Buchvorstellung im Heimatmuseum Kirchen
Die Geschichte der einstigen Lokomotivfabrik Jung-Jungenthal in Kirchen wurde in zehnjähriger Arbeit zusammengetragen. Es entstand eine faszinierende Dokumentation von Stefan Lauscher und Gerhard Moll, die jetzt im Heimatmuseum Kirchen vorgestellt wurde.
Kirchen. "Die Lokomotivfirma Jung-Jungenthal lebt". Diesen Eindruck konnte man haben, wenn man die Veranstaltung des Heimatvereins besuchte, auf der das neue Buch "Jung-Jungenthal" der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Unter den Gästen waren zahlreichte Ehemalige, die sich an der Vorstellung des Buches mit Redebeiträgen rege beteiligten. Den Werdegang der Traditionsfirma aus dem Asdorftal dokumentiert das von Stefan Lauscher und Gerhard Moll in zehnjähriger Arbeit erstellte Buch. Vorsitzender Hubertus Hensel dankte den Autoren für das Werk, das jetzt gedruckt und gebunden vorliegt. Erhältlich ist das Buch auch beim Vorsitzenden Hubertus Hensel.
Stefan Lauscher stellte die Geschichte der Firma vor, sein Mitautor Gerhard Moll war aus Krankheitsgründen verhindert. Die Firma Jung war anfangs eine Textilmanufaktur. Um 1850 begann der Niedergang dieses Industriezweiges und so gründete Arnold Jung zusammen mit Christian Staimer 1885 eine neue Firma. Bei der Recherche nach Staimer hat nach Lauscher der Zufall mitgespielt. Man lernte einen Urenkel kennen, der über seinen Vorfahren berichten konnte. Staimer war der Techniker, der sein fundiertes Wissen mit in die Firma brachte, das er sich bei Kraus-Maffei in München und bei weiteren Lokomotivfirmen angeeignet hatte. 1888 starb Staimer, Arnold Jung kaufte seine Anteile und das Werk "Arnold Jung, Jung-Jungenthal" entstand.
Unter den Gästen war auch Stefan Hintze, der Enkel des Firmengründers. Er habe durch das Buch auch Neues erfahren. Dies sei erstaunlich, weil seine Lebensgeschichte doch eng mit der Firma verbunden sei. Die Erinnerungen würden nach oben geholt. Die Geräusche aus der Kesselschmiede nannte er Musik, heute würde man sie mit Sicherheit als infernalischen Lärm bezeichnen. Auch an das Quietschen der Schiebebühne habe er sich erinnert.
Bis 1898 wurden die neuen kleinen Loks der Firma über die Straße zum Bahnhof Kirchen transportiert. Dann kam der Gleisanschluss und damit der erste öffentliche Auftrag – die Preußische T3 (1898-1902) wurde in dem Werk produziert. Von 1902 – 1913 wurden 399 Loks vom Typ T9 gebaut. In diesem Zeitraum entstanden auch große Gebäude – die Kesselschmiede ist bis heute fast unverändert erhalten.
Auch im ersten Weltkrieg montierte man weiter Lokomotiven; allerdings arbeitete man auch für die Rüstung.
In den Kriegsjahren 1942 bis 1944 wurde ein großes Kriegsbeschaffungsprogramm aufgelegt. Von den 5000 Lokomotiven für Deutschland erhielt die Firma den Auftrag für Zeit 250 Stück. Nach dem Krieg wurden 700 bis 800 Lokomotiven in der Firma repariert. Die letzte Dampflok mit aus der Baureihe 23 mit der Nummer 23 105 verließ 1959 das Werk. Diese Lokomotive war gleichzeitig die letzte von der Bundesbahn gekaufte Dampflok.
Ab 1950 produzierte man zusätzlich Werkzeugmaschinen, 1958 kam der Bereich der Wehrtechnik hinzu. 1987 wurden die letzten sechs Lokomotiven gebaut. Es waren Gruben-Pressluftloks, von denen der Kunde nur fünf bezahlen konnte. Die sechste Lok steht jetzt im Außenbereich des Heimatmuseums.
Helmut Ermert ((stv. Geschäftsführer des Heimatvereins) ging auf die letzten Jahre beziehungsweise Jahrzehnte der Firma ein. Aus seiner Sicht hätten Fehlentscheidungen durch verantwortliche Leiter des Werkes zu dem Zusammenbruch geführt. Man habe sich zu sehr auf die Wehrtechnik verlassen und andere Bereiche wie zum Beispiel den Werkzeugmaschinenbau vernachlässigt. Neue Bereiche hätte man verworfen.
Der erste Satz "Die Lokomotivfirma Jung-Jungenthal lebt" kann natürlich am Ende des Artikels so nicht stehenbleiben. Er muss geändert werden in: "Die Lokomotivfirma Jung-Jungenthal lebt weiter in den Menschen der Region und in den umfangreichen Ausstellungsstücken des Heimatmuseums Kirchen".
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