Pressemitteilung vom 11.04.2025
Eiskalter Mord: Eltern aus Afghanistan zu lebenslanger Haft verurteilt
Ein erschütternder Fall von Familiendrama endete vor dem Landgericht Mainz mit einem klaren Urteil. Die Eltern eines 15-jährigen Mädchens wurden wegen eines drastischen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht sah die besondere Schwere der Schuld als gegeben an.

Mainz. Zehn Monate nach dem Fund einer toten 15-Jährigen am Rheinufer in Worms hat das Landgericht Mainz die Eltern des Opfers zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Richter stellten die besondere Schwere der Schuld fest, was eine vorzeitige Entlassung aus der Haft unwahrscheinlich macht.
Die Tatmerkmale Heimtücke und niedrige Beweggründe waren ausschlaggebend. Laut Vorsitzendem Richter Matthias Weidemann wurde die Tat aus "rein egoistischen Motiven" begangen, wobei das Vertrauen zwischen Kind und Eltern perfide ausgenutzt wurde. Die Tochter sei als "Störenfried" angesehen worden, der "weg" sollte.
Brutaler und geplanter Mord
Am 15. Juni 2024 entbrannte ein Streit zwischen der Mutter und der Tochter in Pirmasens, woraufhin die Mutter beschloss, ihr Kind zu töten. Der Vater, gegen den eine Gewaltschutzverfügung bestand, wurde hinzugezogen. Die 15-Jährige wurde mit Klebeband gefesselt und mit einer Überdosis Tramadol, einem synthetischen Opioid zur Behandlung von Schmerzen, ruhiggestellt. Später fuhren die Eltern mit ihrer Tochter nach Worms-Rheindürkheim, wo die Familie früher einmal gelebt hatte. Auf der Fahrt dort hin wurden dem Opfer weitere Tramadol-Tabletten verabreicht.
In ihrem wehrlosen Zustand wurde das Mädchen schließlich von ihrem Vater mit einem Schal bis zur Bewusstlosigkeit am Hals gedrosselt. Noch immer lebend wurde die 15-Jährige über einen Weg geschleift und in den Rhein geworfen, wo sie ertrank.
Die Mutter meldete sich später bei der Polizei, angeblich besorgt um das Wohl ihrer Tochter und der angeblichen Befürchtung, ihr sei etwas zugestoßen. Doch schnell gerieten die Eltern selbst unter Verdacht, und die Leiche wurde am Rheinufer entdeckt.
Keinerlei Reue
Der Prozess umfasste 13 Verhandlungstage. Staatsanwalt Thomas Kröger hatte lebenslange Haft gefordert, jedoch keine besondere Schwere der Schuld gesehen. Richter Weidemann widersprach dem, betonte die Ich-Bezogenheit der Eltern und nannte die Tat einen "eiskalten Mord an einer unbequemen Heranwachsenden". Die Eltern hätten keine Reue gezeigt und seien im Prozess immer wieder in Widersprüche verwickelt gewesen. Bei einem aufgezeichneten Gespräch in einem Justizfahrzeug während der Untersuchungshaft hätten sie sogar offen darüber gesprochen, welche Ausreden am besten seien.
Initiative ging von der Mutter aus
Das Paar stammt aus dem afghanischen Herat, war in jungen Jahren zwangsverheiratet worden und kam über den Iran auf teils getrennten Wegen 2015 beziehungsweise 2016 nach Deutschland. In Pirmasens bauten sie sich eine Existenz mit einem Backshop und einem Lebensmittelladen auf, die sie dann 2024 aber verkaufen mussten.
Die Initiative für die Tötung sei von der Mutter ausgegangen, die mit der Tochter nicht mehr klargekommen sei, betonte Weidemann. «Sie hatte ein maßgebliches Tatinteresse und Motiv.» Der Vater saß während der Urteilsverkündung mit gesenktem Kopf auf der Anklagebank, die Mutter nahm den Richterspruch zunächst äußerlich gefasst auf, ab und an mit dem Kopf schüttelnd, am Ende fing sie an zu weinen.
Im Verfahren lobten Gericht und Staatsanwaltschaft die intensive Ermittlungsarbeit der Polizei. Ob Rechtsmittel gegen das Urteil eingelegt werden, blieb zunächst offen.
(dpa/bearbeitet durch Red)
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