Zentrale Kundgebung des DGB zum 1. Mai an historischer Stätte
Zum Tag der Arbeit passte das Ambiente des heutigen Kulturwerks Wissen, war hier einst unter anderem die Lehrwerkstatt des Hoesch-Werkes, wo mehr als 2000 Menschen Arbeit fanden. Der DGB-Hauptredner Jürgen Ratayczak und DGB-Vorsizender Frank Näckel fanden deutliche Worte und warnten vor einer drohenden Altersarmut durch die steigende Zahl der prekären Beschäftigungsverhältnisse.
Wissen. Der 1. Mai, weltweit der Tag der Arbeit und der Gewerkschaften, aktivierte auch im AK-Land vor 15 Jahren noch mehr als 300 Menschen. Diese Zeiten sind vorbei, aber immerhin konnte zur zentralen DGB-Kundgebung im Landkreis Vorsitzender Frank Näckel mehr als 100 Gäste im Kulturwerk Wissen begrüßen.
Auf historischem Boden , in der Mitte des Kreises gelegen, erhofft sich der DGB damit mehr Zuspruch. Bislang fanden die Kundgebungen in den letzten Jahren auf der Bindweide statt. Wissen, einst Schwerpunkt der Montanindustrie im Kreis, stehe für den positiven Wandel, und Näckel sprach der Bürgerschaft an der Sieg seine Hochachtung vor dem neu Geschaffenen aus.
Gerechte Löhne – Soziale Sicherheit - Das Thema des DGB zum 1. Mai griff er im Grußwort auf. Näckel verurteilte die Leiharbeitssituation, die die Tatsache, das Frauen immer noch 23 Prozent weniger als Männer verdienen und die prekären Beschäftigungsverhältnisse. „Wir laufen sehenden Auges in die Altersarmut vieler Menschen und dürfen dies nicht zulassen“, so Näckel. Die Gewerkschaften hätten lange genug Zurückhaltung geübt, jetzt sei Schluss.
Hauptredner Jürgen Ratayczak vom IG Metall-Vorstand in Frankfurt fand in Wissen deutliche Worte. „Hoesch, einst größter Arbeitgeber der Region, ist heute Geschichte, aber es ging weiter“, so Ratayczak. Er erinnerte an die Leistungen der Menschen die sich nicht hätten unterkriegen lassen.
In den Zeiten der Finanzkrise haben die Gewerkschaften Zurückhaltung und Verantwortung gezeigt, um keine Massenarbeitslosigkeit zu produzieren. Damit sei jetzt Schluss, die Arbeitnehmer müssen jetzt endlich am Aufschwung teilhaben. Die Neuordnung des Arbeitsmarktes und gerechte Löhne standen im Fokus der Ansprache. Die Leiharbeit muss ebenso wie die steigende Zahl der prekären Beschäftigungsverhältnisse gestoppt werden. Die Jugend braucht Perspektiven und Zukunftschancen statt befristeter Arbeitsverhältnisse. Die Sitten auf dem Arbeitsmarkt seien verroht, das zeige die steigende Zahl der sogenannten prekären Arbeitsverhältnisse. Eine klare Absage zum Lohndumping mittels Leiharbeit erteilt der DGB. Der rasant um sich greifende Missbrauch der Leiharbeit müsse gestoppt werden.
Die Pervertierung des Arbeitslebens zeige sich bei der Jugend, da werde ausgebildet und dann nur befristet eingestellt. 60 Prozent aller Beschäftigten im Alter von 15 und 35 Jahren haben befristete Arbeitsverträge. Diese „Ex und Hopp“- Mentalität der Arbeitgeber müsse ein Ende haben. Es gebe keinen vernünftigen Grund, junge Menschen unbefristet zu übernehmen, es sei denn man habe nur kurzfristiges Renditestreben im Auge.
Ratayczak ging auf die begonnenen Tarifverhandlungen in der Metallbranche ein, 6,5 Prozent sei fair und gerecht. „Wir wollen ein großes Stück vom Kuchen“, so der IG-Metaller. Streitbar forderte er auch die Politik auf, endlich zu handeln. Der Wert der Arbeit in Europa müsse erkannt und entsprechend gewürdigt werden. Statt dessen unterstütze die Politik die Finanzjongleure und Casino-Zocker. Die Politik lasse sich von den Finanzmärkten und Rating-Agenturen das Handeln bestimmen, schimpfte Ratayczak. Unter anderem forderte er die Einführung der Transaktionssteuer, der Eurobonds und den jetzt schnellstens den vorliegenden Fiskalpakt zu streichen.
Faire Teilhabe der Arbeitnehmerschaft an den Errungenschaften in Europa bedeute gerechte Löhne und soziale Sicherheit. Und die Gewerkschaften werden und wollen dazu Lösungen anbieten und sie durchsetzen – dafür stehe der 1. Mai.
Vor der Grundsatzrede zum Tag der Arbeit hatte Wissens Bürgermeister Michael Wagener die Grüße der Bürgermeister und der Räte des Landkreises ausgesprochen. Er erinnerte an die Ursprünge am historischen Ort und die Veränderungen, die der Region eine neue Zukunft bringen.
Der ehemalige Betriebsratsvorsitzende der Hoesch-Werke, Rainer Braun gab den Zuhörern einen Einblick in die Geschichte des einst berühmten Weißblechwerkes, an das jetzt die Skulpturen „Schnapper und Doppler“ in der Altstadt erinnern. Und zu sehen gab es einen alten rekonstruierten Film, der die Arbeit der Männer im Werk zeigte.
Ein Dank galt den Schülerinnen und Schülern der Bläserklasse 5b der Marion-Dönhoff-Realschule plus, die mit ihrem Lehrer Christoph Becker seit Januar üben und mit rockigen Tönen für Applaus sorgten. (hws)
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