Geheimtipps rund um Bozen – Fünf Orte, die mehr als nur schön sind
RATGEBER | Nahe an Weinbergen und Dolomitengipfeln liegen kleine Orte mit Charakter – ideal für stille Pfade, klare Luft und echte Entdeckungen.

Bozen liegt im Rücken, vorn ziehen sich Wälder, Almen und stille Dörfer in die Höhe. Zwischen steilen Weinbergen und steinernen Gipfeln verlaufen Wege, die nicht beschildert sind mit Selfie-Spots oder Busparkplätzen. Dort regiert Gelassenheit, aber auch Qualität – in Küche, Handwerk und Architektur. Kein Lärm, kein Programm, nur Raum zum Atmen und Staunen. Wo findet sich noch dieser Mix aus Echtheit und Weite, aus Geschichte und Bergluft, aus Ruhe und Charakter?
St. Ulrich in Gröden
St. Ulrich in Gröden verbindet alpines Lebensgefühl mit perfekter Lage am Fuß der Dolomiten. Der Ort bietet direkten Zugang zu einem der eindrucksvollsten Panoramapunkte Südtirols: Mit der Seilbahn geht es hinauf zur Seceda, wo sich weite Almflächen und gezackte Felswände unter freiem Himmel ausbreiten. Auf dem Hochplateau starten Wanderwege in alle Richtungen – von einfachen Spaziergängen bis zu anspruchsvollen Höhenrouten.
Im Zentrum des Dorfes lebt traditionelles Handwerk weiter. Kleine Werkstätten fertigen filigrane Holzschnitzereien, oft seit Generationen. Zwischen den Laubenläden und Cafés laden regionale Produkte zum Probieren ein – vom Schüttelbrot bis zum Grödner Speck.
Ein Besuch im Museum Gherdëina lohnt sich für alle, die mehr über die ladinische Sprache, Kultur und Geschichte erfahren möchten. Alte Trachten, Werkzeuge und Kunstwerke erzählen vom Alltag im Tal, lange bevor Tourismus die Berge erreichte.
Morgens erwacht die Seceda in goldenem Licht. Wer früh aufbricht, erlebt nicht nur Stille, sondern auch ein Naturerlebnis, das lange im Gedächtnis bleibt. In St. Ulrich verbindet sich Authentizität mit Zugänglichkeit – ideal für alle, die Berge nicht nur sehen, sondern spüren wollen.
Deutschnofen
Deutschnofen liegt auf einem sonnigen Hochplateau über dem Eggental, umgeben von dichten Wäldern und mit freiem Blick auf Rosengarten und Latemar. Die Lage eignet sich ideal für alle, die Ruhe suchen und trotzdem aktiv bleiben möchten. Zahlreiche Wander- und Radwege beginnen direkt am Ortsrand, führen über Wiesen, vorbei an Almhütten und bieten Ausblicke, die nicht inszeniert wirken.
In der Nähe befindet sich das barocke Wallfahrtsziel Maria Weißenstein. Der Weg zur Kirche führt durch stille Waldpassagen, begleitet von Vogelstimmen und dem Duft nach Harz. Im Winter verwandelt sich die Umgebung in ein stilles Schneeparadies. Das nahegelegene Skigebiet Obereggen überzeugt mit gepflegten Pisten, Schneesicherheit und urigen Einkehrmöglichkeiten – perfekt für entspannte Tage im Schnee ohne Warteschlangen.
Ein schönes Hotel in Deutschnofen bietet nicht nur regionale Küche und Panoramaausblick, sondern auch Zugang zu Wellnessangeboten mit Blick auf die Sterne. Dank der geringen Lichtverschmutzung erscheint der Himmel hier weiter und klarer als anderswo.
Abseits großer Straßen bleibt der Ort ursprünglich, charmant und doch komfortabel. Für Ruhesuchende, Wanderfreunde und Schneeliebhaber bietet Deutschnofen ideale Bedingungen – kein Lärm, kein Gedränge, nur klare Luft und weite Horizonte.
Neumarkt
Neumarkt liegt an der Südtiroler Weinstraße und zählt zu den charmantesten Orten im Unterland. Arkadengänge aus dem Mittelalter säumen das Zentrum, dahinter verstecken sich kleine Läden, Vinotheken und familiengeführte Cafés mit südlichem Flair. Die Architektur erzählt von Jahrhunderten des Handels und des Weinanbaus – gepflegt, aber nicht inszeniert.
