Giora Feidman und Bernhard Robben in Hamm/Sieg
„Du gehst, du sprichst, du singst, du tanzt“ – auf beeindruckende Weise wurde zum Auftakt der elften Westerwälder Literaturtage die Autobiografie des weltbekannten Klezmer-Klarinettisten Giora Feidmann im Kulturhaus in Hamm/Sieg vorgestellt. Der als Weltstar und Meister der Klarinette gefeierte Künstler ist auf den Bühnen in New York ebenso zuhause wie in London, Hamm oder Wissen.
Hamm. Im Rahmen der elften Westerwälder Literaturtage unter dem Motto des diesjährigen rheinlandpfälzischen Kultursommers „Gott und die Welt“ begrüßte Initiatorin Maria Bastian Erll die zahlreichen Besucherinnen und Besucher zu einer bewegenden Buchvorstellung.
Dabei wurde jedoch nicht einfach gelesen. Moderator Bernhard Robben verstand es in einfühlsamer Weise, die ausgewählten Buchpassagen im persönlichen Zwiegespräch auf Englisch und Deutsch mit Giora Feidman zu verbinden, mit persönlichen Rückkoppelungen den windungsreichen Lebensweg des Künstlers deutlich zu machen.
Geboren in Bessarabien als Sohn und Enkel von Klezmer-Musikanten, die nach Argentinien ausgewandert waren, weil das die billigste Schiffspassage war, dort spanischsprachig groß geworden, nach dem 2. Weltkrieg nach Israel „heimgekehrt“, Weltbürger geworden. Und dann bekennt dieser weise alte Musiker, es gebe für ihn nur ein Volk, das kongenial dem jüdischen verwandt sei, nämlich das deutsche. „I love Germany!“ Ein tief ergreifendes Bekenntnis Giora Feidman‘s, das jedem im voll besetzten Kulturhaus unter die Haut ging. Selbstredend griff er immer wieder zu seiner geliebten Gefährtin, der Klarinette, und lockerte so das Zwiegespräch durch Proben seines meisterlichen Könnens auf. „Musik ist Gebet ohne Religion!“, erklärte der Künstler verschmitzt seine tolerante, alle Religions- und Kulturgrenzen überwindende Lebensmaxime. Lange und geduldig signierte er zum Abschluss des Abends jedem, der es wünschte, seine Biografie.
Vor dem Auftritt hatte sich Giora Feidman viel Zeit genommen, die Zeugnisse jüdischer Kultur in Hamm im Synagogen-Gedenkraum zu betrachten und zeigte sich beeindruckt vom Haus als Gedenkstätte und lebendigem Kulturort. Besonders Erwin Wortelkamps Inschrift auf dem tragenden Längsbalken des Altbaus fand seine ungeteilte Zustimmung: „Häuser haben ein Äußeres und ein Inneres. Sie bergen Vergangenheit und geben Zukunft Raum.“
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