am 23. April 2024 und ein Ministeriumsschreiben vom 28. Februar an das Verwaltungsgericht. In dieser Sitzung hatte Mertin laut Sprechvermerk erklärt, dass der Antrag der Hinterbliebenen als Dienstaufsichtsbeschwerde bewertet und zur weiteren Veranlassung an die zuständige Generalstaatsanwaltschaft in Koblenz übermittelt wurde. Diese wies die Beschwerde zurück, da keine Hinweise auf Voreingenommenheit der Staatsanwälte vorgelegen hätten.



In einem Schreiben vom Februar, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, erklärte das Ministerium, es habe die Eingabe geprüft und entschieden, «von dem Substitutionsrecht keinen Gebrauch zu machen». Dieses Recht erlaubt es, einen Staatsanwalt von einem Fall zu entbinden oder durch einen anderen zu ersetzen. Hecken sieht darin den Versuch einer Täuschung, was die Gegenseite zurückweist. Der Landtagsabgeordnete Stephan Wefelscheid von den Freien Wählern hat zu dieser Frage eine Kleine Anfrage an die Landesregierung gestellt.

Bei der Flut im Sommer 2021 starben in Rheinland-Pfalz 136 Menschen, ein Mensch gilt weiterhin als vermisst. Tausende Häuser wurden zerstört, Straßen und Brücken weggespült. Gegen die im April 2024 von der Staatsanwaltschaft Koblenz erfolgte Einstellung der strafrechtlichen Ermittlungen wehren sich Hinterbliebene mit einer Beschwerde, über die ebenfalls noch nicht entschieden ist. (dpa/bearbeitet durch Red)



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Altenkirchen mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Feedback: Hinweise an die Redaktion

Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Rheinland-Pfalz


Rheinland-Pfalz unter Druck: Uneinheitliche Bezahlkartenregelung sorgt für Kritik

In Rheinland-Pfalz herrscht Unmut über die uneinheitliche Regelung zur Bezahlkarte für Geflüchtete. Während ...

Erhöhte Zahl an Badetoten in Rheinland-Pfalz im Jahr 2024

Die aktuelle Statistik der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) zeigt einen Anstieg der Todesfälle ...

Trübe Aussichten: Wolken und Schnee zum Wochenende in Rheinland-Pfalz

Der Deutsche Wetterdienst prognostiziert für das bevorstehende Wochenende überwiegend trübes Wetter in ...

Grippewelle trifft Rheinland-Pfalz besonders hart

In Rheinland-Pfalz sorgt die Grippe in diesem Winter für zahlreiche Krankmeldungen. Eine aktuelle Analyse ...

Grippewelle überstanden: Wohin mit den übrig gebliebenen Medikamenten?

Nach der Erkältungssaison bleiben häufig Medikamente übrig. Doch wohin damit, wenn sie abgelaufen sind? ...

Ahrtalflut - Gericht prüft Petitionsverfahren des Ministeriums

Dreieinhalb Jahre nach der verheerenden Flut im Ahrtal beschäftigt die juristische Aufarbeitung weiterhin ...

Weitere Artikel


Koblenz zeigt Solidarität mit neuer Partnerstadt Uman in der Ukraine

Koblenz hat eine neue Partnerstadt in der Ukraine. Diese Entscheidung fällt mitten im anhaltenden Krieg ...

Wirtschaft im Fokus: IHK-Regionalbeirat diskutiert Gewerbeflächenbedarf

In der jüngsten Sitzung des IHK-Regionalbeirats Altenkirchen wurden zwei zentrale Themen behandelt, die ...

TraForce Events im April 2025: Wäller Wissenssprint und LEWA-Exkursion

ANZEIGE | Im April 2025 bietet TraForce zwei spannende Veranstaltungen an, die sich auf Zukunftsstrategien, ...

Rheinland-Pfalz unter Druck: Uneinheitliche Bezahlkartenregelung sorgt für Kritik

In Rheinland-Pfalz herrscht Unmut über die uneinheitliche Regelung zur Bezahlkarte für Geflüchtete. Während ...

Großprojekt in Wingendorf: Vollsperrung der Heinz-Eberlein-Straße ab 17. März

In Wingendorf steht ein bedeutendes Bauvorhaben bevor. Ab dem 17. März beginnen die Arbeiten an der Heinz-Eberlein-Straße, ...

Erhöhte Zahl an Badetoten in Rheinland-Pfalz im Jahr 2024

Die aktuelle Statistik der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) zeigt einen Anstieg der Todesfälle ...

Werbung