Die Umgebung lebt vom Wein. Sanfte Hügel mit Rebstöcken ziehen sich bis zum Horizont, geprägt vom Pinot Nero, der hier ideale Bedingungen findet. Viele Winzer empfangen Gäste persönlich, erzählen von Böden, Jahrgängen und dem richtigen Moment für den ersten Schluck. Keine Hektik, keine Show – nur ehrlicher Austausch bei einem guten Glas.
Im Volkskundemuseum erfährt man, wie eng Alltag, Landwirtschaft und Feste miteinander verwoben waren. Werkzeuge, Kleidung und Fotografien zeigen ein Leben zwischen Reben und Jahreszeiten.
Ein kurzer Abstecher führt nach Montan, nur wenige Minuten entfernt. Kleine Weingüter, versteckte Buschenschanken und steile Lagen machen den Umweg lohnend. Frühherbst eignet sich ideal für Besuche – angenehme Temperaturen, ruhige Gassen, erste Lese im Gang.
Kastelruth
Kastelruth liegt am Fuße der Seiser Alm und zählt zu den traditionsreichsten Orten Südtirols. Der markante Kirchturm ragt über das Dorfzentrum hinaus und dient seit Jahrhunderten als Orientierungspunkt im Schlerngebiet. Umgeben von alten Höfen, engen Gassen und bemalten Fassaden entsteht ein Ortsbild, das Geschichte und Gegenwart mühelos verbindet.
Von hier aus führt ein Netz aus Wegen hinauf zur Seiser Alm. Per Seilbahn oder zu Fuß lässt sich das Hochplateau bequem erreichen. Ob blühende Almwiesen im Frühsommer oder herbstliche Farben im Spätsommer – jede Jahreszeit zeigt neue Facetten. Die sanften Hügel und weiten Wege bieten ideale Bedingungen für entspannte Wanderungen, Naturbeobachtungen und Fotomotive ohne lange Anfahrtswege.
Tradition wird gepflegt, aber nicht inszeniert. Im Jahreslauf finden Umzüge, Musikveranstaltungen und Trachtenfeste statt – verwoben mit dem Dorfleben, nicht losgelöst davon. Brauchtum bleibt sichtbar, ohne touristisch überzeichnet zu sein. Im Ort selbst sorgen regionale Handwerksbetriebe und kleine Läden für Authentizität. E-Bikes stehen an mehreren Stationen zur Verfügung – perfekt, um die umliegenden Weiler und Almen emissionsfrei zu erkunden.
Klausen
Klausen liegt eingebettet im Eisacktal, umgeben von Weinbergen und Hängen mit Kastanienbäumen. Das mittelalterlich geprägte Zentrum ist kompakt, doch voller Details: Kopfsteinpflaster, freskierte Fassaden, Torbögen und Erker erzählen von Handelsrouten, Klöstern und Künstlern. Kleine Galerien und Ateliers setzen Akzente, oft verbunden mit Werkstätten, in denen noch vor Ort produziert wird.
Oberhalb der Stadt erhebt sich das Kloster Säben – jahrhundertelang geistiges Zentrum des Tals. Der Kreuzweg dorthin führt über Serpentinen und Terrassen, vorbei an Weinreben und alten Steinmauern. Von oben eröffnet sich ein weiter Blick ins Tal, ideal zum Innehalten.
Im Herbst prägt das Törggelen das Leben im Ort. Zwischen September und November öffnen Buschenschanken ihre Stuben. Serviert werden neue Weine, gebratene Kastanien, Gerstensuppe, Schlachtplatten und süße Krapfen. Der Duft nach Most, Rauch und Gewürzen liegt über den Hängen – urig, direkt, unverfälscht.
Unter der Woche bleibt die Altstadt angenehm ruhig. Keine Reisegruppen, keine Warteschlangen – dafür echte Begegnungen und Zeit zum Schauen. Die Kombination aus historischer Substanz, künstlerischer Lebendigkeit und herbstlicher Genusskultur verleiht Klausen eine eigene Dynamik, die nicht laut sein muss, um zu wirken. (prm)
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